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Zu tief. Silke Spiegelburg scheiterte an 4,75 Metern – vor kurzem war sie noch 4,82 Meter gesprungen. Foto: dapd

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Sport: Harte Landung

Stabhochspringerin SILKE SPIEGELBURG verfehlt Bronze um einen Rang – Issinbajewa wird Dritte.

Jennifer Suhr wickelte die US-amerikanische Flagge um ihre Schultern, ihre Augen waren mit Tränen gefüllt. Sie war überwältigt von ihren Emotionen. Die US-Amerikanerin hatte gerade die Goldmedaille im Stabhochsprung gewonnen. Mit 4,75 Metern lag die Weltjahresbeste vor der Kubanerin Yarisley Silva, die zwar auch 4,75 Meter überquert hatte, für die aber ein Fehlversuch mehr protokolliert wurde. Bronze ging an die Russin Jelena Issinbajewa (4,70 Meter).

Und Silke Spiegelburg, die Zweite der Weltjahres-Bestenliste, die noch kurz vor den Olympischen Spielen 4,82 Meter gesprungen war? Damit hatte sie nicht bloß deutschen Rekord erzielt, sie hatte sich auch in die Rolle einer Medaillenkandidatin gesprungen. Diese Silke Spiegelburg weinte auch. Sie saß irgendwann an diesem kühlen, windigen Abend auf der Stabhochsprungmatte und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Tränen liefen über ihre Wangen.

Medaille? Ja, für die anderen. Für Silke Spiegelburg aus Leverkusen blieb nur der vierte Platz. Mehr als 4,65 Meter hatte sie nicht bewältigt. 4,75 Meter waren aufgelegt, als sie ihre letzte Chance hatte. Ihr dritter Versuch. Zwei insgesamt hatte sie ohnehin nur bei dieser Höhe. Denn Spiegelburg war bereits im Risikospiel. 4,70 Meter hatte sie beim ersten Versuch gerissen. Wenn sie weiter Chancen auf eine Medaille haben wollte, dann musste sie die restlichen Versuche über diese Höhe auslassen. Dann musste sie gleich auf die nächste Höhe gehen, die 4,75 Meter.

Doch der erste Versuch war deutlich schief gegangen. Nun also die zweite, die letzte Chance. Doch schon beim Aufsteigen konnte man erahnen, dass sie es nicht schaffen würde. Sekundenbruchteile später touchierte sie die Latte. Game over.

Allerdings auch für Jelena Issinbajewa, die Olympiasiegerin von 2008. Sie wollte zeigen, dass sie nach langer Auszeit wieder ganz die Alte ist, die Frau, die serienweise Weltrekorde aufstellte. Die Russin holte nur Bronze, aber sie nahm es souverän. Winkend bedankte sie sich beim Publikum.

Ein komplett anderes Bild ungefähr eine halbe Stunde zuvor. Da lag die Latte auf 4,65 Meter Höhe. Issinbajewa stand am Anlauf und führte ihre üblichen Selbstgespräche. Sie hatte dann auch keine Probleme, doch als sie auf der Matte stand, da hielt sie sich die Hände vor den Mund, als wäre sie regelrecht erleichtert über diesen gelungenen Sprung. Die Doppel-Olympiasiegerin, die sich wieder als Diva inszeniert, war erkennbar wenig selbstsicher. Später vergrub sie vor einem Versuch ihr Gesicht in einem blauen T-Shirt. Sekundenlang stand sie so, fast hätte man glauben können, dass sie weint. Aber dann: Sie lief an, sie sprang, sie überquerte die Latte problemlos.

Martina Strutz, die Vize-Weltmeisterin, vom SC Neubrandenburg, überquerte lediglich 4,55 Meter und belegte damit den fünften Platz. Lisa Ryzih aus Ludwigshafen wurde mit 4,45 Metern Sechste.

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