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Immer den Stock in der Speiche. Lucas Tousart (links) ist für seine Gegenspieler maximal unangenehm.

© Foto: IMAGO/Nordphoto

Hertha BSC empfängt Bayer Leverkusen: Lucas Tousart übernimmt die Führung

Lucas Tousart, die teuerste Verpflichtung in der Geschichte von Hertha BSC, konnte die Erwartungen lange nicht erfüllen. Das ändert sich gerade.

| Update:

Vielleicht ist es ja ganz gut, dass noch nicht alles klappt. Das Kopfballspiel zum Beispiel. Dass Lucas Tousart da definitiv noch Steigerungsmöglichkeiten hat, das lässt sich seit dem vergangenen Wochenende mit einiger Bestimmtheit sagen.

In der Partie beim FC Augsburg hatte der Mittelfeldspieler von Hertha BSC in aussichtsreicher Position eine exzellente Kopfballchance. Tousart aber brachte nur einen kraftlosen Abschluss zustande.

„Man kann ihn machen“, sagte auch Herthas Trainer Sandro Schwarz über die vertane Chance, nahm den Franzosen aber auch gleich in Schutz. So einfach, wie es ausgesehen hatte, war die Angelegenheit nämlich gar nicht, hatte Schwarz in der Analyse der Szene festgestellt. Und überhaupt: „Er war da.“

Lucas Tousart, 25 Jahre alt, ist jetzt immer häufiger da. Lange Zeit ist er bei Hertha eher als Mitläufer wahrgenommen worden. Aber das scheint sich gerade zu ändern.

Der Franzose bekommt inzwischen eine Menge Lob für seine Auftritte ab, und das nicht erst jetzt, sondern eigentlich auch schon in der Endphase der vergangenen Saison, als sich die Berliner erfolgreich gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga stemmten. „Ich finde, dass er zurecht gelobt wird“, sagt Schwarz.

Tousart ist – neben Dodi Lukebakio – eine der positiven Erscheinungen bei Hertha in dieser noch frühen Phase der Saison. Es ist nicht ihre einzige Gemeinsamkeit.

Im Goldrausch der Windhorst-Millionen

Beide, Tousart und Lukebakio, sind im Goldrausch der Windhorst-Millionen nach Berlin gekommen. Beide haben viel Geld gekostet. Beide konnten die hohen Erwartungen lange nicht erfüllen. Und beide galten folglich immer wieder mal als Kandidaten für einen raschen Weiterverkauf. Aktuell aber sind weder Tousart noch Lukebakio aus Herthas Mannschaft wegzudenken.

Für den Franzosen Tousart haben die Berliner sogar noch ein bisschen mehr gezahlt als für den Belgier Lukebakio. Mit einer Ablöse von 25 Millionen Euro ist er der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Trotzdem war Herthas damaliger Trainer Jürgen Klinsmann der Überzeugung, dass mit dem Mittelfeldspieler noch einmal eine „große Mehrwertsteigerung möglich“ sei.

Das dürfte auch deshalb schwierig werden, weil sich der Markt seit seiner Verpflichtung zu Beginn des Jahres 2020 massiv verändert hat. Aber selbst wenn Hertha mit Tousart keinen Mehrwert erzielen sollte: Er hat jetzt zumindest einen Wert für Hertha.

Sechser oder Achter? Das ist die Frage

Seitdem der Franzose am ersten Spieltag dieser Saison, im Derby gegen den 1. FC Union, seine Sperre (Gelb-Rot im Relegationsrückspiel gegen den HSV) abgesessen hat, stand er – trotz üppiger Konkurrenz im Mittelfeld – in jeder Begegnung in der Startelf. Das wird auch an diesem Samstag, im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (15.30 Uhr, live bei Sky), wieder so sein.

Die einzige offene Frage ist: Auf welcher Position? Als Sechser oder als Achter?

„Ich finde, dass er beide Positionen sehr gut bekleiden kann“, sagt Schwarz. „Auf der Achterposition im 4-3-3 ist es mehr seine Aufgabe, in der gegnerischen Hälfte in die Balleroberung reinzukommen. Auf der Sechserposition geht es darum, Räume zu sichern vor der Kette und auch da seine Laufstärke unter Beweis zu stellen.“

Tousart bringt vieles mit, um für den Fußball, der Schwarz vorschwebt, ein entscheidender Faktor zu sein. Herthas Trainer hebt explizit „seine Haltung, seine Laufstärke, seine Zweikampfpräsenz“ hervor. „Er hat immer den Stock in der Speiche.“ Heißt: Immer wieder gelingt es ihm, das gegnerische Angriffsspiel zum Erliegen zu bringen.

Bester Beleg für Tousarts erfreuliche Entwicklung war seine Beförderung zum Aushilfskapitän, als Marvin Plattenhardt verletzt fehlte. Dass der Franzose ein Anführer sein kann, hat er schon bei seinem früheren Klub Olympique Lyon gezeigt. Im letzten Spiel, bevor Corona den Fußballbetrieb im Frühjahr 2020 zum Stillstand brachte, ebnete er Olympique in der Champions League gegen Juventus Turin mit seinem Tor zum 1:0-Sieg den Weg in die nächste Runde.

„Woche für Woche holt er alles raus, was er im Koffer hat“, sagt Sandro Schwarz. „Er ist ein Spieler, der sein Herz auf dem Platz lässt. Das bringt er sehr gut rüber.“ So wird Tousart immer mehr seinem Anspruch gerecht, „ein natürlicher Leader zu sein“.

Bei Hertha scheiterte das anfangs auch daran, dass er kein Deutsch und nur rudimentär Englisch sprach. Inzwischen ist sein Deutsch so gut, dass er alles versteht und bei Bedarf sogar mal was übersetzen kann.

Für diese Saison hat sich Lucas Tousart daher vorgenommen, dass er „mehr Verantwortung übernehmen und die Mannschaft stärker tragen“ will. Es lässt sich ganz gut an.

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