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Sport: Holland auf Abwegen

Die hoch eingeschätzten Niederländer erstolpern sich gegen Dänemark ein 2:0

Junge, da ist es doch, das WM-Stadion, nicht abbiegen! Bert van Marwijk muss ganz schön sauer im Bus der Holländer gesessen haben, als der Fahrer plötzlich falsch von der Autobahn N1 abbog und deshalb die Fußballer zu spät im Johannesburger Stadion absetzte. „Wir waren fast da!“, schimpfte van Marwijk, als er in die Kabine eilte. „Solche Dinge ärgern mich.“ Die Laune des Trainers sollte sich nicht allzu sehr verbessern an diesem Nachmittag. Seine Fußballer gerieten nämlich auch auf dem frisch gewässerten Rasen selten in die richtige Spur und erstolperten sich in ihrem ersten WM-Spiel ein 2:0 (1:0) gegen die Kollegen aus Dänemark.

Die Herrschaften in Orange und Weiß schoben sich in der ersten Halbzeit den Ball so lange uninspiriert zu, bis sich irgendeiner finden ließ, der das Arbeitsgerät hinter die Seitenauslinie drosch oder sich in den Beinen des Gegners verhedderte. Ein Kopfball war zu verzeichnen vom langen Dänen Nicklas Bendtner, ein abgefälschter Schuss von Rafael van der Vaart für die Holländer und ein Abpraller vom Schultergelenk John Heitingas. „Man hat gesehen, dass wir von der Spielanlage und der Ballbeherrschung besser waren. Wir waren noch nicht bei 100 Prozent“, sagte Mark van Bommel und schimpfte auf den Rasen. „Wenn man die Bedingungen sieht, war es sehr schwierig. Der Ball hoppelte jedes Mal.“

Auch das 1:0 kurz nach der Halbzeit war reines Glück. Gut eine Minute war gespielt, da flog eine Flanke in den dänischen Strafraum und direkt auf den Kopf von Simon Poulsen. Der Mann verlor ein bisschen die Orientierung, torkelte durch den Strafraum, köpfte den Ball immerhin – allerdings unglücklich an den Rücken seines Kollegen Daniel Agger vom FC Liverpool. Und von dort hoppelte er weiter an den Innenpfosten und ins dänische Tor.

So öde das Spiel, so ausgelassen war die Stimmung im Fußballstadion Soccer City. Tausende Holländer und Dänen tanzten schon Stunden vorher mit Trachtenkleidern, Oranje-Perücken und Wikinger-Plüschhörner durch die Sonne. Im Stadion waren diesmal sogar Fangesänge zu hören und nicht nur monotones Getröte, ja, auch die La Ola kreiste nach einer halben Stunde durchs Stadion. Offiziell waren 83 465 Fans im Stadion, doch selbst bei diesem Spiel blieben tausende Sitzschalen unbesetzt. Die Lücken im Unterring wurden mit Kindern in Schuluniform aufgefüllt.

An fehlenden illustren Fußballern kann es nicht gelegen haben. Hollands Trainer van Marwijk hatte fast alle seine Stars auf den Rasen geschickt, nur der verletzte Arjen Robben (Muskelfaserriss) nahm in der Sonne auf der Ersatzbank Platz. Wann er ins Turnier eingreifen kann, ließ der Trainer weiter offen. Bei Dänemark war Arsenals Bendtner wieder genesen.

Munter wurde ein- und ausgewechselt, aber das Spiel nur bedingt besser. Hollands Robin van Persie hob den Ball zwar noch einmal ins Tor, zuvor aber war Abseits gepfiffen worden. Der Schiedsrichter meckerte mit dem bereits gelbbelasteten Torschützen – der aber hatte eine prima Ausrede: Zu laut, Herr Schiedsrichter, sind so viele Vuvuzelas. Die ertönten kurz vor Schluss in voller Lautstärke: Da staubte Dirk Kuyt zum 2:0 ab, nachdem sein munter aufspielender Kollege Eljero Elia vom Hamburger SV den Pfosten getroffen hatte. So bilanzierte Bert van Marwijk: „Das erste ist das schwerste Spiel des Turniers. Es entscheidet über den weiteren Verlauf der WM“, sagte er. „Deshalb bin ich sehr zufrieden.“

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