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Sport: Footballhelme für Skifahrer

Auch die WM-Abfahrt gilt als sehr gefährlich

Garmisch-Partenkirchen - Möglich, dass es am Samstag auf der Kandahar-Abfahrt wieder passiert. „Mir kommt es so vor, als ob Garmisch und Kitzbühel bei der Schwierigkeit ihrer Strecken einen Wettbewerb austragen“, sagt der Kanadier Erik Guay nach seinem ersten Training auf der WM-Abfahrt. In Kitzbühel war Hans Grugger im Training gestürzt und mit Lähmungserscheinungen an der rechten Körperhälfte ins Krankenhaus eingeliefert worden. Inzwischen befindet sich der Österreicher auf dem Weg der Besserung. Und in Garmisch? Guay: „Die Strecke ist an der Schwelle dazu, gefährlich zu sein.“

Es kann also wieder passieren, wenn heute die Weltmeisterschaft der Männer in Garmisch-Partenkirchen (11 Uhr, live im ZDF und Eurosport) gestartet wird. Immerhin haben die Organisatoren die eisige, mit zahllosen Schlägen versehene Strecke nach zahlreichen Beschwerden der Fahrer etwas entschärft. Kleine Hügel und Schläge wurden abgetragen, ein Sprung verkleinert. Die Bilanz von sechs Schwerverletzten in fünf Wochen soll bei dieser WM nicht fortgeschrieben werden. Zuletzt in Chamonix war auch der Kanadier Manuel Osborne-Paradis schwer gestürzt und hatte das ursprünglich 15 Personen umfassende Weltcupteam Kanadas weiter dezimiert. „Wir haben inzwischen sieben Schwerverletzte“, sagt Patrick Riml, Athletikdirektor des kanadischen Alpinteams, „da ist sicher viel Pech dabei – aber wir haben auch viele Athleten mit chronischen Beschwerden.“ Und das ist dann kein Pech mehr.

Der kanadische Alpindirektor hat eine Initiative gestartet, um die Verletzungen im alpinen Rennsport zu reduzieren – und um weiterhin Nachwuchs rekrutieren zu können. „Die Eltern haben Angst, ihre Kinder zum Skifahren zu schicken“, hat Patrick Riml festgestellt. Der Österreicher, der mit einer Kanadierin verheiratet ist, hat mehrere Faktoren für die erhöhte Verletzungsgefahr im alpinen Rennsport ausgemacht. Zum einen die mit Wasser vereisten Pisten. „Wenn man viel auf eisigen Pisten fährt, dann geht das auf den Körper“, sagt er. „Und wenn einer mit dem Kopf auf das Eis fällt, dann ist das, wie wenn er auf Asphalt fällt.“ Er hat sich jetzt Helme schicken lassen, die für American-Football-Spieler gemacht werden, und erhofft sich davon Ideen für eine verbesserte Dämpfung der Skihelme. Auch über Anzüge mit eingebautem Airbag diskutiert die Weltcupszene. „Wir müssen da etwas machen, damit die Anzüge besser bremsen, wenn ein Fahrer in den Schnee stürzt“, sagt Patrick Riml.

Man müsste den Fahrern auch mehr Ruhepausen gönnen, weniger Reisestrapazen. Das meint auch der Weltcupführende Ivica Kostelic und nimmt sich seine Pause nun während der Weltmeisterschaft. Das Weltcupprogramm ist mit dem Cityslalom von München weiter aufgestockt worden, „das war ein Wahnsinnsprogramm in diesem Jahr“, sagt der kanadische Teamdirektor. „Jeder sagt, man sollte nicht mehr so viele Rennen bestreiten“, berichtet Patrick Riml. „Aber wenn ein nationaler Verband ein Rennen zurückgeben soll, dann will es keiner machen.“ Womöglich muss noch etwas Schlimmeres passieren, bis das Programm im Weltcup wieder reduziert wird. Benedikt Voigt

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