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Wechselspiele: Hertha-Trainer Jos Luhukay (l.) hat personell zahlreiche Möglichkeiten.

© AFP

Hertha BSC zu Gast beim VfL Wolfsburg: Luhukay und die vielen Optionen

Trainer Luhukay hat klare Vorstellungen von Herthas Spiel – und reagiert mit seinen Aufstellungen trotzdem auf den jeweiligen Gegner. Im Spiel gegen Wolfsburg könnte es somit einen Spieler erwischen, der gegen Hamburg noch zu den Matchwinnern zählte.

So in etwa wird Jos Luhukay, der Trainer von Hertha BSC, sich das vorgestellt haben. Der Außenverteidiger nutzt den freien Raum im Mittelfeld und bringt den Stürmer mit einem feinen Pass durch die Schnittstelle in nahezu perfekte Abschlussposition. Leider hat Nico Schulz am Wochenende nicht seinen Mitspieler derart präzise bedient, sondern mit einem verunglückten Rückpass den Hamburger Artjoms Rudnevs. „Er war der Vorlagengeber auf die größte Chance, die Hamburg hatte“, sagte Luhukay über den beinahe fatalen Fehlpass des Berliner Linksverteidigers. Zum Glück hat Schulz später nicht nur die beste Chance seiner eigenen Mannschaft eingeleitet, sondern auch das einzige Tor des Spiels. „Der Treffer steht zu 80, 90 Prozent unter seinem Namen“, sagte Luhukay.

Dass Schulz vorige Woche erstmals in dieser Saison in Herthas Startelf auftauchte, war für die meisten eine ziemliche Überraschung – außer für Schulz selbst. Er hatte es schon am Dienstag zuvor von seinem Trainer erfahren. Der 20-Jährige kennt die Position links in der Viererkette, zuletzt aber war Schulz eher für die offensive Dreierreihe im Mittelfeld vorgesehen. Und genau deshalb rückte er gegen den HSV zurück in die Abwehr. Luhukay wollte von hinten heraus mehr Offensivkraft entwickeln. „Ich möchte einfach nicht nur abhängig sein von unseren Außenbahnspielern“, sagte der Trainer.

Luhukay ist Herr über viele Optionen, er kann seine Mannschaft immer wieder modifizieren und den Erfordernissen des jeweiligen Gegners anpassen – ohne die eigene Identität komplett aufzugeben. „Zuerst schauen wir auf uns“, sagt Luhukay. „Wie haben die Spieler gespielt, was zeigen sie im Training. Dann schauen wir, wo der Gegner Stärken und Defizite hat und ob und wie wir darauf reagieren können. Ich habe ja Spieler für dieselbe Position, die unterschiedliche Qualitäten haben.“

Variationsmöglichkeiten auf den Außenbahnen

Luhukay kann die Außenpositionen der Viererkette je nach Bedarf defensiv oder offensiv besetzen; er besitzt auch im zentralen Mittelfeld dank verschiedener Spielertypen verschiedene Möglichkeiten – und hat davon ausreichend Gebrauch gemacht. Natürlich ist es das Ideal eines Trainers, in jedem Spiel und gegen jeden Gegner das eigene Spiel durchzuziehen. Dies von einem Aufsteiger wie Hertha zu verlangen wäre jedoch reichlich weltfremd. Auch deshalb hat Luhukay immer wieder darauf hingewiesen, dass es in diesem Jahr keine feste erste Elf geben wird. In den vier Pflichtspielen dieser Saison hat der Holländer vier verschiedene Startformationen aufgeboten; heute in Wolfsburg wird es wahrscheinlich die fünfte geben.

So könnte es bei Herthas Auswärtsspiel auch den Spieler erwischen, der vor einer Woche erheblichen Anteil an Herthas Heimsieg hatte: Nico Schulz. Seine Offensivstärke ist diesmal wohl weniger gefragt; gegen den Wolfsburger Rechtsaußen Vieirinha ist eher defensive Kontrolle nötig. Andererseits sagt Luhukay: „Wir wollen auch auswärts nicht passiv spielen.“ Spannend ist zudem die Frage, wie Hertha auf die Bedrohung durch Wolfsburgs Spielmacher Diego reagiert. Der VfL bietet – wie vor einer Woche der Hamburger SV mit Rafael van der Vaart – einen klassischen Zehner auf. Gegen den HSV stellte Luhukay in der zweiten Halbzeit von einem 4-2-3-1-System auf ein 4-1-4-1 um, um van der Vaart einen festen Gegenspieler zuzuordnen; dazu sollte Fabian Lustenberger aus der Innenverteidigung bei Bedarf vorstoßen, um das Mittelfeld zu unterstützen. Sebastian Langkamp spielte in der Abwehr ohne Absicherung. Aber muss Hertha dieses Risiko auch bei einem Auswärtsspiel eingehen?

„Es ist eine spannende Angelegenheit, wie wir das lösen“, sagt Luhukay. „Vielleicht muss ich gegen Diego eine zusätzliche Sicherung einbauen. Diese Sicherung könnte Hajime Hosogai heißen.“ Der Japaner passt von seinen körperlichen Voraussetzungen am besten zu Diego; andererseits fiele er damit als Umschaltspieler aus. Wie auch immer seine Lösung aussehen wird, am Ende, sagt Jos Luhukay, „muss ich hinter meinen eigenen Vorstellungen stehen“.

So könnte Hertha spielen: Kraft – Pekarik, Lustenberger, Langkamp, Kobiaschiwili – Hosogai, Kluge – Allagui, Baumjohann, Schulz – Ramos.

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