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Der neue Bayern- und ehemalige BVB-Trainer Thomas Tuchel

© Imago/Ulrich Wagner

FC Bayern empfängt den BVB: Das Topspiel erfährt eine Zuspitzung im passenden Moment

Borussia Dortmund hat das Trainerbeben in München interessiert zur Kenntnis genommen und reist dennoch zuversichtlich zum Bundesliga-Gipfel. Das war nicht immer so.

Sebastian Kehl hatte in den vergangenen knapp zwei Wochen viel Muße, um ein wenig über den nationalen Tellerrand zu blicken. Die Länderspielpause erlebte sein Klub im wohligen Gefühl des Spitzenreiters – und in diesem Bewusstsein ortete Dortmunds Sportdirektor zwischendurch die Lage in den anderen großen Fußball-Ligen Europas.

„Sei es in Italien, sei es in England oder sei es in Spanien: Wenn ich über die Grenzen schaue, gibt es doch viele Ligen, wo die Meisterschaft schon fast entschieden ist“, lautet Kehls Bestandsaufnahme. Und weil das in Deutschland zur Abwechslung gerade mal anders ist, schlussfolgert er: „Dass die Bundesliga noch so spannend ist, zeigt die Attraktivität dieser Liga.“

Dank der Bayern und deren jüngstem Trainerwechsel hat der aktuelle Charme des Wettbewerbs im passenden Moment sogar eine weitere Zuspitzung erfahren.

Beim ultimativen Gipfeltreffen gegen Dortmund am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) werden die Münchner nicht mehr von Julian Nagelsmann gecoacht. Der wurde am vergangenen Freitag durch Thomas Tuchel ersetzt. Einen Mann, der nicht nur in zwei dieser momentan recht langweiligen europäischen Ligen – Frankreich und England – bereits gearbeitet hat. Sondern zudem eine zwei Jahre dauernde Tätigkeit in Dortmund vorweisen kann. Ein unerfreuliches Ende inklusive.

Ich glaube, am Wochenende ist es kein Spiel gegen Thomas Tuchel, sondern am Ende ein Messen des Erstplatziertem mit dem Zweitplatzierten.

Sebastian Kehl, Sportdirektor von Borussia Dortmund

Vor allem das Verhältnis zwischen Klub-Chef Hans-Joachim Watzke und Tuchel litt im Frühjahr 2017, in das auch der Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des BVB vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen Monaco fiel, gewaltig. Da vermochte selbst der Gewinn des DFB-Pokals nichts mehr zu retten: Drei Tage nach dem Finalsieg gegen Frankfurt war die Ära Tuchel bei den Schwarz-Gelben vorzeitig beendet.

Schnee von vorgestern, bemüht sich der im Sommer 2022 zum Sportchef aufgestiegene Sebastian Kehl nun in der Kunst des Abwiegelns.

Der BVB hat die letzten acht Liga-Gastspiele in München verloren

„Alle Parteien sind so professionell. Es gehört dazu, dass Trainerwechsel passieren und auch mal gegen alte Klubs gespielt wird“, erwähnt der 43-Jährige, kommentiert den kürzlichen Übungsleitertausch beim Konkurrenten mit einem dezenten Augenzwinkern als „eine für uns ein bisschen überraschende Neuigkeit aus München“, vermeldet aber zugleich: „Ich glaube, am Wochenende ist es kein Spiel gegen Thomas Tuchel, sondern am Ende ein Messen des Erstplatziertem mit dem Zweitplatzierten.“

Wegen der spärlichen Trainingseinheiten in der Länderspielpause werde der Wechsel auf der Bayern-Bank von Nagelsmann zu Tuchel die Partie „nicht unbedingt so richtig tangieren“, prophezeit Kehl – dem der eine Punkt Vorsprung der Westfalen auf die Bajuwaren ohnehin viel wichtiger ist. „Wir haben“, betont der gebürtige Hesse deshalb, „eine große Möglichkeit, können mit breiter Brust dorthin fahren. Das haben wir uns in den letzten Wochen erarbeitet. Wir sind deutlich stabiler, deutlich gefestigter.“

BVB-Boss Watzke rechnete dem großen Rivalen seinerseits gerade noch mal vor, dass man in diesem Kalenderjahr stramme zehn Punkte auf die Bayern wettgemacht habe. Da wird auch die Konfrontation mit der eigenen schwarzen Serie – bei den letzten acht Liga-Auftritten in München setzte es acht Niederlagen mit insgesamt 33 Gegentreffern – gerade etwas erträglicher.

Das findet auch Edin Terzic. „Wir haben es geschafft, diese Energie, die wir auf dem Trainingsplatz und in der Kabine haben, ins Stadion zu bringen. Das ist, was uns sehr zuversichtlich macht“, erklärt der Dortmunder Cheftrainer, der deshalb schon mal erkennbar die Backen aufbläst: „Wenn wir nicht nur mit einer großen Portion Respekt in dieses Spiel gehen, sondern auch mit einer großen Portion Selbstvertrauen und Mut, dann haben wir, glaube ich, eine große Chance, da etwas mitzunehmen.“

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