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Sport: In Gedanken bei Mamic

Im ersten Spiel ohne den Kapitän tut sich Alba schwer – die Fans wünschen ihm alles Gute

Berlin - Der Mittwochvormittag begann für die Basketballer von Alba Berlin auf der Intensivstation. Die ganze Mannschaft besuchte gemeinsam mit Trainer Henrik Rödl den schwer verletzten Matej Mamic im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB). Fünf Minuten nur blieben die Spieler bei ihm, „er war gerade bei der Therapie“, sagt Aufbauspieler Martynas Mazeika. Die 87:91-Heimniederlage gegen Euphony Bree am Vorabend sei kaum ein Thema gewesen. Das Ergebnis kannte Mamic ohnehin, die Spieler hatten ihm noch am Abend eine SMS geschickt. „Wir haben darüber geredet, wie es ihm geht. Er hat erzählt, dass er seine Beine und Arme schon besser bewegen kann“, erzählt Mazeika. Mamic wird wegen einer schweren Prellung im Rückenmark und Lähmungserscheinungen behandelt, die er sich am Samstag bei einem Sturz im Bundesligaspiel gegen Trier zugezogen hatte.

Der Alba-Kapitän habe optimistisch geklungen, „er hat gesagt, dass er zu den Play-offs wieder dabei sein will“, sagt Mazeika, der dies als Kampfansage des Kroaten verstand, als Spieler in die Max-Schmeling-Halle zurückzukehren, nicht als Zuschauer. „Aber vielleicht war es auch ein Witz. Matej ist ein lustiger Typ, der oft Witze macht.“ Derzeit scheint ein Comeback als Profibasketballer ausgeschlossen – Mamic kann zwar mit Hilfe aufstehen und wird wohl nicht auf den Rollstuhl angewiesen sein. Doch er kann zum Beispiel nicht ohne Hilfe essen.

In der Max-Schmeling-Halle war Mamic allgegenwärtig – auf dem Programmheft, auf dem Alba-Adventskalender am Fanartikelstand, auf vielen Transparenten mit Genesungswünschen und auch in den Köpfen von Spielern und Fans. Bei ihrem ersten Auftritt ohne Mamic hatten die Berliner auch für den 30-jährigen Kroaten siegen wollen. Doch der Schock saß 72 Stunden nach dem Unfall noch zu tief. Nach der vierten Niederlage im vierten Spiel sind die Chancen des Tabellenletzten der Gruppe A weiter gesunken, als eines von vier Teams der Sechsergruppe das Achtelfinale zu erreichen.

„Heute verbietet es sich aus vielen Gründen, die Mannschaft zu kritisieren“, sagte Albas Vizepräsident Marco Baldi. Schließlich fehlte nicht nur der Kapitän. Jovo Stanojevic und Demond Greene kämpften sich krank und geschwächt durchs Spiel. Greene war mit 16 Punkten dennoch Albas Topscorer, Stanojevic machte in 17 Minuten Spielzeit zwar zwölf Punkte, leistete sich aber auch acht der 15 Berliner Ballverluste.

Trotz der schwierigen Lage forderte Baldi: „Wir dürfen nicht in Selbstmitleid verfallen. Es war ein besonderes Spiel, das Spiel eins nach dem Unfall. Ein weiteres Spiel eins wird es nicht geben. Die Mannschaft hat nur eine Chance: weitermachen und kämpfen.“ Kämpfen, um im Uleb-Cup vielleicht doch noch eine Chance zu haben. Um in der Bundesliga die Position als Tabellenführer nicht zu verspielen. Und vor allem: um den Kopf frei zu bekommen und Basketball wieder als Lebensmittelpunkt zu betrachten in Zeiten, in denen den Berlinern bewusst wurde, wie unwichtig Siege und Niederlagen eigentlich sind. „Wenn man das, was man immer macht, mit Intensität betreibt, dann kommt auch die Freude zurück“, sagte Baldi.

Am Dienstagabend hatte noch niemand wieder Freude am Basketball. Den Profis fiel es vor allem in der ersten Halbzeit gegen den Belgischen Meister schwer, ihrem Beruf nachzugehen. Erst „nach der Pause haben wir unseren Geist gefunden, keinen Körperkontakt gescheut und gekämpft. Das ist das einzig Positive aus diesem Spiel“, sagte Henrik Rödl. „Ich habe gedacht, dass die Spieler den Schalter früher umlegen. Aber der Samstag hat die Mannschaft sehr mitgenommen.“ Übermorgen Abend tritt Alba bei den Telekom Baskets Bonn an, am kommenden Dienstag bei BK Ventspils in Lettland. Die Schonfrist ist vorbei.

Helen Ruwald

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