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Mittelfeldspieler Georgios Karagounis war schon Otto Rehhagels verlängerter Arm auf dem Feld.

© AFP

Griechenland: Wie einst unter Rehhagel

Griechenland spielt auch unter Rehhagel-Nachfolger Fernando Santos nicht besonders attraktiv. Aber mit defensiven Spielweise ist die Mannschaft 2004 schon weit gekommen.

Acht Jahre ist es her, dass Griechenland schon einmal ein Eröffnungsspiel bei einer Europameisterschaft bestritten hat. Gegen den damaligen Ausrichter Portugal gab es 2004 einen überraschenden 2:1-Erfolg. Es blieb nicht die letzte Sensation der Griechen im Turnier, die Mannschaft von Otto Rehhagel gewann mit kontrollierter Defensive drei Wochen später auch das Finale gegen die Portugiesen und wurde zur allgemeinen Verblüffung Europameister. „Wir haben 2004 schon mal einem Gastgeber die Party versaut, und ich hoffe, dass wir es wieder tun werden“, erinnert sich Verteidiger Giorgos Tzavellas.

Drei Spieler von damals stehen auch heute im griechischen Aufgebot, darunter Mittelfeld-Regisseur Georgios Karagounis. Der 35-Jährige spielt im Team der Griechen „noch immer eine zentrale Rolle. Die Jüngeren können zu ihm aufschauen“, sagt Trainer Fernando Santos. Die Jüngeren, das sind zum Beispiel die Bundesligaspieler Sokratis Papastathopoulos (23, Bremen), Kyriakos Papadopoulos (20, Schalke) oder Konstantinos Fortounis (19, Kaiserslautern). Zum Stammpersonal zählt davon aber nur der Werder-Verteidiger Sokratis, denn wie Rehhagel setzt auch Nachfolger Santos auf Routine. Nach der Weltmeisterschaft 2010 hat der 57-jährige Portugiese die Nachfolge von Rehhagel angetreten – und taktisch wenig verändert.

Griechenland spielt weiterhin eher abwartend und tut sich mit dem Toreschießen schwer. „Wir haben nicht die Individualisten, um in einem Spiel 20, 30 Chancen zu haben. Unsere Stärke bleibt die Defensive“, erklärt Papadopoulos. Nur 14 Treffer erzielten die Griechen in ihren zehn EM-Qualifikationsspielen, was dennoch zum Gruppensieg vor Kroatien reichte. Die Mannschaft blieb dabei ungeschlagen, sie hat unter Santos überhaupt nur einmal verloren. Dass sie dabei kaum einmal schön spielte, lässt Papadopoulos kalt: „Es ist mir egal, wie andere uns sehen. Uns geht es darum, zu gewinnen und möglichst weit zu kommen.“ Dabei spielt Griechenland unter Santos sogar ein Offensive suggerierendes 4-3-3-System, doch die beiden Außenstürmer lassen sich dabei immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen. Und so kommt Theofanis Gekas oft die Rolle des Alleinunterhalters in der Spitze zu. Der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig ist einer von sieben Spielern jenseits der 30 – Auftaktgegner Polen hat nur deren zwei im EM-Kader.

Vielleicht hilft die Erfahrung den Spielern aber auch, die Probleme in der Heimat auszublenden. „Die schwierigen Momente, durch die Griechenland geht, sind ein zusätzlicher Faktor für uns, um den Griechen Freude zu bereiten“, sagt Kapitän Karagounis. Und Trainer Santos erklärte vor dem Eröffnungsspiel: „Ich will die Griechen wissen lassen, dass wir für den Erfolg bluten werden. Wir werden einhundert Prozent für Griechenland geben. Die Fans sollten Vertrauen in uns haben.“

Die letzten Testspiele geben allerdings kaum Anlass für übergroßen Optimismus. Nach einem 1:1 gegen Slowenien mühte sich die Mannschaft zu einem 1:0-Erfolg gegen Armenien. Zwei Elfmeter wurden in diesem Spiel verschossen, das Siegtor entsprang einem Kopfball von Papadopoulos. Dennoch will Santos seine Mannschaft heute gegen Polen auf Sieg spielen lassen. Falsch verstehen dürfte diese Aussage beim Gegner niemand. Mit Überraschungen zum EM-Auftakt kennen sich die Griechen schließlich aus. (Tsp)

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