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Sport: German Open: Vergangenheit verliert ihren Reiz

Wenn man die Augen schließt, ist es ein bisschen wie am Strand: die Sonne, der Wind, der Geruch von Sonnenmilch, und dann ruft irgendjemand in die Idylle hinein "Vamos, Arantxa!".

Wenn man die Augen schließt, ist es ein bisschen wie am Strand: die Sonne, der Wind, der Geruch von Sonnenmilch, und dann ruft irgendjemand in die Idylle hinein "Vamos, Arantxa!". Aranxta Sanchez-Vicario ist in Barcelona aufgewachsen, am Mittelmeer, da, wo die Deutschen ihren Strandurlaub verbringen. Wenn es warm wird in Europa und die Turniere nicht mehr in der Halle ausgetragen werden, sondern im Freien auf den langsameren Sandplätzen, hat die Spanierin stets ihre besten Resultate erzielt. Der zweite Vorname von Arantxa Sanchez-Vicario lautet Sandplatzspezialistin.

Es ist warm. Beim Seitenwechsel stehen die Zuschauer auf. Nicht weil sie das Spiel regelrecht von den Sitzen reißt. Es ist, weil die Hosen oder Röcke an den Beinen kleben bleiben. Aber das Match ist auch nicht schlecht, ausgesprochen spannend jedenfalls. Arantxa Sanchez-Vicario kämpft gegen die erwartete Niederlage. Das Publikum ist auf ihrer Seite. Das Publikum ist meistens auf der Seite der Schwachen.

Zum Thema Online Spezial: Ladies German Open 2001 Früher brauchte Arantxa Sanchez-Vicario keine Unterstützung, wenn sie auf Sand spielte. Dreimal hat sie die French Open, die Mutter aller Sandplatzturniere, gewonnen, 1995 siegte sie auch bei den German Open in Berlin. Doch die Zeiten ändern sich. Im Dezember wird Arantxa Sanchez-Vicario 30, sie ist schon fast so etwas wie die letzte aktive Spielerin ihrer Generation. Wenn man an Arantxa Sanchez-Vicario denkt, denkt man an Spiele gegen Gabriela Sabatini, Steffi Graf und Martina Navratilova, nicht an Spiele gegen Venus Williams, Martina Hingis oder Mary Pierce. Es war die gute alte Zeit.

Inzwischen ist Arantxa Sanchez-Vicario nur noch die Nummer 18 der Welt, doch manchmal gibt es in der Gegenwart Reminiszenzen an die alten Zeiten, die für die Spanierin gute Zeiten waren. Vor einem Monat hat sie im Viertelfinale von Amelia Island gegen Martina Hingis gewonnen, ziemlich eindeutig in zwei Sätzen. Gestern spielte sie wieder gegen die Weltranglistenerste aus der Schweiz. "Ich habe sie sehr ernst genommen", sagte Hingis. Sie siegte 6:3, 7:6 (7:4). Ein normales Resultat. Doch "es war viel enger, als es das Ergebnis aussagt". Im zweiten Satz führte Hingis bereits 4:2, doch Sanchez-Vicario tat das, was sie auch in ihren besten Zeiten immer getan hat: Sie kämpfte und glich aus. "Sie gibt nie auf", sagte Hingis hinterher, aber "sie hat auch nichts zu verlieren."

So weit ist es schon gekommen. Arantxa Sanchez-Vicario hat in der Regel keine Chance mehr gegen Spielerinnen wie Hingis, Capriati oder Mauresmo. Nicht mal auf Sand. "Sie hat keinen Gewinnschlag", sagte Hingis. Sanchez-Vicario bringt die Bälle übers Netz, macht wenige Fehler, "sehr clever" hat ihre Gegnerin aus der Schweiz sie erlebt. Doch: "Die Top-Spieler machen die schwierigen Punkte", sagte Hingis. "Das war heute auch so." Die entscheidenden Punkte - zum Beispiel im Tiebreak - machte Hingis.

Die Vergangenheit verliert ihren Reiz. Bei den German Open können die Journalisten ihre Wünsche äußern, welche Spielerinnen nach ihrem Match zur Pressekonferenz erscheinen sollen. Martina Hingis kam eine Viertelstunde nach dem letzten Ballwechsel. Arantxa Sanchez-Vicario kam überhaupt nicht. Nach ihr hatte niemand gefragt.

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