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Den Rücken stärken. Trainer Dardai stützt seinen Stürmer Kalou (r.).

© Imago/Contrast

Hertha BSC vor Spiel bei Mainz 05: Salomon Kalou halb allein im Sturm

Salomon Kalou ist Herthas bester Torschütze – beim Spiel in Mainz wird er in einer Rolle gebraucht, die ihm zuletzt wenig behagte.

Salomon Kalou hat in dieser Woche beim Training ein paar hoffnungsvolle Signale ausgesandt. Es war beim „Vier gegen zwei“, Kalou stand mit Maximilian Mittelstädt in der Mitte und musste den Ball jagen. Er tat es mit viel Eifer und unter großem Gebrüll. So viel Enthusiasmus im Spiel gegen den Ball hat man von dem bald 31 Jahre alten Ivorer selten erlebt. Aber es war genau die richtige Botschaft vor dem abschließenden Saisonspiel von Hertha BSC in der Fußball-Bundesliga am Samstag in Mainz: Kämpfen lohnt sich.

„Nach meinem Gefühl war das eine sehr gute Trainingswoche“, sagt Trainer Pal Dardai. „Es zeigt mir, dass die Spieler wollen.“ Sie müssen ja auch. Richtig schlecht kann diese Saison für Hertha zwar nicht mehr werden; aber sie kann zumindest noch ein schlechtes Ende nehmen. Sollte die Mannschaft auf Platz sieben abrutschen, stünden vor der Rückkehr in die Europa League in diesem Sommer noch zwei Qualifikationsrunden. Das wollen die Berliner unbedingt vermeiden. „Wir müssen versuchen, aus dieser Drucksituation gut rauszukommen“, sagt Dardai.

Die vergangenen Wochen mit zuletzt fünf Pflichtspielniederlagen hintereinander haben allerdings Zweifel aufkommen lassen, ob die Mannschaft diesem Druck tatsächlich gewachsen ist. Dardai selbst hat nach dem 1:2 gegen Aufsteiger Darmstadt öffentlich die Schwiegersohn-Mentalität seines Teams gegeißelt. Da ist es alles andere als günstig, dass er am Samstag gegen den Tabellennachbarn Mainz 05 auf zwei ausgewiesene Mentalitätsspieler verzichten muss. Neben dem gelbgesperrten Vedad Ibisevic fällt kurzfristig auch Per Skjelbred wegen einer Erkältung aus.

Es ist kein Geheimnis mehr, dass Salomon Kalou die Position von Ibisevic im Sturm einnehmen wird. Julian Schieber käme laut Dardai zwar ebenfalls in Frage, „aber ihm fehlt noch etwas“. Schieber könne der Mannschaft nach seiner langen Verletzungspause mehr helfen, wenn er für die letzte halbe Stunde von der Bank käme. So wie gegen Hannover 96 vor fünf Wochen, als er nach seiner Einwechslung mit dem ersten Ballkontakt die Vorlage zum 2:2-Endstand gab.

Kalou wirkte zuletzt ein wenig überspielt

Es war der letzte Punkt, den Hertha bis heute geholt hat – und das letzte Tor, das Kalou bisher geschossen hat. Seit vier Spielen ist er jetzt schon ohne Treffer, so lange wie noch nie in dieser Saison. Zuletzt wirkte der Ivorer ein wenig überspielt, nicht mehr so zwingend wie in seinen besten Momenten. Aber damit besitzt er in der Mannschaft aktuell ganz sicher kein Alleinstellungsmerkmal. „Wir sind alle sehr zufrieden mit ihm“, sagt Pal Dardai über Kalou, „auch als Mensch und als Typ.“

Wie schon in der Vorsaison ist der Ivorer Herthas bester Torschütze. Aber nach gerade sechs Treffern in der vergangenen Spielzeit hat er jetzt schon 14 Mal getroffen. Nur ein Stürmer von Hertha BSC hatte in den vergangenen elf Jahren einen noch besseren Wert, das war Adrian Ramos (16 Tore in der Saison 2013/14) – und den könnte Kalou am Samstag ja noch einholen. Aber auch so ist es eine herausragende Bilanz für einen Stürmer, der noch im Sommer, nach seiner ersten Saison in Berlin, arg in der Kritik stand und den viele damals liebend gern wieder losgeworden wäre.

Dardai hat es geschafft, Kalou gewinnbringend in Herthas Spiel einzubinden. Aber natürlich hat der Ivorer auch von Vedad Ibisevic profitiert. Egal ob Kalou auf dem linken Flügel oder als zweite Spitze neben dem Bosnier gespielt hat – Ibisevic hat sehr viel Aufmerksamkeit der gegnerischen Verteidiger absorbiert. In der Vorsaison noch war Kalou meistens auf sich allein gestellt. „Letztes Jahr war es sehr schwer für ihn“, sagt Dardai.

In Mainz, ohne Ibisevic, wird Kalou wieder die Rolle als einzige Spitze übernehmen müssen, die ihm nicht besonders behagt hat. „Wir haben jetzt eine andere Mannschaft mit einer besseren Ballzirkulation“, sagt Dardai. Das sollte Kalou helfen, zumal Mittelfeldspieler Vladimir Darida den Auftrag erhalten wird, sich ausdauernd in seinem Schatten zu bewegen und die Unterstützung zukommen zu lassen, die Salomon Kalou dort vorne benötigt. Könnte sich schließlich bezahlt machen.

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