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Tanz mit mir. Franck Ribéry und David Alaba (r.) hatten in Stuttgart durchaus ihren Spaß.

© Reuters

FC Bayern siegt 3:1 beim VfB Stuttgart: Sitzstreik und Rekord

Der FC Bayern München müht sich beim VfB Stuttgart zu einem 3:1-Pflichtsieg - auch dank eines historischen Eigentors von Georg Niedermeier.

Arturo Vidal fand seine Auswechslung alles andere als vergnüglich. Nach nur 26 Minuten vom Rasen zu müssen, quittierte der Chilene in Diensten des FC Bayern München mit einem verdrießlichen Gesichtsausdruck. Er schritt ohne Regung an der Bayern-Bank vorbei und umkurvte Trainer und Kollegen, um hinten herum auf die andere Seite zu gehen und sich in eine rote Decke eingewickelt auf den kalten Boden zu setzen. Den üblichen Handschlag mit Trainer Pep Guardiola mied der Mittelfeldkämpfer ebenso wie den Kontakt zu den Kollegen auf der Bank. Nach dem Umweg konnte Vidal nur Kapitän Philipp Lahm nicht entkommen, der ihn von der Bank aus vom ursprünglich avisierten Gang in die Kabine abhielt und später Tröstendes ins Ohr flüsterte.

Nach dem mühsamen 3:1 (1:0)-Erfolg beim VfB Stuttgart und vier Tage vor dem kniffligen Rückspiel im Viertelfinale der Champions League bei Benfica Lissabon, wo es einen knappen 1:0-Vorsprung zu verteidigen gilt, wollte keiner der Bayern dem Gefühlsausbruch des Chilenen besondere Bedeutung beimessen. Unruhe sollte zum jetzigen Zeitpunkt um Nichts in der Welt aufkommen. Der Versuch, ins Halbfinale einzuziehen, genießt höchste Priorität. „Er will halt immer spielen und nicht raus. Aber er wusste, dass es genau die richtige Maßnahme war“, sagte Bayerns Sportdirektor Sport Matthias Sammer. Als Vidal nach einigen ungeschickten Fouls bereits die Gelbe Karte gesehen hatte, machte sich auf der Bayern Bank „eine gewisse Unruhe“, breit wie Thomas Müller berichtete, der für Vidal aufs Feld durfte.

Später wirkte Vidal wieder entspannt und schlenderte grinsend zum Bayern-Bus. Der Wechsel allerdings gab dem bis dahin wackligen Bayern-Spiel die entscheidende Wende. „Wir wollten mehr Spieler in der Mitte haben“, sagte Guardiola und meinte die Sturmmitte, in der sich lange keine Lücke auftat – bis Müller kam.

Vidal wurde schon nach 26 Minuten ausgewechselt

Dessen Einwechslung entpuppte sich wie die Verschiebung von Franck Ribéry auf den linken Flügel als belebendes Element im zähen Spiel der Münchner, die ihren Vorsprung in der Bundesliga zumindest bis zum sonntäglichen Revierderby des Verfolgers Borussia Dortmund bei Schalke 04 wieder auf acht Punkte ausbauten. Wie Müller saßen auch Lahm, Douglas Costa und Thiago zunächst auf der Bank. „Wir haben das sehr gut gemacht“, behauptete der Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Thomas Müller sprach etwas selbstkritischer immerhin von „einem heißen Tanz“, bei dem die Stuttgarter nur „zehn Minuten, die Chance zum Ausgleich hatten“.

Ins Spiel der Münchner allerdings wollte trotz 78 Prozent Ballbesitz keine Ruhe einkehren. Weder nach Georg Niedermeiers Eigentor zum 1:0 (übrigens ein neuer Rekord, es war das sechste Eigentor der Stuttgarter der Saison) noch nach dem 2:0 durch David Alaba. Der VfB stand nach dem Anschlusstreffer von Daniel Didavi mehrmals kurz vor dem Ausgleich. Erst als dem eingewechselten Douglas Costa in der Schlussminute das 3:1 gelang, war das Spiel entschieden. Der Stuttgarter Didavi erzielte sein elftes Saisontor übrigens im Strafraum der Bayern aus sitzender Position, nachdem ihm Robert Lewandowski den Ball vor die Beine gespielt hatte.

Während sich Stuttgarts Manager Robin Dutt weitere Punkte wünschte, „die wir auch holen werden“, um nicht weiter abzurutschen, kündigte Thomas Müller vor der Dienstreise nach Lissabon an, „dass wir sicher effizienter sein müssen, aber wir können uns ja bis Mittwoch noch lange genug ausruhen“. In Stuttgart allerdings wurden die Münchner am Ende mehr gefordert, als ihnen lieb sein konnte, was nicht zuletzt an Arturo Vidal lag.

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