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Sport: Finnland lässt grüßen

Janne Ahonen gewinnt die Vierschanzentournee – der Zweite Sven Hannawald ist froh, dass alles vorbei ist

Bischofshofen. Irgendwann flog tatsächlich eine Rakete durch den blauen Himmel über Bischofshofen. Sie landete nicht im Auslaufraum am Fuße der Paul-Ausserleitner-Schanze, sondern stieg über den Zuschauerhügel hinweg in Richtung Flachenberg. Als die Rakete die 30 000 Zuschauer im Sepp-Bradl-Stadion längst hinter sich gelassen hatte, verglühte sie allmählich in der Luft. Der Skispringer Sven Hannawald jedenfalls war das nicht.

„Vielleicht kann ich noch einmal zwei Raketen zünden“, hatte Sven Hannawald vor dem Springen in Bischofshofen gesagt. Und damit zwei gute Sprünge gemeint. Doch der einzige, der wirklich noch Zündstoff von der Silvesterfeier übrig hatte, war jener Zuschauer, der beim letzten Springen der Vierschanzentournee zwei Raketen in den Himmel schoss. Sven Hannawald hingegen zwar nicht mehr so überragend wie im vergangenen Jahr, als er alle vier Wettbewerbe der Tournee gewonnen hatte. Doch seine Leistung in diesem Jahr war ebenfalls außergewöhnlich. Nach Sprüngen auf 128,5 Metern und 127 Metern sicherte sich der 28-Jährige in Bischofshofen Rang zwei hinter dem Norweger Bjoern Einar Romoeren (126,5 und 130,5 Meter). Auch in der Gesamtwertung belegte er den zweiten Platz. „Ich bin sensationell zufrieden“, sagte Sven Hannawald. Nach einer Knieoperation im Mai war er beim ersten Weltcupspringen in Kuusamo auf den letzten Platz gehüpft. „Ich hätte nie gedacht, dass ich nach der Vorgeschichte noch auf dem Podest stehe.“

Sein Nachfolger als Gesamtsieger bei der Tournee wurde der Finne Janne Ahonen. Dieser hatte gestern zwei gute Sprünge absolviert (130/123,5). Ein vierter Platz genügte ihm um mit der Punktzahl von 999, 9 die Gesamtwertung für sich zu entscheiden. Hannawald erhielt insgesamt 976,3 Punkte, der Pole Adam Malysz kam mit 959,7 Punkten auf den dritten Platz.

Schon vor dem gestrigen Springen war klar, dass der Finne in der Gesamtwertung nicht mehr einzuholen war, wenn er sich nicht einen großen Fehler leisten würde. Ahonen ahnte bereits vor dem letzten Durchgang, dass er nach 1999 zum zweiten Mal Sieger der Tournee werden würde. Deshalb hatte sich der 25-Jährige vor seinem letzten Sprung einen Gruß an seinen Sohn auf die Handschuhe geschrieben, die er zur Feier des Tages im Auslaufraum in die Kamera hielt. „Moi Mico“, stand dort geschrieben, „Hallo Mico.". Sein Sohn ist ein Jahr alt und dürfte daher noch Schwierigkeiten mit dem Lesen haben. Aber schriftlich scheint sich der schweigsame Finne lieber auszudrücken.

Trotz Hannawalds zweitem Platz echauffierte sich Trainer Wolfgang Steiert über eine Entscheidung von Miran Tepes, dem Assistenten des Renndirektors. Der Slowene hatte Hannawald im zweiten Durchgang kurzzeitig nicht in die Anlaufspur gelassen, weil ihn die Windbedingungen zu sehr bevorteilt hätten. „Das kann nicht sein, dass ein Mann über Sieg oder Niederlage entscheidet“, sagte Steiert. „Hannawald wäre fünf oder sechs Meter weiter gesprungen.“ Das hätte ihm in Bischofshofen seinen zweiten Sieg bei dieser Tournee gebracht. Im Gesamtklassement hätte das aber nichts geändert. Hannawald war schließlich froh, dass die zehntägigen Strapazen ein Ende hatten.

Abgesehen von der Entscheidung des Windrichters waren die deutschen Trainer mit dem Ergebnis zufrieden. „Wir haben einen mannschaftlichen Aufwärtstrend“, sagte Steiert. Vor allem der zwölfte Rang von Georg Späth hatte sie erfreut . Durch dieses Ergebnis schob sich der Oberstdorfer in der Gesamtwertung auf Rang 14 und war damit der zweitbeste deutsche Springer.

Diese Rolle war eigentlich Martin Schmitt zugedacht gewesen. Doch der 24-Jährige kämpfte bei der Tournee mit ständigen Auf und Abs. „Es ist eine Quälerei“, sagte Schmitt, der in der Gesamtwertung Platz 20 belegte. „Mir fehlt halt die physische Grundlage vom Sommertraining.“ Im September hatte er sich einer Knieoperation unterziehen müssen. „Das nächste Ziel ist die WM“, sagte er. Im Februar wartet der nächste Höhepunkt auf die Springer. Dann werden wohl wieder Raketen gezündet. Verbal oder, wie in Bischofshofen geschehen, vertikal.

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