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Handball-Bundesliga: Rhein-Neckar Löwen: Der etws andere Hopp-Verein

Die Rhein-Neckar Löwen mischen den Handball auf. Frankreichs Weltmeister Nikola Karabatic soll im Sommer vom THW Kiel zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln. Von drei Millionen Euro Ablöse ist die Rede - das wäre ein neue Rekordsumme in der Handballgeschichte. Die Familie von Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp ist nur einer der Geldgeber.

Gibt es noch eine unerwartete Wendung im Millionen-Poker um Nikola Karabatic? Lediglich um die Höhe der Ablösesumme geht es in den meisten Berichten über den französischen Weltmeister, der angeblich im Sommer 2009 vom THW Kiel zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln soll. Drei Millionen Euro soll der THW angeblich fordern, das würde alle bisherigen Transfers der Handballgeschichte weit übertreffen; im Sommer 2007 zahlte Champions-League-Sieger Ciudad Real für Spielmacher Chema Rodriguez 800 000 Euro an Valladolid. „Karabatic wird ab dem 1. Juli für die Löwen spielen“, hat der dänische Gesellschafter der Löwen, Jesper Nielsen, erklärt. Karabatic sei „die Korsettstange in unserem Projekt, der weltbeste Handball-Klub zu werden“.

Die Löwen definieren den Markt neu

Wie fällt wohl die Reaktion des Kieler Publikums aus, wenn der umworbene Superstar am Samstag gegen Balingen aufläuft? Noch spannender ist die Frage, wie nachhaltig der Angriff der Löwen auf das Establishment des deutschen Handballs wird. Klar ist, dass die Löwen den Markt derzeit neu definieren. Der isländische Rückraum-Linkshänder Olafur Stefansson, der ab Sommer 2009 in Mannheim spielt, soll angeblich weit über 40 000 Euro netto monatlich erhalten, das ist ungefähr das Doppelte der Verdienste deutscher Nationalspieler wie Johannes Bitter (HSV) oder Holger Glandorf (Nordhorn), der ebenfalls von den Löwen umworben wird.

Das finanzielle Risiko des Stefansson-Deals übernahm der dänische Schmuck-Unternehmer Nielsen. „Wir sind nicht mehr die Hopp-Truppe“, erklärte Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm, als Nielsen vor einigen Monaten einstieg. Im Gegensatz zum Fußballklub Hoffenheim ruht das Löwen-Projekt auf mehreren Schultern. Neben Daniel Hopp, dem Sohn des SAP-Gründers Dietmar, sind mit Jürgen B. Harder und Gregor Greinert finanzstarke Geldgeber beteiligt. Dietmar Hopp hat auch die SAP-Arena in Mannheim, den Spielort der Löwen, mit 100 Millionen Euro vorfinanziert.

Der neue Gesellschafter besitzt in seiner Heimat Dänemark allerdings nicht überall einen guten Ruf. Zuletzt schrieb er negative Schlagzeilen, als nämlich die Zeitung „Ekstrabladet“ aus einem E-Mail-Verkehr zwischen seiner Firma und einigen dänischen Banken zitierte, wonach ihm weitere Kredite verweigert wurden. Nielsen wehrte sich dagegen mit Rechtsmitteln, ein Verfahren ist noch anhängig. Schon jetzt haben die Löwen mit ihren Offerten die halbe Bundesliga gegen sich aufgebracht. Derlei Gehälter, wie sie für Karabatic spekuliert werden (rund 1,2 Millionen Euro brutto jährlich), sprengten das Gehaltsgefüge, heißt es allerorten, zumal in Zeiten der aktuellen Finanzkrise, deren Folgen hinsichtlich des Sponsorings noch nicht absehbar sind. Der Geschäftsführer der Handball- Bundesliga, Frank Bohmann, sagt: „Die Rhein-Neckar Löwen sind derzeit das heißeste Thema.“

Nach den Verhandlungen mit Karabatic, die am Rande des WM-Finales in Zagreb geführt wurden, gibt man sich in Kiel wieder optimistisch. Allerdings wollen nun auch die Verantwortlichen von Ciudad Real in den Poker einsteigen.

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