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Preiss

© dpa

Handball: Neu macht Hoffnung

Das umformierte deutsche Handballteam gefällt vor der anstehenden WM in Spielen gegen Island.

Viele Namen sind dem Publikum noch fremd. Als die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Wochenende in Oberhausen und Koblenz vorgestellt wurden, bejubelten die Fans die Weltmeister Holger Glandorf aus Nordhorn oder den Kieler Dominik Klein. Aber der Großwallstädter Michael Müller? Der Göppinger Manuel Späth? Der Lemgoer Jens Bechtloff? Der Wetzlarer Sven-Sören Christophersen? Diese Nobodys personifizieren die große Zäsur nach dem verpatzten olympischen Turnier in Peking: Bundestrainer Heiner Brand fängt ganz von vorn an. Dafür zog sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) beim 33:33 (16:15) am Samstag in Oberhausen und der 29:30 (18:17)-Niederlage gestern in Koblenz gegen den Olympia-Zweiten Island mehr als achtbar aus der Affäre.

Viele Fachleute halten aufgrund des radikalen Neuaufbaus eine Titelverteidigung bei der anstehenden WM in Kroatien ab 16. Januar für nahezu ausgeschlossen. „Sicher, wir stecken in einem intensiven Umbruch, und den ziehen wir auch durch“, erklärt hierzu der Gummersbacher Brand, der nach einer Hüftoperation sein Team auf Krücken coachte. Aber er verfällt nicht in Panik: „So dramatisch ist das alles nicht.“ Mit solchen Situationen habe er als Trainer schon oft leben müssen, und in den meisten Fällen habe ein solcher Umbruch „ja ganz gut hingehauen“.

Hauptargument der vielen Pessimisten ist, dass die in langen Jahren gewachsene Hierarchie der Mannschaft, auf die Brand bekanntlich großen Wert legt, nun erst mühsam aufgebaut werden muss. Kreisläufer Christian Schwarzer und Christian Zeitz sind zurückgetreten, Markus Baur hat seine Spielerkarriere beendete und auf Rechtsaußen Florian Kehrmann und Torhüter Henning Fritz hat Brand „vorerst verzichtet“ (DHB-Mitteilung). Damit sind alle Mitglieder des WM-Mannschaftsrates von 2007 nicht mehr dabei.

Derzeit ist nicht zu erwarten, dass Brand noch vor der WM kurzfristig auf Fritz und Kehrmann zurückgreifen wird – zu labil waren zuletzt die Leistungen der beiden einstigen Führungsfiguren. Brand will der Jugend in Kroatien eine Chance geben. Aufgrund der geringen internationalen Erfahrungen müsse man „gewisse Schwankungen hinnehmen“, ließ Brand wissen. „Aber ich stehe dahinter.“ Er werde keine großen Änderungen mehr vornehmen.

Bei den letzten Auftritten des Jahres 2008 fehlten außerdem der verletzte Spielmacher Michael Kraus, die Rechtsaußen Christian Sprenger und Stefan Schröder, Rückraumstar Pascal Hens und Torwart Johannes Bitter. Angesichts dieser vielen Ausfälle präsentierte sich das deutsche Team, angeführt vom überragenden Kapitän Glandorf, gegen Island mehr als passabel. Speziell Kreisläufer Späth gefiel bei seinem Debüt, während der andere Neuling, Linksaußen Bechtloff, zuweilen etwas übermotiviert wirkte.

Die neue Mannschaft befindet sich auf der Suche nach der Stammformation. Da sie sich aber bereits einmal, beim 27:26-Sieg in der EM-Qualifikation in Slowenien, aus einer bedrohlichen Situation befreit hat, ist der Optimismus bei den Verantwortlichen dennoch groß. „Ich bin optimistisch, dass wir in Kroatien unseren Platz in der Weltspitze wieder zurückerobern“, sagte Horst Bredemeier, der Vizepräsident des DHB. „Ob wir dann im Spiel um Platz Fünf antreten oder noch mehr geht, das werden wir sehen.“

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