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Fußball-EM: Löw muss entscheiden

Zwei Jahre hat Joachim Löw akribisch gesichtet, getestet und aussortiert - jetzt muss der Bundestrainer knallhart entscheiden, wer die EM-Tickets bekommt. Getestet hat er 38 Akteure, 18 Spieler gelten als Fix-Kandidaten. Fest steht zudem: "Es wird Enttäuschungen geben".

In geheimer Klausur stellt der 48 Jahre alte Chefcoach der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit seinem Assistenten Hans-Dieter Flick, Bundestorwarttrainer Andreas Köpke und Chefscout Urs Siegenthaler den 23-köpfigen Kader für die Europameisterschaft zusammen, den er am Freitag berufen wird. "Wir waren permanent unterwegs auf den Spielplätzen. Wir werden eine umfassende Analyse von jedem einzelnen Spieler erstellen und dann entscheiden, wer mit zur EM geht", hatte Joachim Löw vorab angekündigt.

Bis zum Mittwoch soll die Auslese abgeschlossen sein, danach werden die Gewinner und Verlierer unterrichtet. Löw weiß, dass die Absagen hart sein werden: "Es wird Enttäuschungen geben, es wird einigen wehtun." Am Freitag wird das Aufgebot auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, der Öffentlichkeit präsentiert. Womöglich wird Löw dann mehr als 23 Akteure benennen, die am 19. Mai ins Trainingslager nach Mallorca aufbrechen. Denn der offizielle Meldeschluss der Europäischen Fußball-Union (DFB) endet erst am 28. Mai, einen Tag nach dem vorletzten EM-Testspiel der DFB-Auswahl in Kaiserslautern gegen Weißrussland.

Löw hat die Nominierungs-Kriterien klar benannt. Neben dem "Können auf der Position" sei besonders wichtig, wie die Spieler mit Druck- Situationen umgehen. "Wer hat die mentale Stärke, sich in schwierigen Momenten durchzusetzen?" Dazu kommen Kriterien wie die soziale Kompetenz, Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, Ausdauer und Toleranz.

18 Spieler stehen fest

Als Richtschnur für den EM-Kader kann das Einsatzprotokoll in den 20 Länderspielen unter der Regie von Löw seit der Weltmeisterschaft 2006 herangezogen werden. 38 Akteure setzte er insgesamt ein. Die meisten Partien bestritt der Stuttgarter Thomas Hitzlsperger (16), die längste Zeit auf dem Platz stand Torhüter Jens Lehmann (1350 Minuten), der erfolgreichste Schütze war Lukas Podolski (10 Tore).

Rund 18 der von Löw in den vergangenen zwei Jahren eingesetzten Akteure gelten als Fix-Kandidaten für den Kader, der von Kapitän Michael Ballack angeführt werden wird. Streichen darf man neben dem Leverkusener Bernd Schneider (Bandscheiben-OP) und Jens Nowotny, der seine Karriere beendet hat, Akteure wie Jan Schlaudraff (Bayern München), Alexander Madlung (VfL Wolfsburg), Malik Fatih (Hertha BSC) oder Paul Freier (Bayer Leverkusen). Mit einem Formanstieg im Saison-Endspurt haben insbesondere die WM-Teilnehmer Tim Borowski (Werder Bremen) und David Odonkor (Betis Sevilla) Boden gut gemacht. Nach dem langersehnten Comeback des lange verletzten Abwehrchefs Christoph Metzelder kann Löw auch in der Defensive besser planen.

Wer wird fünfter Stürmer?

Spannend ist der Kampf um den fünften Stürmer-Platz, für den der Gladbacher Routinier Oliver Neuville als Favorit gilt. Zumal er im Kapitän einen Fürsprecher hat: "Bei Oliver Neuville wissen wir, was wir haben. Er hat bei Turnieren mehrfach bewiesen, dass er uns mit Toren und spielentscheidenden Aktionen helfen kann", warb Ballack am Montag im "Kicker" für den 35-Jährigen. Bei der WM vor zwei Jahren erzielte Neuville das 1:0-Siegtor im Vorrundenspiel gegen Polen, dem EM-Auftaktgegner der deutschen Elf am 8. Juni in Klagenfurt. Und im WM-Viertelfinale gegen Argentinien hatte Neuville Verantwortung im Elfmeterschießen: Er trat als erster Schütze an und traf.

Vielleicht gibt es aber auch noch ein prominentes "Opfer" wie Kevin Kuranyi 2006. Oder es rutscht ein Länderspiel-Neuling wie Torhüter René Adler ins Aufgebot? Ausgeschlossen ist auch nicht eine erneute Überraschung wie 2006 bei Odonkor. "Es passiert vor großen Turnieren immer wieder, dass einer kurzfristig dazu kommt", bemerkte Teammanager Oliver Bierhoff. Der ehemalige Stürmer hatte selbst erst am 21. Februar 1996 im DFB-Team debütiert, vier Monate später sicherte er Deutschland mit seinem Golden Goal im Finale gegen Tschechien den dritten und bislang letzten EM-Titel. 

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