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Kaweh Niroomand macht sich Sorgen um seine verletzten Spieler.

© IMAGO/Nordphoto

„Ich hasse es, wenn ich machtlos bin“: Die BR Volleys stehen vor großen Herausforderungen

Nach den Strapazen bei den Nationalteams sind viele Volleys-Spieler verletzt. Doch der Verein hat große Ziele für die Saison.

Besonders entspannt sah Manager Kaweh Niroomand wenige Tage vor dem Saisonstart der BR Volleys nicht aus. Normalerweise drückt er zu diesem Zeitpunkt seine Vorfreude auf die Bundesliga, den Pokal und die Champions League aus. Doch dieses Mal standen dem Manager die Verletzungssorgen ins Gesicht geschrieben.

Außenangreifer Cody Kessel hat eine Knieverletzung und fällt über mehrere Wochen aus. Der estnische Mittelblocker Timo Tammemaa, den die Volleys neu verpflichteten, leidet an einer Rückenverletzung. Libero Satoshi Tsuiki zog sich beim Vorbereitungsturnier in Polen am vergangenen Wochenende einen Muskelbündelriss in der rechten Hüfte zu und fällt ebenfalls über Wochen aus. „Und unser Finne Jiri Hänninen hat eine so schwere Handverletzung, dass wir uns leider dazu entscheiden mussten, den Vertrag aufzulösen“, sagte Niroomand.

Erstmals wurden 14 Spieler verpflichtet

Die Schuld für die Verletzungsmisere sieht er vor allem beim Weltverband und dessen engem Spielplan. „Die letzten sechs Monate waren eine Tortur für die Spieler. Alles, wovor ich in den letzten Jahren gewarnt habe, ist leider eingetroffen“, sagte Niroomand, der bereits in der Vergangenheit immer wieder die hohe Belastung kritisiert hatte. „Wenn ich mir vorstelle, dass auch noch die WM alle zwei Jahre stattfinden soll, nimmt mir das den Spaß weiterzuarbeiten. Ich hasse es, wenn ich machtlos bin, aber das bin ich in diesem Fall. Die größte Herausforderung besteht jetzt darin, die Körper der Spieler zu managen.“

Damit das gelingt, hat der Verein erstmals 14 Spieler verpflichtet und sich durch Tobias Krick auf der Mittelblocker-Position verstärkt. Ein Ersatz für Hänninen wurde offenbar bereits gefunden: „ein Topspieler“ stehe kurz vor der Verpflichtung und werde Ende der Woche bekannt gegeben, so Niroomand. „Die gute Nachricht lautet: Wenn alle Spieler gesund sind, haben wir einen unglaublich guten Kader.“

Es ist eine Chance, dass wir auf so einer großen Plattform zu sehen sein werden.

Kapitän Ruben Schott über die neue Übertragungsplattform Dyn

Und mit dieser Mannschaft wollen die Volleys nicht nur ihre nationalen Titel verteidigen und damit den aktuellen Rekordmeister VfB Friedrichshafen überholen, sondern auch in der Champions League angreifen. Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen und mindestens unter die besten acht Teams Europas zu kommen.

Joel Banks coacht das finnische Nationalteam und ist nun in Berlin tätig.

© imago images/Newspix24

„Wir repräsentieren mit Herz und Leidenschaft Berlin“, lautete das Urteil des neuen Trainers Joel Banks nach den ersten Trainingseinheiten mit dem gesamten Team. Das wollen die Volleys auch beim Bouncehouse-Cup unter Beweis stellen, der am kommenden Wochenende zum zweiten Mal in Giesen stattfindet. „Wir wollen den ersten Titel der Saison gewinnen und dabei mit mehr Struktur spielen“, so Banks.

Ruben Schott wird Kapitän

Damit das trotz Verletzungssorgen gelingt, müssen die Volleys auch auf ungewöhnliche Methoden zurückgreifen: So springt Co-Trainer Markus Steuerwald, der einst selbst Libero im Nationalteam war, derzeit beim Training für Tsuiki ein. „Er hat sich gequält, aber auch gesagt: wenn es dem Team hilft, bin ich dabei“, so Niroomand.

Ins Feld führen soll die Mannschaft der 29-jährige Ruben Schott, der sich im Sommer bei der Nationalmannschaft hervorgetan hat. Er trägt bei den Volleys in dieser Saison die Kapitänsbinde. „Er ist in seine Führungsrolle hineingewachsen und hat sich die Rolle allemal verdient“, so Niroomand. „Er führt sowohl mit seinen Aktionen als auch mit seinen Worten“, ergänzte Banks.

Das Team erwartet in dieser Saison ausschließlich englische Wochen. Weil vier Teams in die erste Liga aufsteigen und damit mehr Spiele stattfinden, entfällt die Zwischenrunde. Für die Volleys könnte das einerseits einen Nachteil darstellen, weil sie weniger Spiele gegen Topteams wie Friedrichshafen oder Düren bestreiten. „Andererseits ist es ein völlig richtiger Schritt, was die langfristige Entwicklung vom Volleyball in Deutschland angeht“, so Niroomand.

Eine weitere Besonderheit besteht in dieser Saison darin, dass die Spiele nicht mehr auf der Streamingplattform Twitch übertragen werden, sondern auf Dyn, einer Plattform von Ex-DFL-Chef Christian Seifert und dem Axel-Springer-Verlag. Dort werden zahlreiche Sportarten außer Fußball und Eishockey übertragen. „Das ist eine große Chance, an der Seite von großen Sportarten wie Handball und Basketball mitzuwachsen“, so Niroomand. Auch Ruben Schott sagt: „Es ist eine Chance, dass wir auf so einer großen Plattform zu sehen sein werden neben anderen Sportarten, die auch im Schatten des Fußballs stehen.“

Die Spiele beim Bouncehouse-Cup werden größtenteils auch auf Dyn übertragen. Dort wollen die Volleys um 20 Uhr am Freitag wieder Herz und Leidenschaft auf das Feld bringen.

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