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Fußball: Mit Handicap 25

Zahlreiche Absagen prägen das deutsche U-20-Team bei der Weltmeisterschaft. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer kritisiert die Fifa.

Berlin - Matthias Sammer musste nicht lange nach passenden Worten suchen. „Die ganze Angelegenheit ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten“, sagte der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) einen Tag vor Beginn der U-20-Weltmeisterschaft in Ägypten. Dem Team von Trainer Horst Hrubesch fehlen wegen verweigerter Abstellungen insgesamt 25 Spieler, darunter die aus der Bundesliga bereits bekannten Talente wie Holger Badstuber und Thomas Müller vom FC Bayern München oder Toni Kroos von Bayer Leverkusen.

Der Weltverband Fifa hat das Turnier wegen der klimatischen Bedingungen in Ägypten statt wie üblich in den Sommer in den Herbst gelegt. Grundsätzlich besteht für die Vereine bei einer U-20-WM keine Abstellungspflicht. „Die Wahrheit ist, dass die Fifa die WM nicht in den internationalen Spielkalender aufgenommen hat und ihr zweithöchstes Turnier in so einem Fiasko enden lässt“, sagte Sammer der Deutschen Presse-Agentur. Zu dem ungünstigen Termin kommt hinzu, dass es noch vor einigen Jahren noch nicht so viele junge Spieler gab, die die Vereine nicht freistellen wollten.

Für die WM, die bis zum 16. Oktober andauert, hatten die Bundesligavereine eine generelle Freigabe verweigert, weil in dieser Zeit der Spielbetrieb läuft. Unter anderem finden zwei Bundesligaspieltage sowie je ein Spieltag im DFB-Pokal, in der Champions League und Europa League statt. So startet die deutsche U-20-Auswahl, die vor einem Jahr als U 19 den Europameistertitel gewonnen hatte, mit Handicap 25 in die WM. Von den Spielern hat sich keiner laut darüber beschwert, dass er nicht zu dem großen Turnier fährt. Das fällt sicher auch schwer, wenn man gerade im Klub regelmäßig zum Einsatz kommt. Es ist so etwas wie der Fluch der guten Tat, der den DFB, der massiv in die Talentförderung investiert hat, durch die fehlende Abstellungspflicht ereilt. Während Spanien oder Italien nur ein oder zwei prominente Spieler fehlen, weil die Talente nicht so stark verankert sind in Profivereinen, trifft es Deutschland doppelt schwer. Innerhalb eines Jahres hatte die deutsche U 17, U 19 und zuletzt die U 21 den EM-Titel gewinnen können. Nun sind diese Spieler auch in den Vereinen gefragt.

„Wir haben bereits den Wunsch bei der Fifa hinterlegt, künftig unbedingt Terminkollisionen mit dem laufenden Spielbetrieb zu vermeiden“, sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach: „Es war unser Ziel und Wunsch, mit dem besten Team nach Ägypten fahren zu können. Leider war dies nicht möglich.“ Fifa-Präsident Joseph Blatter hatte zwar vor einem Monat angekündigt, sich für eine Abstellungspflicht einzusetzen. Ohne Ergebnis. Nun wolle er diesen Punkt auf der nächsten Sitzung des Exekutivkomitees ansprechen. Die findet allerdings erst Ende September statt, zu spät für diese WM.

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