zum Hauptinhalt

Sport: Im Spiegel des Tages: Sinnloses Theater

Das letzte Getöse auf offener Bühne musste sein, das ließ sich nach der ganzen Vorgeschichte nicht vermeiden. Aber jetzt ist die jüngste, publikumswirksame Dopingnummer beendet, und das ist auch gut so.

Das letzte Getöse auf offener Bühne musste sein, das ließ sich nach der ganzen Vorgeschichte nicht vermeiden. Aber jetzt ist die jüngste, publikumswirksame Dopingnummer beendet, und das ist auch gut so. Der Hürdensprinter Falk Balzer ist endgültig überführt als Dopingsünder, genauer: als Nandrolon-Konsument. Er hatte noch einmal am ganz großen Rad gedreht, um seine Unschuld zu beweisen, und eine DNA-Analyse vornehmen lassen. Einen genetischen Fingerabdruck, die Methode, mit der die Kripo auch Kindermörder aufspürt. Die sollte nun beweisen, dass die positiven Proben gar nicht von Balzer stammen. Gekostet hat der Aufwand Falk Balzer Nerven, Geld und Ansehen, gebracht hat er nichts. Die positiven Proben sind von ihm, nichts wurde verwechselt. Außer ihm und seinem Manager hatte das auch niemand geglaubt, und genau deshalb hat Balzer an Image eingebüßt.

Und dennoch ist er trotz seiner positiven Proben kein typischer Dopingsünder, der Anabolika schluckt, um seine Trainingsbelastungen zu erhöhen. Balzer ist Nandrolon-Konsument, und so einer hat in der Doping-Diskussion seit einiger Zeit einen Sonderstatus, einen kleinen Mitleidbonus. Balzers Wert von 10,2 Nanogramm liegt zwar deutlich über dem Grenzwert (2,0), aber er ist zugleich viel zu niedrig, um irgendetwas zu bewirken. Erst bei einem Vielfachen dieser Menge hat Nandrolon einen anabolen Effekt. Balzers 10,2 Nanogramm konnten die Doping-Experten ohnehin nur deshalb herausfiltern, weil die Messmethoden in den letzten Jahren extrem verfeinert wurden. Bis vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, Balzer zu überführen. Zudem ist es unverändert möglich, dass Nandrolon-Konsumenten Opfer von verunreinigten Nahrungsergänzungsmitteln sind. Deshalb bleiben Skrupel, solche Athleten moralisch zu verurteilen.

Bleibt die Frage, warum Balzer dieses Theater aufführt. Vielleicht hat er Angst, dass er Sponsorengelder zurückzahlen muss. Vielleicht hat er auch nie wissentlich gedopt und sich deshalb so engagiert verteidigt. Aber dann hätte er verseuchte Nahrungsergänzungsmittel aufspüren müssen. Vertauschte Proben beweisen zu wollen, ist naiv. Möglicherweise hat er einfach auch Angst, dass seine Karriere jetzt beendet ist. Wenn es daran liegt, dann gibt es Hoffnung für ihn. Falk Balzer ist gerade 27 Jahre alt. Greg Foster, der US-Hürdensprinter, war 33, als er 1991 beim WM-Finale in Tokio lief. Ein paar Sekunden später war er Weltmeister.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false