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© dpa

Jugendarbeit: Die Liga der Zukunft

Zehn Millionen Euro lässt sich der DFB die Ausbildung seiner Talente jährlich kosten, 70 Millionen Euro stecken die Klubs pro Jahr in ihre vorgeschriebenen Leistungszentren. Immer mehr Bundesliga-Vereine setzen ihre Hoffnungen in junge Profis.

Berlin - Seit 51 Jahren warten die Fans des FC Schalke 04 auf einen deutschen Meistertitel. Damit es endlich klappt, wurde Wolfsburgs Meistermacher Felix Magath als neuer Generalbevollmächtigter eingesetzt. Und auch ein paar neue Spieler dazugeholt, die Vassilios Pliatsikas, Emin Yalin, Jan Moravek oder Lewis Holtby heißen. Keiner von ihnen ist älter als 21 Jahre, der wichtigste Zugang Holtby wird im September 19. Die Verpflichtung dieser Spieler ist auch ein wenig finanziellen Zwängen geschuldet, vor allem aber illustriert sie die aktuelle Verjüngung der Bundesliga. Und die hat vor allem den Grund, dass es so viele gute junge Spieler gibt.

Es ist zehn Jahre her, dass sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) von den Vorbehalten gegen Eliteförderung verabschiedet hat und damit begann, gezielt in den Spitzennachwuchs zu investieren. Zehn Millionen Euro lässt sich der DFB die Ausbildung seiner Talente jährlich kosten, 70 Millionen Euro stecken die Klubs pro Jahr in ihre vorgeschriebenen Leistungszentren. Matthias Sammer, seit 2006 Sportdirektor des DFB ist, hat endgültig alles auf Leistung ausgerichtet. „Wir bilden Sieger aus“, sagt Sammer, und: „Wir brauchen diese Gier nach Titeln.“

Dieser Anspruch hat sich durchgesetzt. Inzwischen ist es fast schon eine Überraschung, dass an diesem Sonntag ein EM-Finale bei den Nachwuchsteams ohne Deutschland stattfindet. Bei der U-19-Europameisterschaft treffen die Ukraine und England aufeinander, die Deutschen waren in der Qualifikation knapp an den Spaniern gescheitert, die schon seit vielen Jahren die erfolgreichste Nachwuchsarbeit in Europa betreiben. Doch Deutschland hält derzeit die EM-Titel bei der U 17 und neuerdings auch in der wichtigsten Altersklasse U 21, die nicht nur den Übergang zu den Profis markiert, sondern für manchen der deutschen Europameister wohl auch gleich den zur A-Nationalmannschaft und zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. In Manuel Neuer, Benedikt Höwedes (beide Schalke), Andreas Beck (Hoffenheim), Mesut Özil, Marko Marin (beide Bremen), Sami Khedira (Stuttgart), Jerome Boateng (Hamburg) und Gonzalo Castro (Leverkusen) können sich acht Spieler durchaus Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme in jungen Jahren machen.

Sie tragen mit den anderen rund 20 deutschen Spielern, die 1986 oder später geboren sind und Chancen auf einen Stammplatz in der Bundesliga haben dazu bei, dass der Altersdurchschnitt in der Liga auch in diesem Jahr weiter sinkt. Vor zehn Jahren lag er noch bei knapp 28 Jahren, in dieser Saison sind die Profis fast eineinhalb Jahre jünger.

Das liegt aber nicht nur an der deutschen Nachwuchsarbeit, auch aus dem Ausland (von dem es oft hieß, von dort kämen zu viele Spieler) werden immer mehr junge Spieler geholt, die große Erwartungen wecken und die teilweise schon sehr viel Geld kosten. Gemäß ihrer Vereinsphilosophie haben die Hoffenheimer die Jungen Franco Zuculini (Argentinien), Prince Tagoe (Ghana) und Maicosuel (Brasilien) unter Vertrag genommen. Keiner von ihnen ist älter als 23, Zuculini und Maicosuel haben jeweils 4,5 Millionen Ablösesumme gekostet. Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick hält jüngere Spieler für belastbarer, zudem sorgten sie für eine gute Arbeitsatmosphäre. „Es herrscht ein Korpsgeist, wie man ihn von Eliteschulen her kennt“, sagte er dem „Kicker“.

Auch ohne eine solche Philosophie gibt es Klubs, die in junge ausländische Spieler investieren. Der Hamburger SV ließ sich den 22-jährigen Schweden Marcus Berg zehn Millionen Euro kosten und den gleichalten Niederländer Eljero Elia nur eine Million weniger. Leverkusen bezahlte für den 21 Jahre alten Schweizer Eren Derdiyok fünf Millionen. Da war Schalkes deutsches Talent Lewis Holtby mit drei Millionen Euro richtig preiswert.

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