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 Zainab Al-Eqabi, 31, hat über 1,5 Millionen Abonnent*innen in den Sozialen Medien.

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Influencerin Zainab Al-Eqabi im Gespräch: „Im Wasser fühle ich völlige Freiheit“

Als Kind verlor Zainab Al-Eqabi ihr Bein aufgrund einer Bombe. Nun kämpft sie als eine der bekanntesten arabischen Influencer*innen gegen Vorurteile an.

Dieses Interview ist Teil der diesjährigen Paralympics Zeitung. Alle Texte unserer Digitalen Serie finden Sie hier. Alle aktuellen Entscheidungen und Entwicklungen lesen Sie in unserem Paralympics Blog.

Frau Al-Eqabi, Sie sind ein echter Sportfan: Sie gehen schwimmen und tauchen, haben geboxt und nehmen an Triathlons teil – Einmal haben Sie sogar einen Jeep gezogen!

(Lacht) Ich war auch überrascht – der Jeep hat sich wirklich bewegt.

Welche Sportart werden Sie als Nächstes ausprobieren?

Ich habe noch niemandem davon erzählt, aber seit Kurzem nehme ich Unterricht im Wasserspringen! Ich liebe Adrenalin, und das habe ich immer dann bekommen, wenn ich auf Reisen war. Covid hat sich mental auf mich ausgewirkt, also habe ich nach neuen Hobbys gesucht. Das erste Mal habe ich Wasserspringen ausprobiert, als ich Teil einer Kampagne für einen Sportartikelhersteller war.

Erzählen Sie.

Wir schwammen im Pool, aber ich konnte nicht widerstehen, mir die Sprungbretter genauer anzuschauen. Ich wollte es unbedingt ausprobieren, also bin ich von einem Drei-Meter-Brett gesprungen, was an sich keine große Sache ist – aber für mich war es das. Ich bin in meinem Leben noch nicht einmal vom Beckenrand ins Wasser gesprungen, und dann waren es gleich drei Meter. Ich habe letzten Monat mit dem Unterricht angefangen. Es ist schwierig als Erwachsene, Kindern fallen solche Sportarten leicht. Ich mache immer noch schreckliche Fehler, aber es bereitet mir sehr viel Spaß.

Welche Bedeutung hat der Sport für Sie?

Ich kann es nicht leugnen – ich muss trainieren und mich um meinen Körper kümmern, ich sehe das nicht als Option. Ich trage eine Beinprothese. Das bedeutet, dass ich meinen Rücken stärken muss. Je fitter ich bin, desto besser kann ich lange Strecken zu Fuß zurücklegen und völlig unabhängig sein. Wenn ich trainiere und diese Muskeln habe, dann kann ich ein erfülltes Leben führen. Aber Sport zu treiben ist auch eine Quelle der Freude, es nimmt den Stress weg und fühlt sich so an, als hätte man etwas geschafft. Ich bin immer sehr neugierig, wenn es darum geht, neue Sportarten zu entdecken.

Haben Sie sich schon immer für Sport interessiert oder kam diese Neugierde erst später in Ihrem Leben?

Als ich ein Kind war, wollten meine Eltern, dass ich zur Schule gehe und mit meinen Freund*innen Spaß habe. Meine Schwester hat Schwimmunterricht genommen, aber meine Eltern haben mich nie dazu gedrängt, weil sie sich Sorgen gemacht haben: „Passt sie da rein? Was werden die Blicke der anderen mit ihr machen?“ Ich hatte also keine Ahnung, wie Schwimmen funktioniert – bis ich studiert habe. Daran erinnere ich mich noch sehr gut. Ich war im dritten Jahr des Pharmaziestudiums und hatte Rückenschmerzen, also ließ ich mich untersuchen. Mein Arzt sah, dass sich mein Rücken gekrümmt hatte – das ist eigentlich normal, denn ich hinke, seitdem ich sieben Jahre alt bin. Er sagte: „Hör zu, wenn du willst, dass der Schmerz aufhört, wirst du von nun an nur noch eine Antwort auf die Frage haben, was du gerade machst: Schwimmen. Entweder im Pool oder am Strand.“ Ich weiß noch, wie ich weinend aus dem Krankenhaus lief – ich hatte keine Ahnung, wie das alles funktionieren sollte.

Wie ging es weiter?

Am nächsten Tag ging ich zum Frauensportzentrum meiner Universität. Ich fragte die Schwimmtrainerin, ob ich ihrer Meinung nach schwimmen lernen könnte. Sie wurde wütend und sagte nur: „Bring morgen deine Badesachen mit. Und jetzt geh.“ Sie brachte mir das Schwimmen bei. Ich wurde süchtig, und immer, wenn meine Freund*innen mich nicht finden konnten, wussten sie: Ach, sie ist wieder ins Schwimmbad gegangen.

Es scheint, als hätte Wasser eine besondere Bedeutung für Sie.

Auf jeden Fall. Im Wasser fühle ich mich ohne meine Prothese wie ein vollwertiger Mensch, weil mich nichts einschränkt. Mittlerweile bin ich lizenzierte Taucherin, ich darf bis zu 20 Meter tief tauchen. Im Wasser zu sein gibt mir ein Gefühl von Freiheit – das ist es, was ich wirklich fühle, wenn ich im Schwimmbecken bin: völlige Freiheit. Es fühlt sich so an, als würde das Wasser jede negative Energie wegnehmen. Wasser hat etwas Magisches an sich.

1,5 Millionen Abonnent*innen verfolgen Al-Eqabis Videos und Posts auf den sozialen Medien. Neben Eindrücken aus ihren Reisen und dem Sport, thematisiert sie auch immer wieder das Thema Behinderung.

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Sie haben Ihre Prothese als Kind bekommen, nach einem Unfall bei Ihnen zu Hause. Können Sie uns davon erzählen?

Wir zogen 1990 in unser Haus, das ist das Jahr, in dem ich geboren wurde. In unserem Garten befand sich so ein Ding. Wir dachten zunächst, dass es jemand bei den Bauarbeiten zurückgelassen hätte, es sah aus wie ein Werkzeug. Als der Unfall geschah, wussten wir, dass es noch eine Bombe aus dem Krieg 1990 war. Die Form war sehr irreführend, im Laufe der Jahre benutzten es verschiedene Leute sogar zum Reparieren unterschiedlicher Sachen – aber nie passierte etwas. Eines Tages, 1997, wollte ich, dass mein Vater mein Fahrrad repariert, weil er den Fahrradlenker mit dem Auto aus Versehen ein wenig demoliert hat. Ich erinnere mich noch an diesen Moment. Wir gingen in unseren Garten und setzten uns auf die Schaukel. Ich holte die Kiste, in der wir alle unsere Werkzeuge aufbewahrten. Ich reichte sie ihm rüber, wir holten den Hammer und wir holten dieses „Ding“. Es passte perfekt in die Lenkstange meines Fahrrads. Dann, durch die Reibung des Hammers, kam es zur Explosion. Wir gaben der Bombe genug Zündstoff und sie explodierte. 1997 gab es keinen Krieg, alles war ruhig – und plötzlich hörte man eine Explosion im Wohnviertel. Mein Vater hat seine Hand verloren, er wurde mehrfach operiert und hat wie durch ein Wunder überlebt. Meine jüngere Schwester war auch bei uns, ihr Oberschenkel war verletzt, aber sie befand sich zum Glück in keiner kritischen Lage.

Was war mit Ihnen?

Mein Bein wurde bei der Explosion schwer verletzt, aber zu dem Zeitpunkt war es noch nicht so schlimm, dass es hätte amputiert werden müssen. Das Problem war, dass die Krankenhäuser meinen Gipsverband viel zu lange dranließen. Dabei starb mein Gewebe ab und es entwickelte sich eine Gangrän, die so nah am Knie war, dass ein Teil meines Beins amputiert werden musste. Das war also der Moment, in dem ich mein Bein verlor – all das spielte sich nicht an einem einzigen Tag ab. Es war in jeder Hinsicht lebensverändernd. Wir sind eine sechsköpfige Familie. Die Hälfte davon war im Krankenhaus. Bis zur Genesung war es ein sehr langer Weg.

Wie haben Sie angefangen, sich nach der Amputation fortzubewegen?

Zuerst bin ich auf einem Bein gesprungen. Ich wollte die Krücken nicht, denn schauen Sie, jetzt erzähle ich, was mir Sorgen bereitet hat, weil die Gesellschaft so über mich hätte denken können: Damals gab es Werbespots im Fernsehen, in denen Menschen gezeigt wurden, die sich nicht gegen Polio impfen ließen und als Konsequenz Krücken oder Rollstühle benutzen mussten. Die Regierung schaltete diese Spots, um die Leute zur Impfung zu bewegen. Als ich von dem Unfall zurückkam, sah ich die Krücken, und das Erste, woran ich mich erinnerte, war diese Werbung. Ich dachte: „Ich will nicht so werden wie die.“ Ich weigerte mich eine ganze Zeit lang, die Krücken zu benutzen. Eines Tages stritt ich mich mit meiner Schwester und mein Onkel sagte: „Hör mal, das ist doch eine gute Gelegenheit – willst du die Krücke benutzen, um sie zu hauen? Mit ihnen kannst du schneller rennen, und wenn du sie nicht einholst, kannst du sie einfach hauen!“ Das war die einzige Möglichkeit, mich dazu zu bringen, diese Krücken zu benutzen (lacht). Ich habe wirklich viele Kinder mit den Krücken geärgert – sogar als ich zurück in die Schule kam, das war in der zweiten Klasse. Meine erste Prothese benutzte ich kurz vor der dritten Klasse. Es war die schlechteste Prothese überhaupt. Sie war einfach viel zu schwer für ein Kind. Mein Onkel war zu dieser Zeit in Deutschland, und als er von der Amputation hörte, fing er an, dort nach alternativen Möglichkeiten zu suchen. Er stieß auf Ottobock, den großen Prothesenhersteller. Es war nicht einfach, alles mit meinem Orthopädietechniker in Baghdad zu koordinieren, die Prothese zu kaufen und zu versenden, aber er verhalf mir zu meiner ersten guten Beinprothese. Deswegen konnte ich mich immer gut an Ottobock erinnern. Und jetzt ist dieses kleine Mädchen aus dem Irak, das darum gerungen hat, eine passende Prothese zu bekommen, Botschafterin für dieses Unternehmen.

Wie erlebten Sie die Wahrnehmung für Ihre Behinderung von den Menschen um sie herum?

Meine Familie sorgte dafür, dass alles so sicher wie möglich war. In der Schule wussten alle, wer ich bin, und meine Lehrer*innen achteten darauf, mich wirklich einzubeziehen. Ich wusste nicht, wie die Gesellschaft tickt, bis ich aufs College kam. Das war ein Wendepunkt. Als ich den Leuten dort erzählte, dass ich eine Beinprothese trage, fragten sie: „Was bedeutet das?“ Viele Menschen verstehen nicht, was eine Amputation wirklich ist, denn Prothesen haben einen kosmetischen Teil, der den technischen Teil vollständig bedeckt. Die Menschen neigen dazu, sich eher zu verstecken, anstatt diesen Teil von sich zu zeigen. Sie wollen nicht preisgeben, was sie durchmachen. Ich erinnere mich an Taxifahrer, die sich aus Mitleid weigerten, mein Geld anzunehmen, oder wiederum an andere Fahrer, die mir unterstellten, ich würde nur Mitleid wollen, wenn ich mein Bein zeige. Mir wurde klar, dass ich die Verantwortung habe, Bewusstsein zu schaffen für all diejenigen, die es nicht verstehen konnten.

Eines Tages haben Sie beschlossen, den kosmetischen Teil Ihres Beins abzunehmen.

Ich tat das, weil ich denke, dass das die Realität widerspiegelt. Das zu tun bedeutet nicht, dass ich schwach bin oder nach Mitleid suche. Es war sehr schwer für meine Familie, das zu begreifen, vor allem für meinen Vater – er hat viele Jahre mit Schuldgefühlen gelebt und war deshalb so beschützend, als ich ein Kind war. Selbst als ich mit den Sozialen Medien begann, hat er mich zunächst nicht unterstützt. Er sagte zu mir: „Du gibst zu viel Preis von dir, die Gesellschaft ist nicht so, wie du denkst.“ Meine Familie hat in alldem keinen Sinn gesehen. Es war schmerzhaft für mich, aber für sie war es eine ständige Erinnerung an den Unfall, wenn sie merkten, wie die Leute auf der Straße mein Bein ansahen. Das war so, bis meine Familie einen TED Talk besuchte, den ich halten durfte. Das war ein paar Monate, nachdem ich den kosmetischen Teil meiner Prothese abgenommen hatte. Es ging um meine Behinderung und darum, warum sie mich motiviert und stolz macht. Meine Familie hörte mir zu, sie sahen die Reaktion der Leute. Ab da wendete sich das Blatt und ich bekam ihre volle Unterstützung.

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In Deutschland berichten Menschen mit Behinderungen, dass es in den 90ern und frühen 2000ern kaum Möglichkeiten gab, Kontakt zu Erwachsenen mit ähnlichen Amputationen zu knüpfen, die einen unterstützen oder verstehen konnten. Wie war es für Sie in Bagdad und später in den Vereinigten Arabischen Emiraten? Hatten Sie in Ihrem Leben ein Vorbild mit einer ähnlichen Amputation?

Ich hatte nie ein erwachsenes Vorbild mit einer Behinderung gehabt. Deshalb war ich so lange skeptisch, was ich mit der Prothese überhaupt machen kann. Mit dem Schwimmen begann ich, die Barrieren abzubauen. Ich ging ins Fitnessstudio, ich fing an, zu Para-Spielen und -Wettbewerben zu gehen – das war besonders wichtig für mich. Als ich zum ersten Mal jemanden mit einer Sportprothese laufen sah, dachte ich: „Ich kann also auch laufen?!“ Ich lebe jetzt in den Vereinigten Emiraten. Die Regierung setzt Gesetze durch und arbeitet daran, ein Bewusstsein für Behinderung zu schaffen. Im Irak war das anders. Es gibt viele Länder im Mittleren Osten, in denen es sehr schwierig ist, als Person mit Behinderung Unterstützung zu bekommen.

Heute sind Sie Fernsehmoderatorin, Sie arbeiten für Ottobock, sind YouTuberin und Lifestyle-Influencerin mit mehr als 1,5 Millionen Abonnent*innen in den Sozialen Medien. Eigentlich haben Sie ja mal Pharmazie studiert. Wie kam es zu diesem Wechsel?

Ich glaube, das Leben treibt einen dahin – das ist die Antwort. Ich liebe es, Pharmazeutin zu sein. Ich habe hart studiert und mein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen, ich war eine Streberin. Nach drei Jahren in der Pharmaindustrie habe ich gekündigt. Ich ging für meinen Master nach Großbritannien, wo ich einen völlig anderen Studiengang absolvierte – Internationale Soziale Arbeit und Community Development. Als ich zurückkam, wollte ich das nicht als Angestellte tun. Ich war recht erfolgreich in den Sozialen Medien. Zunächst gründete ich eine Seite auf Facebook mit dem Namen „Disabled and Proud“. Später postete ich Teile meines Lebens, meine Reisen und Erfahrungen aus meinem Leben mit einer Behinderung. Ich hatte 200 000 Abonnent*innen, dann 500 000, die Zahlen wurden immer größer.

Was passierte dann?

2017/2018 widmete ich mich den Sozialen Medien voll und ganz. Und im Jahr darauf kam Ottobock auf mich zu. Das bedeutete mir sehr viel, denn diese Branche – das bin ich. Ich lebe täglich mit ihr. Dort arbeite ich in der Abteilung Marketing und Social Media Middle East. Meine eigenen Sozialen Medien musste ich aber nie aufgeben. Social Media ist eine Leidenschaft von mir, und das ist genau das, worin ich mich sehe. Ich bin nicht die Art von Person, die einfach nur dasitzt und chillt. Ich bin 24/7 auf Hochtouren.

Was unterschätzen die Leute an Ihrer Arbeit in den sozialen Medien?

Es ist wirklich eine Menge Arbeit. Die größte Herausforderung ist das Brainstorming und das Entwickeln von neuen Ideen. Ich muss mich fokussieren, um echte Emotionen und Authentizität in meine Beiträge und Videos einzubringen. Außerdem gibt es unzählige Plattformen. Man kann nicht lange wegbleiben, sondern muss immer auf dem Laufenden und verbunden bleiben.

Wer sich Ihre Videos auf YouTube anschaut oder Ihnen auf Instagram folgt, spürt Ihr starkes Selbstvertrauen und Ihre positive Ausstrahlung. Woraus schöpfen Sie diese Stärke?

Es gab so viele „Neins“ in meinem Leben, und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich ein „Ja“ in meinem Leben haben muss, egal, ob ich es aus eigener Kraft schaffe, ob die Leute es akzeptieren oder nicht. Ich bin ein hartnäckiger Mensch, der nicht aufgibt. Natürlich bin ich auch traurig, ich lasse das zu und ich weine, damit ich wieder aufatmen kann. Mein Selbstvertrauen – das ist etwas, woran ich ständig arbeiten muss, da sich Lebensphasen und mein Umfeld ändern. Es ist alles eine Frage der Einstellung.

Reicht das aus, wenn es um mentale Gesundheit geht?

Ich glaube, dass viele Dinge, die wir durchmachen, stark mit unserer Einstellung zusammenhängen. Dennoch ist mentale Gesundheit ein total sensibles Thema. Ich möchte keine allgemeine Regel aufstellen – das wäre sehr egoistisch und rücksichtslos gegenüber anderen. Man kann nicht alle Probleme vereinheitlichen und schlussfolgern: „Es ist schon in Ordnung, das geht schon vorbei.“ Menschen brauchen unterschiedliche Unterstützung; wir sollten zuhören und darüber sprechen.

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Menschen mit Behinderungen müssen sich an die nicht-behinderte Gesellschaft anpassen – an ihre Erwartungen, an die Barrieren im Alltag. Anpassung scheint eine Einbahnstraße zu sein. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, woran sollte sich die nicht-behinderte Bevölkerung anpassen?

Sie müssen mir mindestens zehn Wünsche dafür geben (lacht). Ich wünsche mir, dass die Menschen weniger urteilen. Die Leute sind sich nicht bewusst, wie sie uns wegen unseres Aussehens oder unserer Art zu gehen anschauen, welchen Einfluss sie damit haben. Man kann ein ganzes Leben ruinieren, indem man über andere urteilt und diese Mentalität weiterträgt.

Sie arbeiten schon eine ganze Weile für Ihr Ziel, die Sichtweise von Menschen auf Behinderungen zu verändern. Was hat sich seitdem geändert?

Ich spüre, dass das Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen gestiegen ist – dank der Sozialen Medien. Sicherlich haben sie auch negative Seiten, aber heutzutage kann man ganz leicht mitbekommen, was in der ganzen Welt passiert. Videos gehen viral, die in kleinen Dörfern irgendwo auf der anderen Seite der Welt entstanden sind. Das ist die Macht der sozialen Medien. Ich bin dankbar, dass ich zu dieser Sensibilisierung beitragen kann. Es war nicht immer einfach, diese Art von Inhalten zu teilen. Aber wenn ich etwas zum Thema Prothesen und Technik poste, steigt die Anzahl der Ansichten. Die Leute fragen nach der Prothese selbst oder nach Selbstakzeptanz. Die Gemeinde wächst, ich freue mich, wenn ich Araber*innen mit irgendeiner Art von Behinderung auf den Plattformen sehe – dann denke ich: „Ja, endlich haben die Leute den Mut, sich zu zeigen.“

Dieses Interview ist Teil der diesjährigen Paralympics Zeitung. Alle Texte unserer Digitalen Serie finden Sie hier. Alle aktuellen Entscheidungen und Entwicklungen lesen Sie in unserem Paralympics Blog.

Delia Kornelsen

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