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11 freunde

© dpa/Cintext

11 Freunde: Frei erfunden

Magnetfelder, die Tore erkennen. Töppen, die den Rasen pflegen. So machen Tüftler den Fußball besser.

Abseitsentscheidungen, die keine sind. Nicht anerkannte Tore, die eigentlich welche wären. Schiedsrichterentscheidungen, über die sich die Bayern aufregen, oder Cottbus, oder der Hamburger SV. Vielleicht kann nur noch der Chip im Ball die Bundesliga vor solchen unnötigen Diskussionen retten, aber an dem wird schon mehrere Jahre herumgebastelt. Es gibt aber auch andere Ideen, wie man den Fußball wieder verbessern kann, ertüftelt von Hobbykickern und bereits als Patent angemeldet. Zwar gibt es für Autos immer noch die meisten Patentanmeldungen, aber der Fußball holt beim Deutschen Patent- und Markenamt auf. „Die WM hat bei uns einen Fußball-Boom ausgelöst“, sagt Klaus Wollny vom Patentamt. Und was erfinden die Tüftler so? Wir haben uns einmal umgeschaut, wie das Fußballspiel von morgen aussehen könnte.

STROMKABEL IM STRAFRAUM

Eigentlich klingt es ja denkbar einfach: „Ein Tor ist gültig erzielt, wenn der Ball vollständig die Torlinie zwischen den Torpfosten und unter der Querlatte überschritten hat.“ So steht es im Regelwerk des Fußball-Weltverbandes Fifa. Doch in der Praxis gibt es immer wieder Tore, die keine sind. Schon 2005 testete die Firma „Cairos“ deshalb bei der U-17-WM in Peru ihren Mikrochip-Ball. Er sollte mitarbeiten, anstatt sich nur durch die Gegend schießen zu lassen. Über das ganze Feld hinweg, zu jeder Zeit sollte er den Schiedsrichtern seine Position durch Funkantennen übermitteln. Das Problem: Der Chip war empfindlich und vertrug die Fußtritte nicht. Nun macht „Cairos“ einen neuen Versuch. Mit Magnetismus. Was okkult klingt, ist vor allem erst einmal ein bisschen Gartenarbeit. Für das so genannte „Goal Line Technology“-System müssen entlang der Strafraumlinien Furchen in den Rasen gegraben werden. In diesen werden dann Stromkabel versenkt. Stromstöße gibt es bei Regelverstoß nicht, stattdessen soll ein Sensor im Ball das so entstehende Magnetfeld messen. Im März will das International Football Association Board entscheiden, ob das System etwas taugt und bei der WM 2010 in Südafrika zum Einsatz kommt.

STÜRMER MIT DÜNGEWIRKUNG

Eine ganze Woche lang hatte Daniel Wilhelms sich auf das Fußballspiel gefreut. Und dann das: Am Samstagmorgen ist der Fußballplatz gesperrt. Wegen Pflegemaßnahmen. Dass er selbst jedem Dünger Konkurrenz machen könnte, darauf kam Wilhelms, damals Designstudent, im Gespräch mit dem Platzwart. Gedüngt werden könne nur, wenn man Löcher im Boden hätte, sagte der. Wilhelms entgegnete: Moment mal, das machen wir doch mit unseren Stollen auch, uns fehlt nur das Düngemittel. Und so entwickelte Wilhelms einen Stollenschuh, der jeden Spieler zur Rasenpflegemaschine aufwertet. Die Funktionsweise: Durch eine Harzhülle kann die Bodenfeuchte in den Stollen dringen, ihm die Nährstoffe entziehen und wieder in den Boden sickern. Bei mehrmaligem Einsatz pro Woche hält der Stollen vier Monate, aber sicher ist sich Wilhelms da nicht, und das ist die Schwachstelle seiner Erfindung. „Mir fehlt die große Formel, mit der man Stollenwirkung und Rasenzustand berechnen kann“, sagt er. Dennoch glaubt er an sich. Zumindest hat Wilhelms im vergangenen Jahr ein Gebrauchsmuster – eine Art kleines Patent – angemeldet.

LÖFFEL IM HANDSCHUH

Erfind’ mal was, am besten mit Handschuhen. So lautete der Auftrag an Detlef Müller, als er in der Entwicklungsabteilung von Adidas arbeitete. Er tat es. Früher waren alle Torwarthandschuhe innen mit Scharnieren verstärkt. Die verhinderten, dass der heranfliegende Ball dem Torwart die Finger nach hinten umknickte. Dafür seien sie aber auch starr und unbequem gewesen, sagt Müller. „Wenn man fausten wollte, war es, als habe man Klötze im Handschuh.“ Die Lösung kam Müller, als er einen Einweg-Plastiklöffel in der Hand hatte. Das ist die perfekte Form, dachte er: In die eine Richtung gibt er nach, in die andere blockiert er. Müller entwarf einen Handschuh, in dem über jedem Fingergelenk ein solches Löffelelement sitzt. Die ersten davon sind schon auf dem Markt.

DAS LEUCHTENDE TOR

Ludwig Schatzinger ist für umfassende Freudenbeschallung. Die „Tooooor!“-Anzeige reicht ihm nicht, er will auch ein Tor, das im Erfolgsfall visuell anspricht. Beim Patentamt hat er ein Gebrauchsmuster für ein Tor angemeldet, das mit Leuchtdioden ausgestattet ist. Schatzinger träumt von der Beleuchtung in allen Variationen, sobald ein Tor fällt, vielleicht „blinkend“, schrieb er beim Patentamt, oder „von Seite zu Seite, von oben nach unten, sich drehend oder auch in verschiedenen Farben, eventuell Mannschaftsfarben“. Der Referee hat die Macht, er kann das Tor wie mit einer Fernbedienung anknipsen. Und auch bei Nebel soll das Leuchttor helfen, da bleibt es dauerhaft angeschaltet, damit man es überhaupt sieht. Fragt man Jürgen Dambroth, einen anderen Erfinder, hilft auch das am hellsten erleuchtete Tor nicht, um den Fußball zu retten. Dambroth hat sich während der WM 2006 geärgert, dass viele Bälle am Tor vorbei ins Aus gingen. Deshalb lautet seine Idee: Pfosten und Latte müssen breiter werden. Seinen Berechnungen zufolge würden damit 30 Prozent der Bälle wieder ins Spiel gehen. Damit, so sagt der Erfinder, werde jedes noch so lahme Spiel zur Attraktion. Auch ohne Licht.

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