zum Hauptinhalt
Wer bleibt, wer geht? Herthas Team im Training.

© dapd

Herthas Saisonplanung: Ein Spiel mit vielen Unbekannten

Die Saisonplanungen für Herthas Trainer Jos Luhukay gestalten sich schwierig. Er muss damit rechnen, dass sein Kader in zwei Wochen ganz anders aussieht als heute. Ein paar Fragen sind immerhin schon geklärt.

Es schien fast so, als würde Jos Luhukay Reißaus nehmen. Kaum war die Trainingseinheit beendet, trennten sich die Wege von Herthas Trainer und seinen Spielern. Während die Fußballer des Berliner Zweitligisten Richtung Kabine abbogen, trabte Luhukay auf einen Nebenplatz. Vierzig Minuten lang drehte er dort mit seinem Assistenten Rob Reekers seine Runden. Laufen befreit den Kopf, und im Moment muss der Holländer eine Menge Gedanken sortieren. Seit zehn Tagen trainiert Luhukay Hertha BSC, aber derzeit ist das noch ein Spiel mit vielen Unbekannten. Der neue Trainer muss damit rechnen, dass sein Kader morgen ganz anders aussieht als in zwei Wochen oder in einem Monat beim Saisonstart.

Ein paar Fragen sind immerhin inzwischen geklärt: Peter Niemeyer, Christoph Janker und auch Pierre-Michel Lasogga bleiben Berliner. Bei dem Stürmer, der wegen eines Kreuzbandrisses die komplette Hinrunde ausfällt, hat Hertha BSC von der Option Gebrauch gemacht, den bis 2015 laufenden Vertrag zu den bisherigen Konditionen weiterlaufen zu lassen. Fix ist außerdem, dass der australische Nationalspieler Nikita Rukavytsya am Samstag wieder ins Training einsteigt und der tschechische EM-Teilnehmer Roman Hubnik eine Woche später folgt.

Fraglich ist hingegen, wie es mit Änis Ben-Hatira weitergeht. Seit dem 1. Juli ist der Tunesier offiziell vereinslos. Hertha hat die Option verstreichen lassen, den Vertrag zu den Erstliga-Konditionen und mit einem Jahresgehalt von rund 600 000 Euro weiterlaufen zu lassen – ist aber generell an einer Weiterbeschäftigung des gebürtigen Berliners interessiert. Luhukay hat am Freitag ein erstes Gespräch mit dem 23-Jährigen geführt. Der Holländer würde Ben-Hatira gern halten, er weiß aber auch, dass hinter der Finanzierbarkeit ein Fragezeichen steht.

Luhukay berichtete, dass sich auch Ben-Hatira grundsätzlich positiv geäußert habe, „aber wir sind auch nicht allein“. Wenn der tunesische Nationalspieler die Möglichkeit habe, weiterhin auf Erstliganiveau zu spielen, „wird es schwer für uns“. Immerhin hat Herthas Trainer Ben-Hatira einen Verbleib mit einem Positionswechsel schmackhaft gemacht: „Ich habe ihm offen gesagt, dass ich ihn mehr in der Zentrale sehe“, berichtete Luhukay. In der vergangenen Saison hat Ben-Hatira vor allem auf den Außenpositionen im Mittelfeld gespielt, die Verschiebung in die Mitte käme dem Linksfuß durchaus gelegen: „Er hätte mehr Torgefahr, käme häufiger zum Abschluss“, sagt Luhukay.

Das neue Interesse an Ben-Hatira liegt auch darin begründet, dass Hertha in der Zentrale über kurz oder lang eine Vakanz erwartet. Der Brasilianer Raffael ist seit Montag zwar wieder im Training; eine Weiterbeschäftigung aber können sich die Berliner nicht leisten, ebenso wenig wie die des Kolumbianers Adrian Ramos. „Aus Trainersicht möchte ich solche Spieler natürlich gerne behalten“, sagt Luhukay, „aber ich muss mich auch in den Verein versetzen und mich den finanziellen Zwängen unterordnen.“ Allein Raffael soll annähernd zwei Millionen Euro im Jahr verdienen, das wäre fast ein Sechstel des gesamten Personaletats für die Zweitligasaison. Die Spielzeit ist zwar durchgeplant, aber Hertha benötigt einen Teil der Transfereinnahmen, damit das zu erwartende Defizit nicht ausufert. Von dem Erlös soll aber auch halbwegs begabter Ersatz beschafft werden. „Wir haben unsere Liste“, sagt Luhukay. Für einen Stürmer würde Hertha sogar vergleichsweise viel Geld investieren. Es soll jemand sein, der in der Zweiten Liga für 15 Tore gut ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false