zum Hauptinhalt
313043_0_8beab159.jpg

© dpa

Hamburger SV: Der Winter bringt das Glück zurück

Das Weiterkommen in der Europa League vermittelt dem zuletzt hartnäckig vom Pech verfolgten Hamburger SV wieder Zuversicht.

Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen. Der Defensivexperte Robert Tesche spielte im offensiven Mittelfeld, Verteidiger Marcell Jansen als Linksaußen und der Bankexperte Tomas Rincon als Abräumer vor der Abwehr. Trainer Bruno Labbadia ließ am Mittwochabend in der Europa-League-Begegnung gegen Rapid Wien nicht nur sein letztes Aufgebot spielen, er stellte die verbliebenen Akteure auch auf abenteuerliche Positionen. Und es imponierte, wie sich die Hamburger – nicht nur Tesche, Jansen und Rincon – zumindest in der zweiten Halbzeit ungeachtet ihrer fehlenden Ortskenntnis über den Platz bewegten. Es war dieser ramponierten Mannschaft zu gönnen, dass sie sich für Einsatz und Willen belohnte und gegen die schwachen Wiener durch Treffer von Jansen und Marcus Berg zum 2:0 kam. Einen Spieltag vor Schluss hat der Hamburger SV damit die K.-o.-Runde der Europa League erreicht. Am 17. Dezember geht es bei Hapoel Tel Aviv in Israel darum, den ersten Gruppenplatz zu behalten und bei der Auslosung für das Sechzehntelfinale den Absteigern aus der Champions League aus dem Weg zu gehen. Ein Punkt genügt dafür, und der soll es auch sein: „Es werden etliche gute Teams aus der Champions League dabei sein“, sagte Labbadia, „der FC Liverpool auf jeden Fall, vielleicht die Bayern oder Juventus. Da lohnt es sich für uns, Erster zu werden.“

Sechsmal nacheinander hatte der HSV zuvor nicht gewonnen. Dass Wien bei bitterer Kälte und großartiger Stimmung vor fast 9000 dauersingenden Fans aus Österreich bezwungen wurde, war vor allem ein Erfolg des Trainers. Er hat zuletzt ohnehin an Statur gewonnen, weil er Verletzungen und Krankheiten hinnahm, ohne zu klagen. Den ganzen grauen November ging das ja so. An dem Tag, als der Winter nach Hamburg kam, könnte der HSV auch sein Glück wieder gefunden haben. Wenn man es mal im Fußballerdeutsch sagen darf: Es wurde hart erarbeitet.

Aber eben auch planerisch herbeigeführt, denn Labbadia setzte Tesche, Jansen und Rincon ja nicht einfach so in ungewollter Rolle ein. Der Trainer sagte: „Wir haben in dieser Taktik noch nie gespielt. Das ist uns sehr gut gelungen. Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, wie sie die Ausfälle immer wieder wegsteckt.“ Dieses Mal hatte sich kurzfristig David Rozehnal abgemeldet, Eljero Elia und Tunay Torun fielen mit ihren Prellungen aus dem Spiel gegen Mainz aus. Daher versuchte es Labbadia mit Marcus Berg als einziger Spitze und einer Dreierkette dahinter. Geduld habe die Mannschaft gebraucht, sagte der Trainer.

Der HSV ließ sich vom schwachen Beginn nicht frustrieren und profitierte von einem Wiener Abwehrfehler, der Jansen das 1:0 erleichterte. Berg machte seinem Titel als Mister Europacup Ehre, als er mit seinem sechsten Treffer im Wettbewerb das bisschen Wiener Widerstand endgültig brach und den Weg freimachte für die Rückkehr des Abends: ein Raunen ging durchs Stadion, als Mladen Petric das Zeichen der Bank bekam, sich fertigzumachen.

Zwei Monate hat der gefährlichste Hamburger Stürmer gefehlt. Sein Einfluss aufs Spiel blieb gering in den letzten 14 Minuten. Trotzdem strahlte er später. „Den Moment der Einwechslung werde ich nicht vergessen. Es war einfach traumhaft.“ Ohne Petric war der HSV sechsmal sieglos geblieben und in der Bundesliga abgerutscht. Allzu große Hoffnungen knüpfen sich vorerst nicht an ihn – seine Rolle ist die des Edeljokers: „Am Samstag gegen Hoffenheim wird er auch nicht länger spielen“, sagte Labbadia.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false