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Sport: Freunde fürs Leben

Die Australian Open beginnen – und Thomas Haas holt sich mal wieder ein paar Tipps von Andre Agassi

Schön, dass es im Leben manchmal feste Größen gibt, an denen man sich orientieren kann. Für Tennisprofi Thomas Haas ist Andre Agassi so eine Größe. „Andre hat mich schon zu Turnieren mitgenommen, als ich 13 war“, erzählte Haas gestern, einen Tag vor Beginn der Australian Open in Melbourne. Da kam er gerade vom Training mit dem Altmeister in der noch menschenleeren Rod-Laver-Arena zurück. „Es ist schon erstaunlich, wie man mit 34 noch so fit sein kann“, sagte Haas anerkennend.

Zuvor hatte er sich mit Andre Agassi auf ein „Unentschieden“ geeinigt: „Es stand 6:5, als wir aufgehört haben. Ich glaube, ich habe geführt.“ Aber das war eigentlich egal, schließlich war es wichtiger, einen Tag vor dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres 2005 mit einem der Besten seines Fachs auf dem Platz zu stehen.

Die Karrieren der so ungleichen Spieler haben sich schon mehrfach überschnitten, nicht zuletzt deshalb, weil beide in der berühmten Tennisakademie von Nick Bollettieri in Florida groß geworden sind. Haas war noch ein Junge, als er das erste Mal gemeinsam mit Agassi Bälle schlagen durfte, der US-Amerikaner dagegen war schon ein angehender Star, wild, auffällig, langhaarig, grell. „Das mit den Haaren ist heute umgekehrt“, sagte Haas und schmunzelte. Während er einen gepflegten, langen Zopf trägt, glänzt Agassi schon seit Jahren mit Glatze und erinnert manchmal an einen Zen-Meister.

Lernen kann Haas von Agassi auch, selbst wenn der Deutsche in Melbourne 1999 und 2001 immerhin im Halbfinale gestanden hatte. „Er gibt mir schon ein paar Tipps“, sagte Haas. Agassi hatte Haas sogar schon nach Las Vegas, wo der US-Star und seine Ehefrau Steffi Graf wohnen, zum gemeinsamen Training eingeladen. Aus zeitlichen Gründen hat das bisher nie geklappt. Jetzt aber konzentrieren sich beide auf die Australian Open. Agassi, der in der vergangenen Woche das Einladungsturnier im alten Australian-Open-Stadion in Kooyong verletzt abbrechen musste, scheint wieder fit zu sein. Haas hat sich ebenfalls von seiner Verletzung erholt, die ihn beim Hopman-Cup in Perth gestoppt hatte. Er beginnt das Grand-Slam-Turnier mit einem Spiel gegen den Belgier Xavier Malisse, mit dem er in der Winterpause in Florida häufig trainiert hat.

Haas’ deutscher Kollege Nicolas Kiefer startet auch gegen einen Belgier. Olivier Rochus hatte Kiefer beim Turnier in Adelaide knapp besiegt, für Melbourne hat der Deutsche zudem nach seiner monatelangen Verletzungspause nach den US Open „keine großen Erwartungen“. Erkältet ist er auch noch, „aber nichts ist unmöglich, schließlich habe ich meinen Schutzengel dabei“. Damit spielte er auf den Zwischenfall vom Freitag an, als er fast einem um sich schießenden Kriminellen in die Quere gekommen wäre. „Die Nacht danach habe ich sehr, sehr schlecht geschlafen“, sagte Kiefer und bezeichnete die Stunden nach der bedrohlichen Situation als „zweiten Geburtstag“.

Die beiden Deutschen spielen bei den Diskussionen um den möglichen Titelgewinner keine große Rolle, auch wenn Haas bei den Wettquoten immerhin auf Platz elf rangiert. Klarer Favorit ist der Schweizer Roger Federer, auf dessen Sieg die Wettbüros bei einem Einsatz von einem Dollar lediglich 1,70 Dollar auszahlen würden. Der Australier Lleyton Hewitt bewies mit seinem vierten Sieg in Folge beim Turnier in Sydney am Samstag, dass er zumindest alles getan hat, um Federer zu gefährden. Er führte in Australiens größter Stadt sowohl seine deutlich gewachsenen Muskeln als auch seine neue Freundin, die Schauspielerin Bec Cartwright, vor.

Alexander Hofmann[Melbourne]

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