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Drei Titel im Blick. Obwohl seine Mannschaft zuletzt schwächelte, gibt sich Bayern-Trainer Louis van Gaal momentan äußerst selbstbewusst.

© dpa

FC Bayern München: Nerlinger macht den Hoeneß

Vor dem heutigen Halbfinale im DFB-Pokal attackiert Bayern München seinen Gegner Schalke 04 - der bislang so zurückhaltende Sportdirektor Christian Nerlinger orientiert sich an Ex-Manager Uli Hoeneß.

Es hat schon eine Weile gedauert, bis sich Christian Nerlinger in den großen Fußstapfen von Uli Hoeneß zurechtgefunden hat. Wenig bis gar nichts war in den ersten Wochen und Monaten vom neuen Sportdirektor des FC Bayern München zu hören, weder in der herbstlichen Krise noch im spätwinterlichen Höhenflug. Doch jetzt, vor den Wochen, die über Wohl und Wehe der Bayern-Saison entscheiden, hat Nerlinger sich ein Herz gefasst. Kurz vor der DFB-Pokal-Halbfinalbegegnung am heutigen Mittwoch (20.30 Uhr, live in der ARD) beim FC Schalke 04 attackierte Nerlinger den ehemaligen Bayern-Trainer Felix Magath.

Dem „Münchner Merkur“ sagte Nerlinger, das Spiel der Schalker sei „von zwei Stilmitteln“ geprägt: „Bei Standards sind sie höllisch gefährlich. Und das zweite Stilmittel sind taktische Fouls.“ Das sei allerdings nicht seine Vorstellung von Fußball. „Es sollte einfach nicht das Stilmittel einer Mannschaft sein, so Fußball zu spielen“, erklärte Nerlinger. „Das kann nicht das Ziel dieses Sports sein. Das ist eine Politik, eine Philosophie, die den Fußball einfach nicht weiterbringt.“

Mit diesen Äußerungen folgt Nerlinger einem alten Prinzip der Öffentlichkeitsarbeit beim FC Bayern: Gewinnt die Mannschaft in Serie, sparen die Verantwortliche nicht mit Selbstkritik. Läuft es aber gerade mal miserabel, wird das Team kollektiv stark geredet und der Gegner verbal angegriffen. Und jetzt, da es in allen drei Wettbewerben in die entscheidende Phase geht, hat van Gaals Mannschaft fußballerische Rückschritte gemacht. Niederlagen gegen Frankfurt und Florenz, ein äußerst mühsamer Heimsieg gegen den Abstiegskandidaten Freiburg, vor der Brust Mannschaften wie Schalke, Stuttgart, Manchester United und Leverkusen – da muss man sich schon ein bisschen stark reden. Nationalspieler Bastian Schweinsteiger wollte sogar einen positiven Effekt der 1:2-Niederlage gegen die Eintracht erkannt haben: „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass wir in Frankfurt einen Dämpfer bekommen haben. Man nimmt viel Wut aus so einer Niederlage mit.“

Van Gaals Alternativen sind übersichtlich

Wut allein allerdings wird den Münchnern heute nicht reichen. Die Abwehr wackelt, dem Mittelfeld fehlt ohne Franck Ribéry und mit dem nicht immer fitten Arjen Robben Esprit. Van Gaals Alternativen auf der Bank sind übersichtlich, und vor allem in der Defensive sollte sich nun besser niemand mehr verletzen.

Nerlingers Attacke lenkt von diesen Baustellen ab. Man müsse „Felix Magath ein Kompliment machen, was er und seine Spieler leisten“, sagte er. „Wir beim FC Bayern wollen einen anderen Fußball spielen.“ Vor dem Pokal-Halbfinale sieht er die Schiedsrichter in der Pflicht: „Sie gehen sehr milde damit um. Jeder Spieler darf drei, vier taktische Fouls machen, ehe mal Gelb gezückt wird.“ Nerlingers Hochrechnung: „Das macht bei einer Mannschaft von zehn Feldspielern bis zu 30, 40 taktische Fouls, und dann ist es für einen Gegner schwer, Druck aufzubauen.“

Ganz so ernst wie sein Vorgänger Uli Hoeneß scheint Nerlinger aber noch nicht genommen zu werden. Felix Magath jedenfalls reagierte auf den Angriff aus München sehr gelassen. „Nerlinger hat in fünf Jahren Bundesliga 364 Fouls begangen, so viele wie kein anderer“, sagte Magath. „Er muss also Experte sein.“

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