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Vermüllt. Und wer macht sauber? Beim Plogging jedenfalls die Läuferinnen und Läufer!

© Frank May/dpa

Kolumne: So läuft es: Heute schon geploggt?

Läuferinnen und Läufer, die beim Joggen Müll einsammeln, sind aktuell im Trend. Warum das so ist, erklärt unser Kolumnist.

Plogging ist der neue ganz heiße „Läufer-Scheiß“, überall wird darüber berichtet. Das Wort setzt sich zusammen aus Jogging und „plocka“, der schwedische Begriff für „etwas aufheben“. In den sozialen Netzwerken ist der Hashtag nicht mehr zu übersehen. Überall sieht man wild gewordene Läufer, die beim Joggen Müll sammeln. Erik Ahlström ist so etwas wie der Erfinder dieser Laufbewegung. Er gründete die Plattform Plogga, eine Art Community für Müll-Jogger. Alter Schwede. Aber warum in die Ferne schweifen? In meiner Heimatstadt Köln gibt es seit Februar diesen Jahres die kleine, aber feine Läufer-Community Plogging Cologne. Stetig werden es mehr laufende Müllschlucker. Dahinter stecken Anita Horn und Caro Köhler. Beide arbeiten beim WDR, beide sind passionierte Läuferinnen, beide lieben die Natur. Und beiden hat es gestunken.

Wer durch Köln läuft, der weiß: Diese Stadt ist mal richtig dreckig! Aber so richtig. „Liebe Kölner, das geht echt gar nicht. Ich wollte gerade am Rhein joggen, und hier am Strand sieht es aus wie Sau. Ich krieg da eine richtige Krawatte. Hier wird der Müll vom Wind in den Rhein geweht, weiter unten geht alles ins Meer. Das ist unsere Stadt, das muss doch nicht sein“, sagt Anita Horn in einem Video, das sie beim Laufen gedreht hat. Plogging Cologne geht es nicht darum, oberlehrerhaft Menschen zu missionieren. Alles startete damit, dass Horn im Zug von Köln nach Berlin unterwegs war. Eine Frau trank auf der Fahrt sechs Kaffee. Aus sechs einzelnen Pappbechern. „Ich dachte mir: Das kann so nicht sein. Da läuft grundsätzlich was schief. Caro und ich hatten von Plogging gehört. Wir laufen beide gerne, aber wir sehen auch den ganzen Dreck überall. Und haben einfach angefangen. Einfach gemacht.“

Arsch hochkriegen

Von der AWB (Abfallwirtschaftsbetriebe Köln) bekommen sie Müllsäcke, bei Plogging-Events kommen 10 bis 15 Leute. Dann wird gesammelt. Babywindeln, Computer-Tastaturen, einfach alles. „Es wäre toll, wenn es einfach nicht nur ein Trend bleibt, der dann irgendwann wieder vorbei ist. Es sollen gerne immer mehr Menschen mitmachen, wir wollen einfach mehr Bewusstsein schaffen. Wir müssen das Thema weiterhin journalistisch spielen. Damit Politik und Gesellschaft das Plogging mit auf den Weg nehmen“, hofft Horn.

Oft wird sie gefragt, ob das noch Sport sei, was sie und ihre Leute da machen. Denn schließlich würden bei jedem Lauf ja nur vier bis fünf Kilometer zusammenkommen. Diese Frage stellt man einer Triathletin nicht ganz ungestraft: „Man bückt sich ständig, und läuft weiter. Die Säcke werden immer schwerer, am Ende habe ich oft sechs bis acht Kilo zu schleppen. Sicher ist das kein Marathon, und nicht mit einem Wettkampf zu vergleichen, aber ganz ehrlich, und das kann man den ständigen Meckerern mal sagen: Lieber vier Kilometer Plogging, als faul auf der Couch rumhängen und den Arsch nicht hoch kriegen.“ So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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