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Der Norweger Magnus Jöndal konnte bei dieser WM schon oft jubeln.

© dpa

Halbfinale der Handball-WM: Warum Deutschland gegen Norwegen nicht Favorit ist

Für viele deutsche Fans ist das Halbfinale gegen Norwegen schon entschieden - und das Finale sicher. Doch sie irren. Ein Kommentar.

Von Johannes Nedo

Der alte Sportlerspruch, wonach es auf dem Weg zum WM-Titel keine leichten Gegner gebe, scheint vor dem Halbfinale der Handball-Weltmeisterschaft für viele deutsche Fans außer Kraft gesetzt. Für sie scheint das Spiel gegen Norwegen an diesem Freitagabend (20.30 Uhr/ARD) nur eine lästige Pflichtaufgabe auf dem Weg ins Finale zu sein. Schon als am vergangenen Mittwochabend die Halbfinalpaarungen feststanden, kommentierten viele die Begegnung mit Norwegen als klare Angelegenheit und waren froh, dass die deutsche Nationalmannschaft in dieser Runde nicht auf den Co-Gastgeber Dänemark trifft.

Doch damit liegen die deutschen Fans falsch. Deutschland ist nicht der klare Favorit in diesem Duell - und das aus mehreren Gründen. Da ist zunächst die Bilanz der Norweger bei den vergangenen großen Turnieren. Bei der WM 2017 in Frankreich wurden sie Vize-Weltmeister. Und als die Deutschen 2016 den EM-Titel in Polen gewannen, setzten sie sich im Halbfinale äußerst knapp mit 34:33 nach Verlängerung gegen die Norweger durch.

Die Norweger spielen anders als die Deutschen

Außerdem zeigt ein Blick auf die Statistiken dieser Weltmeisterschaft, dass Norwegen in vielen Kategorien vorne liegt und somit das bisher beste Team dieses Turniers ist. Keine Mannschaft hat so viele Tore geworfen wie die Norweger (272), kein Team war dabei treffsicherer (70 Prozent). Auch die 66 Tore der Norweger nach Tempogegenstößen sind der Spitzenwert aller Mannschaften. Überdies hat ihr Torhüter Esper Christensen die besten Werte (42 Prozent gehaltene Bälle). Und auch Linksaußen Magnus Jöndal liegt als Vierter der Torschützenliste mit 46 Treffern vier Tore vor Deutschlands bestem Werfer Uwe Gensheimer. Jöndal hat zudem eine überragende Treffsicherheit von 90 Prozent.

Ein weiterer Punkt, der gegen die Deutschen spricht: die Norweger spielen ein komplett anderes System als sie. Norwegens Nationaltrainer Christian Berge setzt auf ein schnelleres Spiel mit vielen Kontern und Würfen von außen. Und über eine starke Abwehr, so wie Deutschland, verfügen die Skandinavier sowieso. Doch auch aus dem Rückraum sind sie enorm gefährlich. Dort spielt der Superstar der Norweger: Sander Sagosen. Der 23-Jährige ist beim Spitzenklub Paris Saint-Germain Teamkollege von Gensheimer und hat bei der WM bisher auch schon 42 Tore erzielt. Sagosen hat seine Stärken im Eins-gegen-eins - das macht das temporeiche Spiel der Norweger enorm variabel.

Die Deutschen werden im Halbfinale ihre beste Leistung bei diesem Turnier zeigen müssen, um die Norweger zu bezwingen. Es wird also alles andere als ein Spaziergang ins Endspiel.

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