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Sport: Gemeinsam statt einsam

Die Handball-Bundesliga startet ihre Saison 2014/15 in einem Fußball-Stadion.

Berlin - Das Bild besaß großen symbolischen Wert. Wie sie auf der Bühne standen und sich zulächelten, die Abgesandten des Deutschen Handball-Bundes (DHB), des Liga-Dachverbands HBL, der Bundesligisten und Landesverbände. Jene Interessenvertreter also, die in der jüngeren Vergangenheit zuweilen bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit aneinandergeraten waren und sich in Folge dessen in schöner Regelmäßigkeit gegenseitig ausgebremst hatten. Dass sie an diesem Donnerstag vor knapp einer Woche Geschlossenheit demonstrierten, hing unmittelbar mit gemeinsamen Interessen und einer Nachricht zusammen, die öffentlichkeitswirksam verkündet wurde: Das Auftaktspiel der Saison 2014/15 findet im Frankfurter Fußball-Stadion statt.

Wenn der frisch gekürte Champions-League-Sieger HSV Hamburg am 6. September 2014 auf den EHF-Cup-Titelträger Rhein-Neckar Löwen trifft, soll ein neuer Zuschauer-Weltrekord für Vereinsspiele aufgestellt werden. Der bestehende datiert aus dem Jahr 2011, als 36 651 Zuschauer das Punktspiel der ersten dänischen Liga zwischen AG Kopenhagen und Bjerringbro-Silkeborg sahen.

Das Spiel zwischen dem HSV und den Löwen stellt allerdings nur den sportlichen Höhepunkt am „Tag des Handballs“ dar, für den bereits 80 Nachwuchsteams der Altersklassen C und D gemeldet haben, die wiederum in vier Turnieren ihre Sieger ausspielen – selbstredend auch im Stadion. „Es ist doch bezeichnend, dass jetzt alle darüber berichten, weil es etwas Neues ist“, sagt Initiator Thorsten Storm. „Dabei sollte so eine Veranstaltung eine Selbstverständlichkeit für jede Sportart sein – allein schon, um sich im Gespräch zu halten“, ergänzt der Manager der Rhein-Neckar Löwen.

Die Intention hinter dem „Tag des Handballs“ ist klar: Nach dem peinlichen Aus des Nationalteams in der EM-Qualifikation, dem Streit um die nicht autorisiert eingereichte WM-Bewerbung durch den DHB und stetig sinkenden Zuschauerzahlen bei TV-Übertragungen kann der deutsche Handball – ob nun auf Vereins- oder Auswahlebene – jede positive Schlagzeile gebrauchen. Seit dem Gewinn der WM 2007 im eigenen Land hat das mediale Interesse am Handball spürbar nachgelassen, zuletzt zog der Sender „Sport1“ sogar die Absetzung des traditionellen Handball-Dienstags in Betracht, an dem immer mindestens ein Live-Spiel gezeigt wurde. Stattdessen wollte der Sender ein Fußball-Spiel aus der Dritten Liga zeigen. Der Kompromiss für die neue Saison sieht nun so aus, dass der Mittwochabend für die Handball-Bundesliga reserviert ist.

„Daran sieht man, dass wir unbedingt etwas für unsere Sportart tun müssen“, sagt Storm, „und das geht nur gemeinsam, sonst fliegt uns bald alles um die Ohren, weil wir bei der Vermarktung des starken Produkts Bundesliga nicht auf der Höhe der Zeit waren.“ Für das Spiel im Fußball-Stadion haben die Organisatoren nun ein Jahr Zeit, ihre Veranstaltung zu bewerben. „Deshalb hoffe ich auch, dass es ein Erfolg für den ganzen Handball wird - gerade auch für die Verbände und kleinen Handballer“, sagt Storm.

HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann betont, dass ein neuer Zuschauerrekord nicht zwingend notwendig sei. „Wenn wir den Rekord knapp verpassen und eine gute Veranstaltung anbieten, kann ich damit sehr gut leben“, sagt Bohmann. Grundsätzlich müsse man „den Mut und die Risikobereitschaft derjenigen loben, die sich für die Umsetzung dieser Idee stark gemacht haben“. Das Eröffnungsspiel im Frankfurter Stadion ist allerdings nur ein Vorschlag, um mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Bei der Zusammenkunft zur Terminierung des Spielplans wurden den Bundesliga-Vertretern gestern in Dortmund Portfolios ausgehändigt, in denen verschiedene Reform-Szenarien aufgezeigt werden. Die spektakulärste sieht die Einführung von Play-Off-Spielen nach der regulären Saison vor. Ob es so weit kommt, entscheidet sich aber erst in den nächsten Monaten. Christoph Dach

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