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Legales Sprayen: Schiedsrichter Sandro Meira Picci bei der U20-WM im vergangenen Sommer.

© Imago

Freistoßspray bei der Klub-WM: Viel Schaum um eine Linie

Trotz des lockeren Einzugs ins Halbfinale der Klub-WM gibt es beim FC Bayern München etwas zu meckern. Grund dafür ist das sogenannte Freistoßspray: "Reine Zeitverzögerung", sagt Sportvorstand Matthias Sammer.

Matthias Sammer war schon ein bisschen genervt. „Es gab vor dem Spray den Fußball, es wird während des Sprays den Fußball geben und ich glaube auch nach dem Spray“, sagte der Sportvorstand von Bayern München. Das fragliche Spray kommt derzeit im Rahmen der Klub-WM in Marokko zum Einsatz, auch beim 3:0-Halbfinalsieg der Bayern gegen Guangzhuo Evergrande.

Mit der Sprühdose kann der Schiedsrichter vor der Ausführung eines Freistoßes eine weiße Markierung setzen, an der die verteidigende Mannschaft die Mauer bilden soll. Das soll sicherstellen, dass der Abstand zwischen dem Ball und dem nächsten Verteidiger tatsächlich die vorgeschriebenen 9,15 Meter beträgt und nicht, wie sonst üblich, von der Verteidigung immer weiter verkleinert wird.

Der weiße Schaum ist aus einer Flüssiggas-Substanz und verschwindet nach etwa einer Minute. Auch im zweiten Halbfinale, das Raja Casablanca gegen Atletico Mineiro am Mittwochabend 3:1 gewann, kam das Spray wieder zum Einsatz.

Die Neuerung wurde bei der U-20- WM und der U-17- WM getestet. Künftig kann es weltweit in jedem Wettbewerb eingesetzt werden. Die Linie aus der Dose stößt allerdings nicht überall auf Begeisterung. Matthias Sammer kann einen sinnvollen Einsatz bestenfalls bei „rein torgefährlichen Situation 18, 20 Meter vor dem Tor“ erkennen. Ansonsten sei es „Zeitverzögerung“: „Ich stelle mir vor, was wohl ist, wenn ein Spiel auf des Messers Schneide steht.“

Auch die Spieler der Bayern zeigten sich wenig überzeugt. Laut Fifa soll die neue sichtbare Linie das Spiel schneller machen, weil Ballposition und Distanz klar erkennbar sei und dadurch die Mauer schneller gebildet werden könne. Für Manuel Neuer tritt jedoch genau das Gegenteil ein. „Da macht man das Spiel ein bisschen langsam“, kritisierte Bayerns Torhüter. „Wir sind Freunde davon, einen Freistoß manchmal schnell auszuführen. Deswegen ist das eher schädlich.“ Sein Mitspieler Toni Kroos glaubt, „dass uns das nicht entscheidend weiterbringen wird“.

In lateinamerikanischen Ligen, etwa in Brasilien und Mexiko, wird der Schaum dennoch bereits seit längerem genutzt. In Deutschland wird man auf den Anblick von Sprayer-Schiedsrichtern wohl vorerst noch verzichten müssen. Der DFB hatte schon im vergangenen Jahr erklärt, dass die Einführung des Freistoß-Sprays in der Bundesliga „noch kein Thema“ sei. Man wolle zunächst weitere Erkenntnisse abwarten und „dann zu gegebener Zeit nochmal über den Einsatz des Freistoß-Sprays entscheiden“. (Tsp/dpa)

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