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Damals war’s. Gerhard Berger 1997 auf dem Hockenheimring.

© Multhaup/dpa

Formel-1-Legende Gerhard Berger wird 60: „Ich las den Playboy und Ayrton die Bibel“

Mit Berger feiert der österreichischste unter den österreichischen Motorsporthelden seinen Geburtstag. Er liebte das Rennfahren, weniger die Technik.

Ferrari-Rot und Hunderte PS hat Gerhard Berger auch heute noch gern. Ein Blick von seinem Wörgler Büro hinunter auf den Parkplatz und da stehen sie auch schon, akkurat aufgereiht und feuerrot lackiert, die Lkw von Berger Logistik. Das Frachtunternehmen des Vaters hat der Sohn ausgebaut, mittlerweile gehören 50 Prozent davon Dietrich Mateschitz. Nur logisch, dass Berger Logistik die Brause des Milliardärs quer durch die halbe Welt kutschiert.

Über das Hier und Jetzt (zwei weitere Betriebe haben sich auf die Lkw-Konstruktion und -Wartung spezialisiert) redet Gerhard Berger voller Freude, fast scheint es so, als wolle er an seiner Vergangenheit ja nicht anstreifen dieser Tage. Was schwierig wird, wenn Österreichs letzter lebender Grand-Prix-Sieger in der Formel 1 an diesem Dienstag seinen 60. Geburtstag begeht.

Dem Tiroler mangelt es auch rund um seinen Runden an Arbeit nicht. Am vergangenen Wochenende ist er als Chef des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) auf dem Lausitzring im Einsatz gewesen. Viele hielten den Job für ein Himmelfahrtskommando, nachdem in Mercedes ein Gründungsmitglied ausgestiegen war. Die Neuausrichtung ist im Gange, Berger mag das harte Racing, das BMW, Audi und Aston Martin zur Schau stellen. Nah dran an den Fans wolle man sein.

Da spricht ganz der Racer aus dem fünffachen Familienvater. Gleich mehreren Generationen von Rennfans hat Berger Sonntag für Sonntag unvergessliche Nachmittage beschert. Zehn Grand-Prix-Siege weist die Statistik aus, dazu 38 Podestplätze und zwei dritte Plätze in der Weltmeisterschaftswertung.

Berger stand im Dienst der zwei besten Teams der Formel-1-Geschichte (Ferrari, McLaren). Selbiges Kunststück gelang danach nur noch Fernando Alonso und Kimi Räikkönen – nicht die schlechteste Gesellschaft. Bis heute ist der Jubilar auch ohne WM-Titel einer der Populärsten im Ferrari-Land, denn so einen wie Berger sucht die rot-weiß-rote Rennsportgemeinde in den Ergebnislisten derzeit vergebens. Man muss es rückblickend Pech nennen, dass der schnelle Tiroler just in jener Zeit in die Formel 1 einstieg, als der National-Eilige Niki Lauda sein Comeback mit dem Titel krönte.

Tatendrang und Tiroler Urigkeit

Gerhard Berger war dennoch vielleicht der österreichischste Grand-Prix-Sieger. Er hatte weder diese popstarhafte Aura eines Jochen Rindt, noch diesen perfektionistischen Größenwahn von Lauda, dafür aber Tatendrang gemischt mit Tiroler Urigkeit. Berger liebte das Rennfahren, weniger die Technik.

So ärgerte sich der Fernsehzuschauer nicht selten, wenn der Kommentator mal wieder einen kapitalen Motorschaden an Bergers Boliden verkündete oder ein gewisser Ayrton Senna noch schneller war im McLaren. Mit der brasilianischen Rennlegende verband Berger eine spezielle Partnerschaft, obwohl „ich den Playboy las und Ayrton die Bibel“. Ausgelassen haben die beiden Freunde nichts, schon gar nicht Berger, der „alles Schöne und Aufregende“, das der Job zusätzlich bot, aufsaugen wollte. Von Luxus hält er aber noch immer nicht viel, eher von einem „gewissen finanziellen Polster“.

Wobei das mit dem Luxus so eine Sache ist, wenn man einmal in Monaco wohnte, die eigene Yacht ein paar Meter weiter unten ankerte und der Flieger auf Abruf bereit stand. Von dem Besitz im Fürstentum hat sich Berger mittlerweile komplett getrennt, dem südfranzösischen Meer zieht er die Tiroler Berge vor. Der jüngste Nachwuchs soll bewusst Tirolerisch aufwachsen, am Berg, im Wald, in einer öffentlichen Schule.

Für den Kindergarten hat Berger selbst gesorgt in seinem Unternehmen. Ein krasser Gegenentwurf etwa zum Lebensstil von Tochter Heidi, die zwischen Monaco und New York pendelt. Auf einem Fleck waren seine fünf Kinder bisher noch nie, der sehnliche Geburtstagswunsch des Vaters wird ob der Distanzen und Verpflichtungen daher wohl einer bleiben.

Philipp Albrechtsberger

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