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Poldi

© dpa

FC Bayern: So ein Ziehen in Rücken, Po und Bein

Die Leiden des Lukas Podolski gehen weiter: Wegen eines Bandscheibenvorfalls fehlt er den Bayern im DFB-Pokal.

Beim Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV haben sie in diesen Tagen eine neue und wirklich geniale Form der psychologischen Trainingsgestaltung erfunden. Weil die Wuppertaler diesen Dienstagabend im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München antreten müssen, haben sie für das Elf gegen Elf zur Übung zwei verschiedene Trikotsätze angezogen: Die Stammelf trug die eigenen Trikots, die Reserveelf die des FC Bayern. Unklar ist, ob dabei auch jemand das Hemd mit der Nummer elf getragen hat, das mit der Aufschrift „Podolski“. Es ist ziemlich unwahrscheinlich – schließlich darf ja nicht einmal Podolski selbst das Hemd regelmäßig auf dem Platz tragen.

Lukas Podolski war noch nie so etwas wie ein Stammspieler, seit er vor eineinhalb Jahren zum FC Bayern gegangen ist. In den vergangenen Wochen aber hat sich seine ohnehin schon schwierige Situation noch verschlechtert: Zuerst kehrte der 22-Jährige aus dem Weinachtsurlaub mit einer Grippe zurück, dann sagte Trainer Ottmar Hitzfeld zum Abschluss des Trainingslagers von Marbella, er wolle sich in der am kommenden Wochenende beginnenden Bundesliga-Rückrunde zunächst auf den Kern der Mannschaft konzentrieren, was für Podolski und alle anderen außerhalb des Kerns wenig erfreulich geklungen haben dürfte. Und jetzt kommt noch ein weiteres Problem hinzu: der Bandscheibenvorfall, an dem Podolski nun auch offiziell leidet.

„Ich habe im Rücken so ein Ziehen, das über den Po ins linke Bein strahlt“, sagte Podolski kürzlich. Am Montag hatte sich immerhin herausgestellt, dass Podolskis Rücken weniger geplagt ist als befürchtet. „Er beginnt jetzt mit der Reha“, sagte Hitzfeld, „dann muss man von Tag zu Tag schauen.“ Eine Operation aber sei nicht nötig. Das bedeutet: Podolski wird auf jeden Fall in Wuppertal fehlen und am Freitag in Rostock, vermutlich auch beim Länderspiel am 6. Februar gegen Österreich – alles weitere ist ungewiss. Seine Chancen, irgendwann vielleicht doch öfter sein Spieltrikot tragen zu dürfen, erhöht das nicht gerade.

Noch bis vor kurzem war vom Weggang Podolskis zu einem anderen Klub die Rede, doch entgegen aller Interessensbekundungen der Konkurrenz (Manchester City, 1. FC Köln, Werder Bremen) bedeuteten ihm die Bayern, in München zu bleiben, nicht einmal eine Ausleihe kam in Frage. „Aus Klubsicht ist das verständlich“, sagt DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, „aber aus Spielersicht ist es inakzeptabel, er ist noch so jung, da hätte ich mich keine Sekunde lang auf die Bank gesetzt.“ Das allerdings tut ja niemand so gern, auch Miroslav Klose nicht, wie er nun zugab. Doch Klose ist trotzdem ja kein Unmensch, weshalb er für seinen einstigen WM-Sturmpartner trotzdem Chancen sieht: „Mit seinem Potenzial ist er schon weit. Ich bin überzeugt, er wird sich bei Bayern durchbeißen.“

Durchbeißen – Matthias Sammer bringt dieses Wort beinahe in Rage: „Wo soll er denn hinbeißen, wenn er nicht auf dem Spielfeld ist?“ Einen Wechsel Podolskis hätte Sammer befürwortet – was wiederum Bundestrainer Joachim Löw anders sieht. Er habe ihm von einem Wechsel abgeraten, sagte Löw, und: „Wir stützen ihn, auch wenn er bei Bayern München nicht spielen sollte.“ Allerdings glaubt Löw, „dass er seine Chancen bei den Bayern bekommen und bei der EM in einer guten Verfassung sein wird“.

Lukas Podolski werden die Worte des Bundestrainers ein wenig aufgemuntert haben, hat er doch ein großes Ziel: die Europameisterschaft 2008. Ob er das Ziel erreichen kann, das allerdings hängt von vielen Faktoren ab, die im Moment noch unbekannte sind – mit seiner Bandscheibe ist noch ein weiterer hinzugekommen.

Michael Neudecker[München]

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