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WOLFGANG NIERSBACH: Geschickter Kommunikator

Zum ersten Mal drängte sich Wolfgang Niersbach im Sommer 1990 aus dem Hinter- in den Vordergrund. Das WM-Viertelfinale des deutschen Nationalteams gegen die CSFR war glanzlos gewonnen, da herrschte Teamchef Franz Beckenbauer in der Kabine die Spieler an.

Zum ersten Mal drängte sich Wolfgang Niersbach im Sommer 1990 aus dem Hinter- in den Vordergrund. Das WM-Viertelfinale des deutschen Nationalteams gegen die CSFR war glanzlos gewonnen, da herrschte Teamchef Franz Beckenbauer in der Kabine die Spieler an. Niersbach, bei den Spielern beliebter Pressechef der Nationalmannschaft, ging dazwischen: „Franz, wir sind im Halbfinale.“ Beckenbauer, selten Widerworte gewohnt, gewann Respekt vor Niersbach. Fortan förderte er den Kommunikator, der 1988 als Journalist des Sport-Informationsdienstes (sid) zur Öffentlichkeitsarbeit des DFB gekommen war. In den vergangenen Tagen half er ihm öffentlich bis ins Präsidentenamt.

Nun tritt der 61-Jährige wieder nach vorn: Als künftiger Präsident hatte er sich im Hintergrund schon aufgedrängt. Ob Pressekonferenz, DFB-Bundestag oder interne Sitzung – kaum einer arbeitet so akribisch und gibt sich dabei so gerne mal ironisch wie Niersbach.Vom Pressechef stieg der Düsseldorfer zum Vize in Beckenbauers WM-Organisationskomitee auf und verantwortete die öffentliche Darstellung der WM 2006: Deutschland überraschte die Welt als freundliches, gastfreundliches Land. Nach der WM holte ihn DFB-Präsident Theo Zwanziger als Generalsekretär in seine Zentrale und überließ ihm bald die Organisation des Alltags. Der Strippenzieher hielt Kontakt zur Nationalmannschaft, pflegte seine Verbindungen zu den internationalen Verbänden Fifa und Uefa sowie zur Bundesregierung, intensivierte – gerade in Vermarktungsfragen – die Beziehungen zur Bundesliga und verscherzte es sich zumindest nicht mit den Amateurverbänden. Insgesamt agierte Niersbach geschickter als sein Chef, der im Krisenmanagement immer neue Fehler machte und zusehends mit sich selbst beschäftigt war. Während Zwanziger sich mehr und mehr beschädigte, blieb Niersbach unbeschädigt. Bis zum richtigen Moment. Robert Ide

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