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Jubelnd nach Brüssel. Die Türken feiern den Sieg und bangen vor Belgien. Foto: dpa

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Sport: Hiddink atmet durch

Die Türkei gewinnt gegen Österreich – aber der Weg zur Europameisterschaft ist noch weit

„Es ist schwer zu verstehen, wie man so etwas in der 85. Minute beim Stand von 2:0 tun kann“, sagte Hamit Altintop. „Das Image der Türkei ist eh schon schlecht genug.“ Kurz nach dem Abpfiff des EM-Qualifikationsspiels gegen Österreich rückten am Dienstagabend eher die Störer auf den Rängen des Istanbuler Stadions in den Fokus, als das gewonnene Spiel. Österreichs Keeper Jürgen Macho wurde mit Münzen und anderen Gegenständen beworfen – eine Schande für den türkischen Fußball, wie Spieler und Funktionäre einhellig betonten. Mit einer Auswertung der Überwachungskameras sollten die Täter in den nächsten Tagen schnell ermittelt werden.

Trotz des Zwischenfalls: Sportlich war der 2:0-Sieg ein hoffnungsverheißender Neuanfang für die türkische Fußball-Nation. Insbesondere die Rückkehr des lange verletzten Mittelfeldstars Arda Turan wurde bejubelt. Bei allem Überschwang: Für die von Trainer Guus Hiddink neu eingestellte und verjüngte Mannschaft reichte es zwar für einen Erfolg gegen Österreich. Im Auswärtsspiel gegen den nächsten Gegner Belgien muss sich das Team aber noch gewaltig steigern. Der Weg zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine im nächsten Jahr ist noch weit.

Hiddink, seit dem vergangenen Jahr der erste Ausländer auf dem Posten des türkischen Nationaltrainers, hat ein paar zum Teil recht ungemütliche Monate hinter sich. Er soll die Türkei nach der verpassten WM 2010 international wieder nach vorne bringen. Doch auf Siege über Kasachstan und Belgien in den ersten Spielen der Qualifikationsrunde für die EM folgten Niederlagen gegen Deutschland und sogar gegen den Nachbarn und Fußballzwerg Aserbaidschan. Insbesondere nach dem Spiel gegen die Aserbaidschaner geriet Hiddink unter heftigen Beschuss. „Gestern Abend ging es um alles oder nichts“, kommentierte deshalb auch eine türkische Zeitung mit Blick auf das Österreich-Spiel.

Trainer und Mannschaft hatten sich gut vorbereitet, Hiddink bot drei neue Akteure auf. Dass Mittelfeldmann Arda Turan, der in der Türkei die Ehre genießt, nur beim Vornamen genannt zu werden, sein Land in der 28. Minute in Führung brachte, wurde allgemein als gutes Zeichen gewertet. Mit einer Klasse-Leistung habe Arda in der Nationalmannschaft die Verantwortung übernommen und die Türkei auf die Gleise Richtung Euro 2012 gesetzt, lobte die Sportzeitung „Fotomac“. Das 2:0 in der zweiten Hälfte von Gökhan Gönül und der von Torwart Volkan Demirel gehaltene Foulelfmeter fünf Minuten vor Schluss machten den türkischen Erfolg komplett.

Nun liegen die Türken in der Tabelle der Gruppe A mit neun Punkten nur einen Zähler hinter Belgien auf Platz drei. Dem Auswärtsspiel am 3. Juni gegen die Belgier kommt deshalb nun große Bedeutung zu. Bis dahin hat Hiddink noch viel zu tun. Ihm habe einiges am Spiel seiner Mannschaft nicht gefallen, sagte der Trainer. Die meisten Beobachter pflichteten ihm bei. „Haben wir gut gespielt? Nein“, hieß es in der Analyse einer Zeitung. „Schlecht, aber effektiv“, lautete das Fazit eines anderen Blattes.

Mustafa Denizli, einer von Hiddinks zahlreichen Vorgängern im Amt des türkischen Nationalcoachs, sieht Hiddink unter beträchtlichem Zeitdruck. Bis zum Belgien-Spiel müsse die junge und neu zusammengestellte Mannschaft zu sich selbst finden, sagte Denizli in einem Interview. Immerhin könne man davon ausgehen, dass die Spieler wüssten, welche Aufgabe vor ihnen liege. „Jemand wie Arda wird an nichts anderes mehr denken“, sagte Denizli.

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