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Gute Haltungsnoten. Das Länderspiel im Olympiastadion war eine unterhaltsame Angelegenheit.

© Reuters

Fußball-Länderspiel im Olympiastadion Berlin: Deutschland verspielt 2:0-Führung gegen England

Der Sport steht im Mittelpunkt am Samstagabend im Olympiastadion. Und die mehr als 70.000 Zuschauer sehen ein munteres Spiel zwischen Deutschland und England - mit überraschendem Spielverlauf.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat bei ihrem letzten Auftritt im Olympiastadion von Berlin Geschichte geschrieben. Gegen Schweden führte sie 4:0 – und spielte am Ende nur 4:4. Ein wenig erinnerte das Freundschaftsspiel gegen England am Samstagabend an diese Partie. Wieder sahen die Deutschen wie der sichere Sieger aus. 2:0 führten sie nach einer guten Stunde. Am Ende musste sie sich mit 2:3 geschlagen geben – durch ein Tor von Eric Dier nach einer Ecke in der Nachspielzeit. Auch im neunten Versuch konnten die Deutschen damit den Klassiker gegen England in Berlin nicht gewinnen.

"Natürlich ist es ärgerlich, wenn man nach einer 2:0-Führung verliert, aber das hat sich schon ein bisschen angedeutet. Unsere ganze Mannschaft war nicht in der Lage, wenn man führt, Ruhe reinzubringen. Unsere Organisation war nicht mehr gut. Ich glaube, das ist vielleicht eine gute Lehrstunde für die Mannschaft gewesen" sagte Bundestrainer Joachim Löw nachher.

Das erste Länderspiel des EM-Jahres war für die deutsche Mannschaft zugleich das erste seit den Terroranschlägen von Paris im November. Eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn stauten sich an den Eingängen wegen der erhöhten Sicherheitskontrollen noch die Massen, bei Anpfiff waren auf den Rängen allerdings keine allzu großen Lücken mehr auszumachen. Die Begegnung begann mit einer Schweigeminute für die Opfer der jüngsten Terroranschläge in Brüssel, beide Teams trugen Trauerflor. Mit der getragenen Stimmung war es allerdings vorbei, als die ersten Takte der englischen Hymne erklangen. Aus der Ostkurve ertönten Pfiffe, die englischen Anhänger revanchierten sich später bei der deutschen Hymne.

Joachim Löw hatte sich vor dem Spiel voller Ehrfurcht über die junge englisch Mannschaft geäußert, deren Startelf die Erfahrung von gerade mal 161 Länderspielen aufs Feld brachte. Seine Ehrfurcht erwies sich als berechtigt. Die Gäste erwiesen sich als durchaus aufmüpfig. Bei etwas mehr Genauigkeit in den finalen Zuspielen hätten sie die deutsche Abwehr schon vor der Pause einige Male in Bedrängnis bringen können. So blieb es bei einigen schönen Spielzügen vor allem über den nicht einmal 20 Jahre alten Dele Alli, denen allerdings der konsequente Abschluss fehlte.

Die Deutschen kontrollierten das Geschehen, spielten allerdings nicht mit letzter Wucht. Sami Khedira, der den verletzten Bastian Schweinsteiger als Kapitän vertrat, verfehlte in der Anfangsphase mit seinem Schussversuch deutlich das Tor, genauso wie später Marco Reus, der es wie alle deutschen Offensivspieler schwer hatte, sich in Szene zu setzen. Das galt auch für Mario Gomez, der allerdings das Pech hatte, dass ihm nach einer knappen halben Stunde ein regelkonformer Treffer aberkannt wurde.

Nach dem 2:0 sah das deutsche Team schon wie der sichere Sieger aus

Es war daher gleich doppelt kein Zufall, dass und wie Toni Kroos den Weltmeister kurz vor der Pause in Führung brachte: weil eben Kroos das Tor erzielte und der Treffer alles anderem als einem zauberhaften Spielzug entsprang. Kroos war bis dahin der auffälligste Spieler der deutschen Mannschaft gewesen. Die Quote seiner angekommenen Pässe dürfte bei knapp bemessenen 103 Prozent gelegen haben. Nach einem abgefangenen Pass des englischen Torhüters Jack Butland konnte Kroos unbehelligt das Mittelfeld hinter sich lassen, aus 20 Metern setzte er den Ball mit links ins kurze Eck. Butland flog nicht nur vergebens, sondern verletzte sich auch noch so schwer am Arm, dass er ausgewechselt werden musste.

Nach der Pause wurde das Spiel deutlich kurzweiliger. Der neue Torhüter Fraser Forster musste gleich bei einem Freistoß von Marco Reus eingreifen, auf der anderen Seite hatte Manuel Neuer leichte Schwierigkeiten mit einem Distanzschuss Allis. Kurz darauf blockte Antonio Rüdiger einen Versuch von Jordan Henderson, nachdem Emre Can den Ball vertändelt hatte. Der Mittelfeldspieler vom FC Liverpool durfte sich erneut als rechter Außenverteidiger versuchen. Fußballerisch ist er dazu ohne Frage in der Lage, allerdings mangelt es seinem Spiel manchmal an der letzten Verlässlichkeit.

Statt 1:1 hieß es nur eine Minute später 2:0 für die Deutschen. Nach einer präzisen Flanke Khediras kam Gomez zwischen zwei Verteidigern zum Kopfball und setzte den Ball überlegt ins lange Eck. Der Zwei-Tore-Vorsprung aber währte nur vier Minuten. Nach einer Ecke ließ Harry Kane Mesut Özil mit einem Hackentrick ins Leere laufen, gegen seinen platzierten Schuss war Neuer chancenlos. Dafür verhinderte Deutschlands Torhüter gleich darauf mit dem Fuß den möglichen Ausgleich durch Dele Alli.

In dieser Phase ging es recht munter hin und her, weil beide Teams sich kaum noch um die taktische Ordnung scherten und die Trainer reichlich wechselten. Bei den Deutschen kam der Leverkusener Jonathan Tah zu seinem Länderspieldebüt, bei den Engländern gelang Jamie Vardy unmittelbar nach seiner Einwechslung die schönste Aktion des Abends. Eine halbhohe Flanke von Nathaniel Clyne wuchtete er mit der Hacke ins kurze Eck. Und in der Nachspielzeit bekamen die Engländer sogar noch mehr.

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