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Sport: Israel schaut Eishockey

Deutschland schlägt Außenseiter bei der B-WM 11:2

Für Sergej Belo war der gestrige Nachmittag der bisherige Höhepunkt seiner Sportlerkarriere. Es war 12 Uhr 56, als der Kapitän der israelischen Eishockey-Nationalmannschaft auf seinen deutschen Kollegen Stefan Ustorf zufuhr, um ihm auf dem Eis des Coliseum in Amiens den Wimpel des israelischen Eishockey-Bundes zu überreichen. Vier Minuten später dann kam es beim Auftaktspiel der B-Weltmeisterschaft in Frankreich zum ersten Bully zwischen einer israelischen und einer deutschen Nationalmannschaft in der Geschichte des Eishockeys. Eine sporthistorische Außergewöhnlichkeit, die aber mit einem wenig überraschenden Ergebnis endete. Deutschland siegte nach einer einseitigen Partie 11:2 (6:0, 3:0, 2:2).

Der klare Erfolg der Deutschen sagt nur wenig über den Leistungsstand der verjüngten Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp aus. Israel ist alles andere als eine Eishockey-Nation, im Land gibt es nur sechs Klubs, die ihre Meisterschaft in der einzigen Eishalle nahe der libanesischen Grenze austragen. Die israelischen Nationalspieler stammen überwiegend aus Russland und Nordamerika und hatten das gestrige Spiel ungeduldig erwartet. „Wir Spieler haben seit einer Woche nur von Marco Sturm geredet“, sagte Kapitän Belo. „Auf den haben wir uns besonders gefreut.“ Sturm ist ein Star in der National Hockey-League (NHL), die auch den Israelis nicht unbekannt ist.

Damit hatten sie einen Informationsvorsprung vor den Deutschen, denn die lernten ihre Gegner erst auf dem Eis kennen. „Weil es von den Spielen keine Videobilder gibt“, wie der überragende Christoph Gawlik von den Berliner Eisbären sagte. Im Spiel hatten die israelischen Amateure gegen den übermächtigen Gegner keine Chance. Der erste Schuss aufs deutsche Tor gelang Alon Eizenman erst nach 13 Spielminuten. Da führte Deutschland nach Toren von Sascha Goc (Hannover), Tino Boos (Köln), Anton Baader (Duisburg) und zwei Treffern von Gawlik schon 5:0. Nachdem Daniel Kreutzer (Düsseldorf) noch im ersten Drittel das 6:0 geschossen hatte, schonten sich die Deutschen. Das zweite Drittel gewannen sie nur noch 3:0. Bader und Alexander Barta (Hamburg) trafen, bevor die Israelis dann ein Tor ihres Stars Marco Sturm aus allernächster Nähe bewundern durften. Erst im letzten Drittel kamen die israelischen Spieler zu zwei – aus Sicht des deutschen Torwarts Thomas Greiss eher überflüssigen – Toren durch Oren Eizenman und Alon Eizenman. Marco Sturm brachte dann mit seinem zweiten Treffer die 500 dauerfeiernden deutschen Fans unter den 1800 Zuschauern noch einmal zum Jubeln, bevor der Nürnberger Petr Fical das Tor zum 11:2-Endstand erzielte.

Auf dem Gang zur Kabine bejubelten die Israelis das 2:11 wie einen Sieg. Sergej Belo war zwar völlig erschöpft, aber glücklich: „Es war eine Ehre, gegen Marco Sturm zu spielen.“ Außer dessen Kunststücken gefielen Belo aber auch die deutschen Fans gut. Die hatten in den Schlussminuten den Außenseiter mit Sprechchören gefeiert. „Ich will mich bei ihnen für den Applaus bedanken“, sagte Belo. „Auch aus politischer Sicht war dieses Spiel ein Gewinn. Schließlich ist die Geschichte beider Länder nicht so einfach.“

Beim Sieger fiel die Freude verhaltener aus. „So einfach wird das hier für uns nicht noch einmal“, sagte Stefan Ustorf. Schon heute um 16 Uhr 30 gegen Japan (live im DSF) erwartet nicht nur Bundestrainer Uwe Krupp „ein ganz anderes, ausgeglicheneres Spiel“ als gestern.

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