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Sport: Geschwindigkeit zählt

Wie besiegt man eigentlich die Griechen?

Der Koloss von Rhodos ist 1,97 Meter groß und 92 Kilogramm schwer. Für seinen Verein, den AS Rom, hat er in den vergangenen beiden Jahren kaum gespielt, in der griechischen FußballNationalmannschaft aber nimmt Traianos Dellas eine Schlüsselposition ein. „Koloss von Rhodos“ nennt Otto Rehhagel, der Nationaltrainer, seinen Verteidiger gelegentlich. Das ist als Kompliment gemeint. Für die gegnerischen Angreifer erweist sich Dellas häufig als unüberwindliches Hindernis. Seine Aufgabe ist es, sagt er, „den Raum im Rücken der Jungs zu schließen“.

Früher wurden solche Spieler als Libero bezeichnet. Dann kam der moderne Fußball, und die Position wurde abgeschafft. Rehhagel hat sie bei den Griechen wieder eingeführt. Manche halten das für altbacken. „Fußball ist keine Stilfrage“, sagt Bixente Lizarazu, der mit der französischen Nationalmannschaft das bisher letzte Opfer der Griechen war. „Der beste Stil ist es zu gewinnen.“

Der Stil der Griechen ist in erster Linie defensiv und für die Gegner besonders unangenehm. Die Innenverteidiger haben feste Gegenspieler und folgen ihnen auf Schritt und Tritt, und wenn die ihren Schatten doch einmal entkommen, ist da immer noch Traianos Dellas. Die Position des Liberos wurde einst eingespart, um einen zusätzlichen Spieler fürs Mittelfeld zur Verfügung zu haben. Die Griechen kompensieren ihre zahlenmäßige Unterlegenheit jedoch, indem sich die Stürmer zurückfallen lassen. Mittelstürmer Angelos Charisteas nimmt dann die Position des rechten Außenverteidigers ein.

Den Griechen kommt es entgegen, wenn sie nicht selbst die Initiative ergreifen müssen. „Wir haben die Probleme, die uns diese Mannschaft gestellt hat, nicht zufriedenstellend lösen können“, hat Jacques Santini, der französische Nationaltrainer, gesagt. Er hat „den einen spontanen Pass“ vermisst, der die Abwehr verwirrt und für einen Augenblick den verschlossenen Raum öffnen kann.

Schnell muss es gegen die Griechen gehen. Wer das Spiel gemächlich aufbaut, gibt ihnen nur die Möglichkeit, die Defensivformation wieder zu schließen. Die Tschechen besitzen dank ihrer überragenden Mittelfeldspieler die Fähigkeit, das Spiel zu beschleunigen. Sie werden versuchen, die Abwehr über die Seiten aufzureißen, über Poborsky von rechts und Jankulovski von links. Durch die Mitte wird es selbst für den wendigen Milan Baros schwierig, und das Rezept, die Abwehr an den Schnittstellen der Viererkette zu zerschneiden, ist dadurch hinfällig, dass Dellas an den Schnittstellen steht.

Es ist ermüdend, immer wieder gegen die Defensive anzurennen, und genau auf diesen Ermüdungseffekt bauen die Griechen. Geduld ist gegen Rehhagels Mannschaft nötig. Möglicherweise entscheidet ein einziger Fehler in der Abwehr, vielleicht ein Weitschuss von Pavel Nedved, ein Freistoß oder ein Eckball. Das beste Mittel, um die Griechen zu besiegen, ist es, gegen sie in Führung zu gehen.

Danach nämlich müssen sie ein Spiel spielen, das ihnen gar nicht behagt.

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