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Mathew Leckie (rechts) kehrte mit Hertha ohne Punkte aus Stuttgart zurück.

© Daniel Maurer/dpa

Hertha BSC: Dinner für keinen

Hertha BSC versäumt es beim 1:2 in Stuttgart mit dilettantischen Fehlern erneut, sich im oberen Tabellendrittel festzusetzen.

Die Sache mit dem Essen auf des Trainers Kosten hat sich also bis auf Weiteres erledigt. „Vielleicht reicht es ja wenigstens noch für einen Nachtisch“, sagte Marvin Plattenhardt am Samstagabend mit einem gequälten Lächeln. „Aber dazu müssen wir jetzt eine Reaktion zeigen.“ Nach dem 1:2 beim VfB Stuttgart wusste der Linksverteidiger von Hertha BSC genau so gut wie seine Teamkollegen: Ohne eine Revolution sämtlicher mathematischer Gesetzmäßigkeiten wird es nun, nach der nächsten Niederlage gegen einen Abstiegskandidaten, bis zur Weihnachtspause nichts mehr werden mit dem offiziell proklamierten Ziel von sieben Punkten aus drei Spielen. „Das müssen wir jetzt so hinnehmen“, ergänzte Plattenhardt noch, „auch wenn es schwer fällt nach diesem Spiel.“ Dabei hätte Trainer Pal Dardai nach eigener Aussage gern mal die Spendierhosen angezogen.

So musste der Ungar am Morgen danach über die Rätsel sprechen, die der Auftritt in Stuttgart – genauer gesagt: der Auftritt in Halbzeit zwei – aufgegeben hatte. Es sei „schwierig zu erklären“, was sich da ereignet hatte, eröffnete Dardai seine Analyse. „Körpersprache, Zweikampfhaltung – das war nicht diese Gier, die mir zeigt: Ich will unbedingt etwas erreichen“, führte er weiter aus. Schließlich fasste er das Erlebte mit vier Worten treffend zusammen: „Wir waren zu leichtsinnig.“ Oder wie Fabian Lustenberger zu Protokoll gab: „Es war ja nicht so, dass uns Stuttgart an die Wand gespielt hätte.“

Herthas Niederlage beim VfB war vor allem schwer zu akzeptieren, weil sie einem altbekannten Schema folgte, das auch Plattenhardt nicht leugnen konnte. „Immer, wenn wir die Chance haben, ganz oben anzuknüpfen, packen wir es nicht“, sagte er, „das müssen wir aus den Köpfen rauskriegen.“ Und Lustenberger ergänzte: „Das tut uns richtig weh.“

Was sich die Berliner mit viel beachteten Resultaten – etwa den Heimsiegen über die Bayern, Mönchengladbach und Frankfurt oder dem Punktgewinn beim ungeschlagenen Herbstmeister Dortmund – mühselig aufgebaut haben, reißen sie mit Ausrutschern wie in Düsseldorf oder nun in Stuttgart verlässlich wieder ein. „Das war unglaublich naiv“, sagte Dardai, „so etwas sieht man wirklich selten.“ Im Grunde genügte eine einzige Aktion – der 1:1-Ausgleich durch Mario Gomez – um die Berliner komplett aus dem Konzept zu bringen. „Es stand keiner auf dem Platz, der die Sache in die Hand nimmt“, sagte Dardai.

Hertha kann Marko Grujic nicht ersetzen

Wer damit gemeint war, war nicht schwer zu erraten: der verletzte Marko Grujic, der im neuen Hertha-System mit zwei Spitzen schwer zu ersetzen ist. Oder muss man vielleicht sogar feststellen: gar nicht?

„Marko hat die letzten Spiele super gespielt und gezeigt, wie wichtig er für uns sein kann. Er hätte uns heute sehr gut getan“, sagte Plattenhardt. Dass neben dem Serben auch noch der zweite planmäßige Sechser, Arne Maier, kurzfristig ausfiel, machte die Sache nicht eben leichter – obwohl die Backups Per Skjelbred und Vladimir Darida zumindest in den ersten 45 Minuten zu überzeugen wussten. „Wir mussten ungewöhnlich viele Spieler auswechseln“, sagte Dardai, „das ist uns diesmal nicht gelungen.“ Neben Maier und Grujic fehlten auch Salomon Kalou, Niklas Stark, Karim Rekik und Derrick Luckassen. Für den Berliner Kader, der in den vergangenen Jahren offensichtlich an Qualität gewonnen hat, sind das schlicht und ergreifend zu viele große Namen, wenngleich Dardai dieses Argument nach dem Stuttgart-Spiel nur bedingt anerkennen wollte.

Besserung ist jedenfalls erst mal nicht in Sicht. Für das Heimspiel gegen den FC Augsburg am Dienstagabend erwartet Dardai keinen Rückkehrer. Er wird also mit dem Personal auskommen müssen, das sich in Stuttgart, nun ja, zumindest ein bisschen blamiert hat. Deshalb vertraut der Trainer nun auf die Heimstärke seiner Mannschaft: Lediglich die Borussias aus Dortmund (22) und Mönchengladbach (21) sowie RB Leipzig (17) haben in dieser Saison mehr Punkte daheim geholt als die Berliner (14).

„Ich hoffe auf ein gutes, lautes Publikum – so wie wir es in Stuttgart erlebt haben“, sagt Dardai, „das ist unsere einzige Chance.“ Wenn es nach dem Trainer geht, muss es am Dienstag – um bei seiner Essenswette mit der Mannschaft zu bleiben – auch kein Leckerbissen werden. Dardai sagt: „Gewinnen reicht mir.“

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