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Gesprächig. Sions Klubpräsident Constantin kritisiert den Fifa-Chef. Foto: Reuters

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Sport: Joseph al Gaddafi

Sions Klubchef attackiert Fifa-Präsident Blatter.

Berlin – Der Präsident des Schweizer Fußball-Erstligisten FC Sion, Christian Constantin, hat den Weltverband Fifa und dessen Präsidenten Joseph Blatter mit dem ehemaligen libyschen Diktator Muammar al Gaddafi verglichen und den Weltverband hart kritisiert. Die Drohung der Fifa, die Schweiz aus allen internationalen Wettbewerben auszuschließen, sei ein „ein terroristischer Akt, gegen den wir juristisch vorgehen werden. Joseph Blatter ist ein Diktator, der jeglichen Sinn für Realität verloren hat. Er muss verrückt sein, dass er mit einem Ausschluss des Schweizer Verbandes droht, statt die Sache nur auf den FC Sion zu projizieren“, sagte Constantin in einem Interview der „Basler Zeitung“ und dem „Tagesanzeiger“.

Hintergrund dieses verbalen Rundumschlags ist ein Beschluss des Exekutivkomitees des Weltverbandes. Das Gremium hatte vergangenen Samstag den Schweizer Verband in die Pflicht genommen, auf den FC Sion einzuwirken, um die juristische Auseinandersetzung zwischen dem Schweizer Klub und der Europäischen Fußball-Union (Uefa) binnen eines Monats zu beenden. Andernfalls drohe der Schweiz der Ausschluss aus allen internationalen Wettbewerben.

Sollte die Fifa ihre Drohung wirklich wahr machen, dann wäre damit auch das die Achtelfinal-Partie in der Champions-League zwischen dem FC Basel und dem deutschen Rekordmeister Bayern München im kommenden Jahr gefährdet. Die Spiele sind auf 22. Februar und 13. März terminiert. Constantin ging den Fifa-Präsidenten frontal an. Blatter handele dabei „ähnlich wie Gaddafi im Dezember 1988, als er die USA bestrafen wollte und einen Anschlag auf ein Flugzeug einer amerikanischen Fluglinie verübte. Gelitten haben aber Unbeteiligte. In diesem Fall wäre das der FC Basel.“

Dass es allerdings wirklich zu einem solch drastischen Schritt kommen wird, daran glaubt Constantin freilich nicht. „Basel wird gegen Bayern München spielen. Das ist sicher. Glauben Sie, die Bayern wären damit einverstanden, wenn plötzlich Manchester United im Achtelfinale stehen würde?“ Bei Bayern verfolgt man den Streit interessiert, erstens wegen grundsätzlicher Erwägungen, zweitens schon im eigenen Interesse.

Seit Monaten befinden sich Constantin und sein Klub im Rechtsstreit mit der Fifa und der Uefa. Die Uefa hatte im Sommer den FC Sion wegen des Einsatzes von sechs nicht spielberechtigten Profis, die in Play-offs gegen Celtic Glasgow aufgelaufen waren, aus der Europa League ausgeschlossen. Der Verein hatte diese Entscheidung angefochten und den Fall bis vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas gebracht. Dort war der FC Sion mit seiner Klage vor kurzem gescheitert.

Constantin kämpft jedoch weiter und sieht sich als Märtyrer im Kampf gegen die Verbände. „Wenn es niemand wagt, sich gegen die Diktatur der beiden bedeutenden Fußballverbände aufzulehnen, dann mache ich es halt“, kündigte der 54 Jahre alte Architekt an. „Es wird Zeit, dass die verantwortlichen Herren um Blatter und Platini zur Rechenschaft gezogen werden und endlich verschwinden.“ Zumindest den letzten Satz, in Bezug auf Blatter, dürften viele Experten und Fußball-Fans unterschreiben, auch wenn sie zum Fall Sion keine oder andere Meinungen haben. dapd/Tsp

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