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Alexander Esswein (li.) konnte den Bayern, hier David Alaba, auch nur selten folgen.

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Update

Hertha BSC verliert beim FC Bayern München: Mitchell Weiser: „Mit 0:3 sind wir noch gut bedient“

Hertha BSC muss die erste Saisonniederlage hinnehmen. 0:3 verlieren die Berliner beim FC Bayern. Trainer Pal Dardai blickt da lieber voraus.

Pal Dardai versuchte erst gar nicht, irgendwelche Entschuldigungen hervorzubringen. „Wir haben gegen die komplette Mannschaft der Bayern gespielt, das war sehr schwierig. Großer Respekt, sie haben verdient gewonnen. Wir müssen daraus lernen, das 0:3 muss man akzeptieren und runterschlucken“, sagte der Hertha-Trainer.

Schon am Outfit der zuständigen Übungsleiter ließ sich am Mittwoch bereits erahnen, wie dieser Abend in der Fußball-Arena zu München so ablaufen würde. Zwischen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti und Dardai lagen an der Seitenauslinie zwar nur wenige Meter, modisch trennten die beiden allerdings Welten. Dardai hatte sich nach alter Spieltags-Tradition für lockere Trainingskleidung entschieden, Ancelotti trug dagegen, ganz der stilechte Italiener, einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug, und das passte auch vortrefflich zur Herangehensweise an das Spitzenspiel des vierten Bundesliga-Spieltags. Hertha versteht sich bekanntlich eher als ein Verein, der Fußball arbeitet, wohingegen hohe Kunst ja die Mindestanforderung beim FC Bayern ist. Nach 90 einseitigen Minuten zwischen den bis dato einzigen verlustpunktfreien Bundesliga-Teams setzte sich am Mittwochabend wenig überraschend Kunst gegen solides Handwerk durch. Der 3:0 (1:0)-Erfolg der Münchner war wettbewerbsübergreifend bereits der siebte Pflichtspielsieg in dieser Saison, bei einem Torverhältnis von nunmehr 26:1. Für Hertha bedeutete das Resultat zugleich die elfte Niederlage in Serie beim FC Bayern.

Esswein gibt sein Startelf-Debüt

„Mit 0:3 sind wir noch gut bedient“, sagte der frühere Münchner Mitchell Weiser. Dardai ärgerte sich über das geschenkte zweite Tor. Die erste Saisonniederlage aber warf ihn keineswegs um. „Bayern hat einen tollen Tag gehabt“, betonte der Ungar und richtete seinen Blick lieber gleich auf das Wochenende: „Wir müssen regenerieren und wollen dann eine gute Leistung in Frankfurt zeigen.“ Die mit neun Zählern punktgleiche Eintracht könnte für die Berliner eher ein Gegner auf Augenhöhe sein.

Dardai hatte in München seine Anfangsformation nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Vladimir Darida und John Anthony Brooks zwangsläufig umgestellt. Für den Slowaken rückte erstaunlicherweise der junge und vom FC Liverpool ausgeliehene Brasilianer Allan in die Startelf, er bildete gemeinsam mit Fabian Lustenberger die Doppel-Sechs vor der Abwehr. Für Innenverteidiger Brooks brachte Dardai Niklas Stark, zudem durfte sich Alexander Esswein über seinen ersten Einsatz von Beginn an im Berliner Trikot freuen. Bei den Bayern kehrte Jerome Boateng nach längerer Verletzungspause zurück aufs Feld.

Hertha läuft nur hinterher

Herthas Trainer hatte nach dem glänzenden Start mit drei Siegen in drei Begegnungen ja die leise Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass seine Elf idealerweise im Ansatz würde mithalten können mit dem Rekordmeister, aber im konkreten Fall war wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken. Zugespitzt formuliert war das Flutlicht in der Münchner Arena gerade angeknipst worden, als es bereits lichterloh im Berliner Strafraum brannte. Nach handgestoppten 100 Sekunden musste Rune Jarstein erstmalig eingreifen, Herthas Keeper lenkte einen Kopfball von Robert Lewandowski gerade noch so über die Latte. Wiederum 60 Sekunden später passierte Thomas Müller ein Missgeschick, das dem Nationalspieler so kaum unterläuft: aus fünf Metern Torentfernung jagte er den Ball etwa genau so weit am Kasten vorbei. 

Zur allgemeinen Berliner Unzufriedenheit sollte sich der große Aufwand der Bayern nur als erste kleine Anfangsoffensive herausstellen, es folgte ein wahrer Sturmlauf der Gastgeber mit Großchancen im Fünf-Minuten-Takt, und nach einer Viertelstunde erhielt der Berliner Beton einen ersten größeren Riss. Franck Ribery tanzte Peter Pekarik im Strafraum aus und traf aus spitzem Winkel zur 1:0-Führung. Jarstein war zwar noch mit dem Fuß am Ball, konnte diesem aber nicht mehr die entscheidende Richtungsänderung verleihen. Weitere hundertprozentige Gelegenheiten ließen nicht sehr lange auf sich warten. Allein Robert Lewandowski hätte sich berühmt schießen können in der ersten halben Stunde, in der die Münchner phänomenale 80 Prozent Ballbesitz erzielten. Vedad Ibisevic, Herthas einziger und ziemlich verlorener Stürmer, war vermutlich der einzige Berliner, der die Mittellinie bis zu diesem Zeitpunkt mehr als ein Dutzend Mal überquert hatte. Die besten weil einzigen Chancen für Berlins führendes Fußball-Unternehmen besaßen im ersten Durchgang eben Ibisevic, der nach einer guten halben Stunde - und aus einer Abseitsposition heraus - aus zehn Metern am Tor vorbeischoss sowie Mitchell Weiser mit einem Freistoß kurz vor der Pause. 

Allan vertändelt Ball vor zweitem Gegentor

Nach dem Seitenwechsel präsentierten sich die Berliner wesentlich strukturierter als zu Beginn der Partie, lange Zeit ließen sich nicht wirklich viel zu und starteten sogar einige Entlastungsangriffe. Den besten vergab Valentin Stocker nach einer Stunde, der Schweizer scheiterte an Manuel Neuer. Auf der Gegenseite fiel Arjen Robben mit einer Andy-Möller-Gedächtnis-Schwalbe auf, die eine weitere Druckphase der Bayern einleiten sollte: Zunächst verweigerte Schiedsrichter Marco Fritz einem Treffer von Robert Lewandowski wegen Abseits die Anerkennung, wenige Sekunden später lag der Ball dann aber doch im Berliner Netz. Nach einem katastrophalen Ballverlust von Allan an der eigenen Strafraumgrenze erhöhte Thiago auf 2:0, ehe Robben kurz darauf das 3:0 nachlegte. Gegen seinen abgefälschten Schuss war Rune Jarstein im Berliner Tor chancenlos. 

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