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Der Favorit siegt. Und dann noch durch Cristiano Ronaldo.

© Reuters/Wermuth

Finale der Champions League: Sieg der Oligarchie

Der Außenseiter hat gekämpft, doch am Ende hat mit Real Madrid doch die Berechenbarkeit triumphiert. Die Champions League ist eine in sich geschlossene Oligarchie mit vorgeschalteten Zirkusspielen. Ein Kommentar.

Was wird bleiben nach dieser Nacht von Mailand? Vom heldenhaften Kampf des ewigen Außenseiters, der das Establishment ganz dicht an den Abgrund der Niederlage geschubst hatte und am Ende doch wieder da stand, wo Außenseiter eben stehen, ein paar Meter vor dem roten Teppich? Atlético Madrid hat der am Fußball interessierten Hälfte der Welt am späten Samstag ein großartiges Schauspiel geboten. Ein Spiel, das nach frühem Rückstand schon so gut wie verloren schien, weil es das Klischee doch vorgibt, dass diese Mannschaft nur verteidigen und zerstören kann. Und dann kam alles doch ganz anders.

Ja, Atlético kann verteidigen und zerstören, anders ist es auch schwerlich möglich, sich als Parvenü im Kreis der Hochfinanz zu behaupten. Aber da ist schon noch ein bisschen mehr. Anders als vor zwei Jahren, als der Arbeiterklub aus dem Süden Madrids schon einmal im stadtinternen Derby um Europas Thron gekämpft und ebenfalls verloren hatte. Niemand, der sich ein bisschen für das Spiel interessiert, wird den Fortschritt negieren, den diese Mannschaft seitdem genommen hat. Atlético Madrid kann nicht nur verteidigen und zerstören, Atlético Madrid kann auch richtig gut Fußball spielen.

Dass bekam der FC Barcelona im Rückspiel des Viertelfinales zu spüren, der FC Bayern m Hinspiel des Halbfinals und Real Madrid im Endspiel. Das Leiden der Madridistas auf dem Weg zum elften Gewinn der Champions League hatte episches Format.

Wen aber jenseits der gesättigten Stammkundschaft vermag diese Zahlenschieberei noch zu begeistern?

Am Ende aber steht diese Zahl. Die magische Elf, Real wird sie mit Stolz und zu Recht in den Briefkopf aufnehmen. Es steht diese Elf aber auch für die Berechenbarkeit des internationalen Fußballs. Er ist langweilig und beliebig geworden mit immer denselben Mannschaften, die sich ihren Erfolg mit stetig zunehmendem Vermögen immer selbstverständlicher erkaufen. Elfmal Real, nächstes Jahr vielleicht zum sechsten Mal Barcelona oder der FC Bayern, irgendwann ist Manchester United mit neuen Millionen zum vierten Mal dran.

Wen aber jenseits der gesättigten Stammkundschaft vermag diese Zahlenschieberei noch zu begeistern? Die Champions League ist eine in sich geschlossene Oligarchie mit vorgeschalteten Zirkusspielen. Ohne jeden Zweifel ist Real Madrid ein würdiger und verdienter Champion, aber er steht eben auch für einen Mainstream, der keine Überraschungen mehr bietet. Es sind Mannschaften wie Atlético Madrid, deren schwer erklärbarer Erfolg die Faszination des Fußballs ausmacht. Immerhin diese Hoffnung wird bleiben nach der Nacht von Mailand.

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