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Hockey: Verstecken für Peking

Bei der Champions Trophy bereitet sich die Hockey-Weltelite vorsichtig auf Olympia vor.

Michael Behrmann muss tief Luft holen, wenn er über die Champions Trophy in Mönchengladbach spricht. Der Bundestrainer ärgert sich darüber, dass sich Deutschlands Hockeynationalspielerinnen bei der Terminierung des Turniers allen möglichen Umständen beugen mussten: Den Fußballern, die im Juni wegen der EM schon alle TV-Sendeplätze blockiert hatten. Ende Juni hätte es zudem nach Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen angeblich nicht mehr genug freiwillige Helfer gegeben. Sogar eine Messe im 30 Kilometer entfernten Düsseldorf sei ihnen in die Quere gekommen. „Da wären nicht mehr genug Hotelbetten frei gewesen“, sagt Behrmann.

Deshalb seien sie mit ihrer Veranstaltung im Kalender „immer weiter nach vorne gerutscht“. Mit qualitativen Konsequenzen: Die Lieblingsrivalinnen aus den Niederlanden müssen noch ihre Meisterschaft zu Ende spielen und haben deshalb eine bessere B-Mannschaft über die Grenze geschickt. Zum Schrecken der Gastgeberinnen war die allerdings immer noch stark genug, um die DHB-Auswahl zum Auftakt mit 2:1 zu bezwingen. „Das war mir schon peinlich“, gestand Stürmerin Janine Beermann, die seit einem Jahr beim MHC Nijmegen spielt.

Tags darauf folgte ein 2:1-Sieg über Vizeweltmeister Australien, der die Nerven der Deutschen ein wenig beruhigte. Das glückliche 2:1 am Dienstag gegen die punktlosen Japanerinnen stellte den Trainer dagegen wieder vor größere Rätsel, in seiner Not machte Behrmann das Versteckspiel vor den nahenden Spielen in Peking für Mängel verantwortlich: „Wegen Olympia haben wir uns bei den Strafecken noch sehr zurückgehalten.“

Das war natürlich ein Witz. Denn bei allem Selbstfindungscharakter, den das Treffen der sechs weltbesten Teams für alle Beteiligten hat, weiß Behrmann um das ausgeglichene Niveau bei der Champions Trophy: „Wenn wir hier nicht ernst spielen würden, würden wir kein einziges Spiel gewinnen.“ Und seine Spielerinnen arrangieren sich nun eben nach Kräften. „Die Platzierung steht hier nicht im Mittelpunkt“, sagt Janine Beermann zwar – wahr ist aber auch: „Immerhin ist das hier die Champions Trophy. Und wir sind in Deutschland.“

Und die Deutschen könnten sogar ins Finale einziehen. Ein Sieg heute über China wäre vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Argentinien dabei sehr hilfreich. „Bei den Chinesinnen weiß man nie, was die in ihrem Land so alles treiben“, sagt Beermann. Auch Abwehrspezialistin Tina Bachmann, eine von sechs verbliebenen Olympiasiegerinnen von 2004, fühlt sich nur halb wohl. „Man weiß nicht genau, was da auf einen zukommt“, sagt Bachmann, tröstet sich aber: „Die Topspielerinnen aus China kenne ich – und die sind alle hier.“

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