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Mittendrin. Nico Schulz (rechts) am Montag in Lauterns Strafraum. Foto: dpa

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Sport: Herthas viele Zangen

Nach vielen Wechseln auf den Außen bahnt sich eine dauerhafte Lösung an.

So könnte Hertha spielen:

Kraft – Pekarik, Lustenberger, Brooks,

Holland – Niemeyer, Kluge – Ndjeng, Ronny, Schulz – Ramos

Berlin - Eine Spielzeit im Fußball ist ein überschaubarer Zeitraum, und trotzdem hat sich über den Beginn der aktuellen Zweitligasaison bereits ein Grauschleier gelegt. Vermutlich kommen selbst sachkundige Anhänger von Hertha BSC nicht auf Anhieb darauf, wie Trainer Jos Luhukay die offensiven Außenpositionen seiner Mannschaft im Juli, beim Auftakt gegen den SC Paderborn, besetzt hat. Marcel Ndjeng rechts? Oder doch Änis Ben-Hatira? Und links Adrian Ramos? Alles falsch. Auf der rechten Seite spielte damals Daniel Beichler, links durfte sich Marvin Knoll versuchen. Es war der Beginn einer ausgedehnten Versuchsreihe, die bis heute anhält – auch wenn sich am Montag eine möglicherweise tragfähige Lösung ergeben haben könnte.

Als der Berliner Zweitligist durch den 1:0-Sieg gegen Kaiserslautern die Tabellenführung eroberte, bildeten Marcel Ndjeng und Nico Schulz die Flügelzange. Dass Ndjeng rechts spielte, ist keine Überraschung. Der 30-Jährige ist für diese Position Luhukays erste Wahl. Überraschend war eher, dass Schulz sich plötzlich in der Startelf wiederfand. Der 19-Jährige war infolge einer Sprunggelenksverletzung drei Monate überhaupt nicht zum Einsatz gekommen. „Ich glaube, dass ich eine ganz gute Leistung gebracht habe“, sagte Schulz nach seinem Comeback.

Die Chancen, dass Schulz auch am heutigen Sonnabend bei Dynamo Dresden (13 Uhr) wieder in die Anfangself rückt, stehen nicht schlecht. Weil seine Konkurrenten Ben Sahar und Marvin Knoll ohnehin nicht im Kader stehen. Und weil Trainer Luhukay erfreut zur Kenntnis genommen hat, „dass er so eindrucksvoll zurückgekommen ist“. Gegen Kaiserslautern holte Schulz schon in der zweiten Minute einen Elfmeter heraus, als ihn Torhüter Tobias Sippel von den Beinen holte. „Nico geht mit vollem Risiko rein“, sagt Luhukay, „so muss es sein. Wenn er einen Moment zögert, wird keine Torchance daraus.“ Überhaupt habe Schulz viel Druck gemacht, mit Dynamik und Tempo gespielt, kurz: Herthas Trainer „war sehr angetan von seiner Leistung“.

Die Formation Ndjeng/Schulz ist eine von elf, die Luhukay in den 24 Pflichtspielen dieser Saison auf den Außenpositionen ausprobiert hat. Auf der rechten Seite sind sieben unterschiedliche Spieler zum Einsatz gekommen, links sechs. Am häufigsten, je fünfmal, bot Luhukay die Paare Ndjeng/Ben-Hatira, Ndjeng/Schulz und Allagui/Sahar auf. Bei wohlwollender Betrachtung könnte man sagen: Herthas Trainer verfügt über ein solch reiches Angebot an Außenspielern, dass er munter wechseln kann, ohne dass es zu größeren Qualitätseinbußen kommt. Man könnte aber auch zu der Erkenntnis gelangen: Luhukay hat bisher noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden.

„Man darf nicht vergessen, dass wir auf den Außenbahnen gewisse Verletzungsprobleme gehabt haben“, sagt er. Beichler, Ben-Hatira, Schulz und Knoll sind monatelang ausgefallen; dazu war Ndjeng lange nicht verfügbar, weil er den Platz des verletzten Peter Pekarik in der Viererkette übernehmen musste. So stand Ende des vergangenen und Anfang des neuen Jahres die Formation Allagui/Sahar auf dem Platz. Eine Verlegenheitslösung. Aber das ist die Innenverteidigung mit dem damals 19 Jahre alten John-Anthony Brooks und dem gelernten Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger anfangs auch gewesen. „Sami Allagui und Ben Sahar haben ihre Chancen gehabt“, sagt Luhukay. „Aber die haben sie nicht so wahrgenommen, dass wir hundertprozentig zufrieden waren.“

In den vier Spielen dieses Jahres hat Herthas Trainer vier verschiedene Spieler auf der linken offensiven Außenposition aufgeboten. Dass es in Dresden erneut einen Wechsel gibt, ist eher unwahrscheinlich. „Ich hoffe, dass ich mich festspielen kann“, sagt Schulz. Das wäre auch im Blick auf die kommende Saison, die Hertha wohl in der Bundesliga verbringen wird, eine logische Entscheidung.

Die Anforderungen werden sich dann noch einmal verschärfen, gerade für die Offensivspieler. Gegen Spieler wie Franck Ribéry oder Marco Reus werden sie die Arbeit nicht mehr den Außenverteidigern alleine überlassen können, sondern sich eifrig an der Defensive beteiligen müssen. Auch das spricht für Nico Schulz. Die defensive Denke fällt ihm „nicht so schwer, weil ich eigentlich gelernter Linksverteidiger bin“, sagt er. „Ich weiß, wie ich dem Linksverteidiger helfen muss.“ Stefan Hermanns

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