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"Mit Fußball hatte das wenig zu tun". In einer Zeitungskolumne watschte Franz Beckenbauer die "Three Lions" ab.

© dpa

Nach dem Spiel: England ist "not amused"

Der "Kaiser" empört das Fußball-Mutterland: Franz Beckenbauers vernichtendes Urteil: Englands Fußball ist nicht WM-reif. Die Insel-Presse unterstellt Beckenbauer böse Absicht.

Franz Beckenbauer grantelt knallhart gegen Englands Steinzeit-Fußball, das Königreich ist „not amused“. „Es sieht so aus, als wenn die Engländer einen Schritt rückwärts in die schlechten Zeiten des Kick and Rush gemacht haben. Was ich bei ihrem 1:1 gegen die USA gesehen habe, hatte mit Fußball sehr wenig zu tun“, ätzte Beckenbauer in einer WM-Kolumne für die südafrikanische „Times“. Prompt rauschte am Dienstag ein Aufschrei durch den englischen Blätterwald. „Der Kaiser gibt uns einen Tritt“, schimpfte „The Sun“.

Sogleich vermutete das auflagenstärkste Boulevard-Blatt eine fiese Taktik Beckenbauers vor einem möglichen Achtelfinale der „Three Lions“ gegen die deutsche Mannschaft. „Er ist ganz deutlich kein England-Fan und hofft, dass seine üble Attacke ihnen in einem geplanten Psychospielchen unter die Haut gehen wird“, wetterte das Blatt.

Die deutsche Fußball-Ikone allerdings hat die kriselnden Insel-Kicker und ihren angezählten Coach ohnehin schon vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Algerien abgeschrieben. „Ich bin nicht sicher, ob Fabio Capello noch viel ändern kann“, urteilte der Weltmeister von 1974. „Die Engländer werden dafür bestraft, dass es nur sehr wenige englische Spieler in der Premier League gibt, weil die Clubs sich besserer Spieler aus aller Welt bedienen“, erklärte Beckenbauer.

„Da wird ihm Englands Trainer wohl recht geben“, räumte die Londoner „Times“ ein. Zwar stärkte Capello seinen Schützlingen mit einer Dinner-Ansprache den Rücken und betonte: „Ich glaube immer noch an Euch.“ Seine rechte Hand Franco Baldini habe sich jedoch bereits über einen „Mangel an technischer Qualität“ beklagt, berichtete der „Telegraph“. Auch der Coach selbst ist angeblich frustriert über die geringe Auswahl WM-tauglicher englischer Profis in der vermeintlich besten Liga der Welt.

Besonders schmerzhaft geriet der Turnier-Fehlstart für die Engländer vor allem deshalb, weil ausgerechnet Erzrivale Deutschland die Fußball-Welt zum Auftakt mit dem 4:0 gegen Australien begeisterte. Beleidigt vermutet das Fußball-Mutterland nun, es sei benachteiligt worden, weil die Deutschen in der Bundesliga schon seit einem halben Jahr Erfahrungen mit dem unberechenbaren WM-Ball sammeln konnten. „Das gibt ihnen einen Vorteil“, meinte Verteidiger Jamie Carragher.

„Sie haben uns schon wieder ausgetrickst“, jammerte die „Daily Mail“. Kapitän Steven Gerrard und Chelsea-Star Frank Lampard gaben dem flatterhaften „Jabulani“ die Schuld für den unglaublichen Patzer von Torwart-Trottel Robert Green gegen die USA. Ball-Produzent adidas wies jedoch darauf hin, dass allen Verbänden schon im Februar das Spielgerät für Testzwecke angeboten worden sei. „Capello und seine Leute haben es damals wohl nicht für nötig befunden“, klagte der „Independent“. (dpa)

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