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Berg

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Hamburger SV: Marcus Berg: Torjäger im Taxi

Marcus Berg hat sowohl in der holländischen Ehrendivision als auch in der höchsten schwedischen Spielklasse Allsvenskan bewiesen, dass er Tore schießen kann. Außerdem verblüfft der Stürmer seinen neuen Arbeitgeber, den HSV.

Marcus Berg ist eigentlich gar kein Fußballprofi. Er hat nämlich keinen Führerschein. „In Hamburg gibt es doch auch Taxis, oder?“, sagte der gut gelaunte Schwede am Montagmittag bei seiner Vorstellung in der Hamburger Arena. Eine komische Vorstellung, dass Marcus Berg demnächst also mit dem Taxi zum Training fährt, während seine neuen Kollegen sich in der Wahl des protzigsten und garantiert umweltschädlichsten Fahrzeugs überbieten. Aber so wird es sein, so war es in Göteborg und in Groningen, und Berg hat nicht vor, demnächst Theoriestunden zu nehmen. Der 22-Jährige wirkte auch nicht, als fehle ihm ein teurer Wagen zum Glücklichsein. „Als ich vom Interesse des HSV gehört habe, wollte ich sofort her. Für mich war zu einhundert Prozent klar, dass es der HSV sein würde“, sagte Berg. Einige europäische Topklubs und am Ende auch der VfB Stuttgart hatten um den Torschützenkönig der U-21-EM mitgeboten und dem FC Groningen am Ende eine Ablöse von zehn Millionen Euro beschert – der IFK Göteborg hatte im Sommer 2007 knapp 3,5 Millionen Euro für Berg bekommen. So wurde Berg zum teuersten Hamburger Einkauf vor Marcell Jansen: Für ihn bezahlte der HSV vor einem Jahr eine Million Euro weniger.

Marcus Berg hat sowohl in der holländischen Ehrendivision als auch in der höchsten schwedischen Spielklasse Allsvenskan bewiesen, dass er Tore schießen kann. Oft aus kurzer Entfernung. Vielleicht hat Bruno Labbadia das an seine eigene Laufbahn erinnert. Der HSV-Coach ist zumindest voll des Lobes über seine neue Nummer 16: „Er hat sehr intelligente Laufwege und möchte unbedingt Tore machen. Wir hoffen, dass er sich schnell zurechtfindet und die Öffentlichkeit ihn nicht nur anhand seiner Ablöse misst, sondern auch am Alter.“ Das wird allerdings ein Wunsch bleiben. Marcus Berg selbst schien es weniger zu kümmern, dass er nun einen Platz in der HSV-Historie besitzt, ohne auch nur eine Sekunde gespielt zu haben. „Ich fühle keinen Druck. Es hängt an mir, gut zu spielen“, sagte er.

Nach Göteborg und Groningen hatten sich Berg und sein Berater Sören Lerby Hamburg als nächsten Karriereschritt ausgeguckt. Ausgestattet mit einem Vertrag bis 2014, wird der junge Stürmer sehr gut verdienen beim HSV. „Es gibt derzeit nicht viele Klubs in Europa, die eine so hohe Ablöse und ein hohes Gehalt zahlen können“, sagte Bernd Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende des HSV. Er hatte lange mit dem Groninger Sportchef Hans Nijland verhandelt, „einem zähen Knochen.“ Um zwei Millionen konnte Hoffmann Bergs Preis noch drücken. Natürlich sind zehn Millionen Euro für einen unbekannten Schweden ein Zeichen dafür, wie überhitzt der Markt für Fußballprofis derzeit ist. Der HSV hat durch den langen Vertrag ohne Ausstiegsklausel aber zumindest die Möglichkeit, Berg irgendwann weiter zu verkaufen.

Für Berg war es im Übrigen ein Abendessen im Hause Hoffmann, das ihn endgültig für den HSV einnahm – Hoffmanns Frau Nicole ist Halbschwedin und konnte Berg die Vorzüge des HSV und Hamburgs auch noch einmal auf Schwedisch vermitteln. Ein kleines bisschen Wohlfühlatmosphäre in der Fremde für einen, der im Sommer gern Fischen geht und einen ziemlich entspannten Eindruck machte – wie man sich einen Schweden eben so vorstellt. Er sagte: „Ich möchte jede Woche vor 50 000 Fans spielen. Freunde haben mir erzählt, wie gut organisiert die Bundesliga ist, wie toll die Stadien sind. Darauf freue ich mich.“ Am Mittwoch beim Test in Alkmaar soll Marcus Berg zum ersten Mal für den Hamburger SV spielen.

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