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Berlin statt Florida. Kapitän Marvin Plattenhardt trainiert mit der U23.

© dpa/Tom Weller

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Hertha BSC ohne Kapitän in Florida: „Das ist kein Problem für uns“

Wie vor drei Jahren bereitet sich Hertha BSC in Florida auf die Rückrunde der Bundesliga vor. Marvin Plattenhardt muss gezwungenermaßen in Berlin bleiben.

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Exakt drei Jahre und einen Tag ist es her, dass Hertha BSC zuletzt ins Wintertrainingslager nach Florida geflogen ist. Orlando war damals das Ziel; nach Bradenton an der Westküste des US-Bundesstaates geht es diesmal. Seit dem Januar 2020 ist viel passiert. Im Grunde ist von Hertha BSC nicht viel mehr geblieben als der Vereinsname.

Der Präsident? Ein anderer. Die Geschäftsführung? Eine andere. Der Trainer? Ein anderer. Die Mannschaft? Zu großen Teilen ebenfalls eine andere.

Gerade mal fünf Spieler aus dem aktuellen Kader standen auch schon vor drei Jahren und einem Tag bei Hertha unter Vertrag. Vier von ihnen – Maximilian Mittelstädt, Peter Pekarik, Dodi Lukebakio und Jessic Ngankam – sind am Dienstag ins Flugzeug in die USA gestiegen. Marvin Plattenhardt, der Kapitän des Berliner Fußball-Bundesligisten, blieb in Berlin. Gezwungenermaßen.

Plattenhardt darf nicht in die USA einreisen, weil er nicht über die nötigen Impfungen gegen das Coronavirus verfügt. „Wir haben das Thema im Vorfeld besprochen“, sagt Herthas Trainer Sandro Schwarz. „Das ist kein Problem für uns.“ Während des Aufenthalts der Profis in der IMG Academy unter der Sonne Floridas (bis zum 14. Januar) trainiert Plattenhardt im grauen Berlin mit der U 23 des Klubs, anschließend soll er wieder zum Team stoßen.

Florian Niederlechner wechselt zu Hertha

Corona war beim letzten Trainingslager in den USA noch kein Thema. Was das Virus im Fußball allgemein und bei Hertha im Besonderen anrichten würde, das konnte sich demnach auch niemand vorstellen. Der Klub lebte gewissermaßen in den Tag hinein, als gäbe es kein Morgen. Der Besuch der Mannschaft auf der Luxusjacht des Investors Lars Windhorst an Floridas Golfküste lieferte die passenden Bilder zum Selbstverständnis des Klubs.

„Berlin muss groß denken, nicht schüchtern sein“, hat Jürgen Klinsmann, der damalige Trainer, beim Aufenthalt in Orlando vor drei Jahren gesagt. Entsprechend fiel die Transferpolitik des Klubs aus. Big Picture hat Klinsmann das genannt. Kein Verein weltweit gab im Winter 2020 so viel Geld aus wie Hertha BSC, fast 80 Millionen Euro. Das Beuteschema: Spieler von internationalem Kaliber.

Inzwischen ist vieles anders, auch Windhorst schon wieder so gut wie Geschichte. Die Ansprüche des Vereins haben sich verändert, wenn man überhaupt noch von Ansprüchen reden kann. Der Mangel diktiert die Personalpolitik, nicht wie vor drei Jahren der Überfluss.

Mit Vladimir Darida (2,5 Millionen Euro Jahresgehalt) und Davie Selke (zwei Millionen) hat der Klub in der Winterpause zwei Großverdiener von der Gehaltsliste bekommen. Konsolidierung ist das Gebot der neuen Zeit. „Es wird ein Prozess sein, den Leuten immer wieder klarzumachen, dass wir unsere Erwartungen an die Realität anzugleichen haben“, hat Kay Bernstein, der Präsident des Klubs, kurz vor dem Jahreswechsel der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Fabian Reese soll schon im Winter kommen

Hertha kann bei den Neuverpflichtungen nicht mehr wahllos ins obere Regalfach greifen wie noch zu Klinsmanns Zeiten. Internationales Kaliber war einmal. Zur neuen Saison kommen Florian Niederlechner, 32, vom Bundesligavierzehnten FC Augsburg, und Fabian Reese, 25, der für den Zweitligisten Holstein Kiel in dieser Spielzeit fünf Tore erzielt und vier vorbereitet hat.

Niederlechners Transfer wurde inzwischen von Hertha BSC als fix vermeldet. Er wechselt ablösefrei nach Berlin und erhält einen Vertrag bis 2025. Niederlechner sei ein Stürmer, „der Torgefahr, Mentalität und Körperlichkeit mitbringt“, wird Fredi Bobic, Herthas Sportgeschäftsführer, in einer Vereinsmitteilung zitiert. Auch Reese kommt im Sommer ablösefrei und bekommt einen Vertrag bis 2026. Das teilte Hertha am Mittwochmittag mit.

Zum Tross der Berliner, der am Dienstag über Frankfurt am Main nach Orlando geflogen ist, zählte Reese noch nicht. 24 Feldspieler und vier Torhüter waren an Bord, darunter auch der erst 17 Jahre alte Pascal Klemens, Innenverteidiger aus Herthas U 19. Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sollen künftig eine größere Rolle bei den Berlinern spielen. Mehr machen aus dem, was vorhanden ist: Das wird jetzt erst einmal der Auftrag für Trainer Sandro Schwarz sein.

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