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FLANKE aus Spanien: Schimpfende Stars

Julia Macher über Gemeinsamkeiten von Bernd Schuster und Ronaldinho

Vielleicht sollten sich Bernd Schuster und Ronaldinho einmal in Ruhe auf ein Bier treffen. Eine Aussprache unter Männern könnte therapeutische Wirkung haben. Schließlich leiden beide unter einem ähnlichen Verfolgungswahn, hervorgerufen von der stets hochtourig laufenden spanischen Medienmaschinerie. Keiner wird häufiger in den Fußballhimmel gelobt, keiner schneller in die Hölle verdammt als der neue Coach der Königlichen und der Noch-Star des FC Barcelona. Während seiner vier Monate bei Real Madrid bekam Schuster von „Rumpel-Teutone“ bis zu „San Bernardo“ bereits so viele unterschiedliche Beinamen verliehen, dass er ein Komplott vermutet. An dem ist nicht nur die Presse beteiligt, „die von nichts eine Ahnung hat und dafür bezahlt wird“, sondern nunmehr auch ein Schiedsrichter. Laut Schuster ist Referee Álvarez Izquierdo schuld an der 0:2-Niederlage gegen den FC Sevilla, er habe Sergio Ramos zu Unrecht vom Feld verbannt. Von einem Katalanen könne man nichts anderes erwarten, tönte Schuster. Dass dessen Fehlentscheidungen, wie das Sportblatt „Marca“ bewies, die Königlichen begünstigten, ist dem erbosten Coach egal.

Ronaldinho macht seinem Ärger weniger lautstark, aber genauso effektiv Luft. Beim Match gegen Betis Sevilla (3:0) widmete der langsamer gewordene, aber immer noch zu Akrobatikeinlagen fähige Brasilianer seinen zweiten Freistoßtreffer der Journaille. Zur Pressetribüne gewandt, ahmte er mit beiden Händen die Plappermäuler derer nach, die ihn schon ins Altenteil geschrieben hatten. Die spanische Sportpresse registriert die Unmutsbekundungen der beiden mit Nonchalance. Es wird sich schon etwas finden, um Schuster und Ronaldinho abzustrafen. Vielleicht schon in dieser Woche, wenn in der Champions League der FC Barcelona auf die Glasgow Rangers und Real Madrid auf Olympiakos Piräus trifft.

An dieser Stelle schreiben unsere Korrespondenten dienstags über Fußball in England, Spanien und Italien.

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