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Nachdenklich: Pep Guardiola.

© dpa

FC Bayern München in der Champions League: Pep and the City

Pep Guardiola hat einen Wechsel zu Manchester City ausgeschlossen, der englische Klub bleibt aber weiter interessiert. Dabei ist nicht das Geld der Scheichs das beste Argument - sondern ein alter Weggefährte Guardiolas.

Pep Guardiola trug vor, was vorzutragen war und was er schon immer vorgetragen hat, aber in der aktuell leicht angespannten Situation war ein Repetitorium wohl unabdingbar. „Jungs, ich habe 200 Millionen Mal gesagt, dass ich noch ein Jahr Vertrag habe“, sprach der Trainer des FC Bayern München zur Einstimmung auf das Rückspiel im Halbfinale der Champions League gegen den FC Barcelona. „Ich werde hier bleiben. Das ist alles.“

Das war natürlich nicht alles, denn im Sommer 2016 geht die Welt nicht mal nach dem Maya-Kalender unter. Irgendwie wird es ja danach weitergehen. Für Guardiola, den FC Bayern und Manchester City, den mit arabischen Milliarden gepäppelten Klub in der attraktivsten und reichsten Liga der Welt. Ein Wochenende lang hat die Internet-affine Welt über eine angebliche Offerte des gerade vom FC Chelsea entthronten Premier-League-Champions spekuliert. Kommt da noch was? Kann schon sein. Aber das für Guardiola entscheidende Argument für einen Wechsel nach Manchester wäre wohl weniger das viele arabische Geld noch die Attraktivität der englischen Liga. Das entscheidende Argument spricht Baskisch und heißt Txiki Begiristain. Der Mann, der Manchester City als Sportdirektor dient und dem sich Guardiola zu größtmöglicher Loyalität verpflichtet fühlt.

Die in Barcelona erscheinende und dem lokalen Fußballunternehmen sehr zugeneigte Zeitung „Sport“ hat ihn mal „den Guardiola des Büros“ genannt. Der vormalige Stürmer Begiristain ist in San Sebastian groß geworden, er spielte acht Jahre lang für den FC Barcelona und gewann 1992 gemeinsam mit dem vormaligen Mittelfeldspieler Guardiola den Europapokal der Landesmeister. Elf Jahre später stieg er im Camp Nou zum Sportdirektor auf, weitere fünf Jahre später war es vor allem ihm zu verdanken, dass ein 37 Jahre junger Nachwuchstrainer die Nachfolge des Niederländers Frank Rijkaard antrat.

Guardiolas Erfahrung als Cheftrainer reduzierte sich damals auf eine Saison bei der zweiten Mannschaft. Das war so unumstritten nicht. Rijkaards Vorgänger hießen Johan Cruyff, Bobby Robson, Louis van Gaal, Radomir Antic, Llorenç Serra Ferrer und Carles Rexach, allesamt hatten sie sich in anderen großen Klubs und Ligen hochgedient. Das Überspringen mehrerer Stufen unter Verweis auf die klubeigene DNS hat der FC Barcelona erst durch das geglückte Experiment mit Guardiola für sich entdeckt (und später mit Tito Vilanova und jetzt Luis Enrique weitergeführt).

Ohne den Einfluss Begiristains wäre diese Beförderung kaum möglich gewesen, und ohne dessen Rückendeckung hätte Guardiola vielleicht nicht einmal die ersten Monate überstanden. Der neue Trainer ließ in einer seiner ersten Amtshandlungen die Künstler Ronaldinho und Deco wissen, dass ihre Zeit in Blau-Rot vorbei sei. Das war sportlich durchaus nachzuvollziehen und hätte Guardiola doch im Falle längerer Misserfolge schwer beschädigen können. Es kam bekanntlich anders. Mit seiner runderneuerten Mannschaft gewann Guardiola gleich in seiner ersten Saison das, was sie auch in München so gern mit ihm gewonnen hätten, nämlich das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Begiristain hatte alles richtig gemacht.

Die Wege trennten sich im Sommer 2010, und wie so oft im spanischen Fußball hatte das mit Politik zu tun. Begiristain war der Vertraute des Barça-Präsidenten Joan Laporta. Der legte sein Amt nieder, sein Nachfolger Sandro Rosell hatte andere Vorstellungen und ersetzte Begiristain durch die Klub-Legende Andoni Zubizarreta. Begiristain hielt sich zwei Jahre lang im Hintergrund, und als er im Oktober seinen Job bei Manchester City antrat, wurde das sofort als Antichambrieren in Sachen Pep Guardiola interpretiert. Der begehrteste und erfolgreichste Trainer der Welt war nach dem Abschied in Barcelona unverhofft auf den Markt gekommen, wenn auch erst für den Sommer 2013, nach dem Ende seines selbstgewählten Sabbaticals.

Der Gewinn der Premier League reicht in Manchester nicht

Doch Pep Guardiola widerstand im fernen New York der englisch-baskisch-arabischen Charmeoffensive und ging lieber nach München. Manchester City gab sich mit der zweitbesten Wahl zufrieden – mit dem Chilenen Manuel Pellegrini, der die Provinzklubs FC Villarreal und FC Malaga zu einer kurzen Blüte geführt hatte. Im Etihad Stadium aber hat er dem Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan trotz aller Investitionen nicht den gewünschten Erfolg liefern können. Der Gewinn der Premier League reicht in Manchester nicht. Es muss schon die Champions League sein, und da ist City unter Pellegrini zweimal im Achtelfinale gescheitert. Zweimal übrigens am FC Barcelona, in dem ja immer noch so viel von Pep Guardiola steckt, und genau das ist es, was der Scheich haben will. Koste es, was es wolle, und zur Not eben erst im nächsten Sommer.

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