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Sport: Gut gelaufen

Nach Platz fünf im Springen holen die Nordischen Kombinierer noch Silber

Die Wirkung von Alkohol nach einem anstrengenden Kombinationswettkampf kennt Sebastian Haseney. „Nach einem Schluck dreht es sich“, berichtete er, „nach zwei Bier singst du schweinische Lieder.“ Das Grinsen, das der 26-Jährige daraufhin aufsetzte, könnte darauf hinweisen, dass das Hotel „Waldesruh“ in Oberstdorf am gestrigen Abend durch fragwürdiges Liedgut aufgeschreckt worden ist. Dort nächtigen die deutschen Kombinierer, die im Langlaufstadion im Ried erneut einen begeisternden und erfolgreichen Wettkampf geboten haben.

Sebastian Haseney, Georg Hettich, Björn Kircheisen und Ronny Ackermann haben bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften im Mannschaftswettbewerb Silber gewonnen. Nach dem Doppelsieg im Einzelwettbewerb holten die deutschen Kombinierer ihre dritte Medaille bei dieser WM. „Das war unser Ziel“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Eigentlich hatte sich das deutsche Team sogar Gold erhofft, aber nach schwachen Sprüngen konnte es den neuen Weltmeister Norwegen nicht mehr einholen. „Ich bin hochzufrieden“, sagte Weinbuch, „die Norweger waren einen Tick besser.“ Die Freude über die gelungene Aufholjagd im Langlauf überwog den Ärger über die schwache Leistung beim Springen von der Großschanze. „Wir haben Silber gewonnen und nicht Gold verloren“, sagte Weinbuch.

Dabei hatten die deutschen Läufer sogar das ganz große Glück gewittert. „Ich habe versucht, auf Gold zu gehen“, sagte Ackermann, der sieben Sekunden nach dem norwegischen Schlussläufer Kristian Hammer in die Loipe gestartet war. Doch er konnte den Rückstand nicht mehr aufholen, musste im Schlussanstieg sogar kurzzeitig den Österreicher Felix Gottwald passieren lassen. Auf den letzten Metern sprintete er wieder an dem erfahrenen Österreicher vorbei. Drei Zehntelsekunden vor Gottwald überquerte Ackermann das Ziel. „Die Zuschauer haben mich über die Linie getrieben“, sagte er. Und Weinbuch ergänzte: „Der Ronny ist eben ein alter Fuchs.“

Startläufer Sebastian Haseney war nach dem Springen auf Rang fünf liegend mit einem Rückstand von 1:26 Minuten auf Norwegen in die Loipe gestartet. Er konnte jedoch nur fünf Sekunden auf den vor ihm gestarteten Finnen aufholen, weil ihn beim Schlussanstieg die Kraft verließ. „Da bin ich explodiert“, beschrieb Haseney diese Situation. Der zweite Läufer, Georg Hettich, überholte den Finnen Jakku Tallus und überraschte damit den Bundestrainer: „Er hat mehr geleistet, als ich mir von ihm erhofft habe.“ Noch eindrucksvoller rannte Björn Kircheisen, der erst 21-Jährige. „Er ist rausgestürmt, da ist mir ganz anders geworden“, sagte Weinbuch. Doch Kircheisen hatte sich nicht übernommen und überholte den US-Amerikaner Todd Lodwick und den Österreicher David Kreiner. „Er ist zurück in der Weltspitze und macht uns viel Freude“, lobte Weinbuch.

Der Bundestrainer gab zu, einen Fehler begangen zu haben, als er für Ronny Ackermann zu harte Sprungski auswählte. „Wir haben zu viel riskiert“, sagte Weinbuch, der vor 18 Jahren am gleichen Ort mit der Mannschaft Weltmeister geworden ist. Ackermann enttäuschte mit seinen Flügen auf 122 und 121,5 Meter. Die besten Springer landeten rund 15 Meter weiter. Doch die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Obwohl die Kombinierer noch eine Wettkampf vor sich haben sagte Sebastian Haseney: „Wir feiern trotzdem.“ Im Hotel „Waldesruh“ dürfte man es mit Schrecken vernommen haben.

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