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Jung und gut: Hockey-Nationalteam überzeugt bei der WM

Ihr erstes Ziel haben die deutschen Hockeyspieler bereits erreicht, sie stehen im Halbfinale der Weltmeisterschaft; aber dass für sie alles nach Plan verlaufen ist, kann man mit Sicherheit nicht behaupten.

Max Weinhold, der Torhüter, hat sich gleich im Eröffnungsspiel verletzt, er fehlt immer noch, und ob er tatsächlich in den Finalspielen ins Tor zurückkehrt, ist zumindest fraglich. Umso bewundernswerter ist es, wie das junge Team von Bundestrainer Markus Weise auch diesen Rückschlag weggesteckt hat. „Ich bin so begeistert, dass wir mit dieser jungen Mannschaft auf relativ souveräne Weise das WM-Halbfinale erreicht haben“, sagt Max Müller, mit 22 Jahren der jüngste Kapitän aller zwölf teilnehmenden Mannschaften.

Überhaupt ist kein Team jünger und unerfahrener als das der Deutschen. Trotzdem hat sich der Titelverteidiger ungeschlagen Platz eins in seiner Gruppe gesichert. „Man darf nicht vergessen, dass sich die Struktur komplett verändert hat“, sagt Teammanager Jochen Heimpel. Aus dem Siegerteam von Olympia in Peking sind noch acht Spieler dabei, aus der Mannschaft, die 2006 in Mönchengladbach Weltmeister wurde, nur drei – es ist quasi ein komplett anderes Team. Und doch haben die jungen und unerfahrenen Spieler ihre Aufgabe insgesamt überzeugend gelöst, obwohl sie wenig Zeit hatten, sich in der ungewohnten Situation zurechtzufinden. Auch Markus Weise hätte seinen Youngstern gern einen anderen Einstieg gewährt, und doch machen alle ihre Sache gut. Martin Häner vom Berliner HC beispielsweise spielt in der Innenverteidigung, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

„Wir haben viele Jungs, für die dieses Turnier nicht die letzte Chance ist, einen Titel zu holen“, sagt der Bundestrainer. „Das kann sich durchaus positiv auswirken.“ Es wirkt auf den ersten Blick wie ein Nachteil, dass die Mannschaft keinen Star in ihren Reihen hat – und stellt sich jetzt als Vorteil heraus. „Es gibt keine Neidsituationen“, sagt Häner. Die Mannschaft sei homogen wie nie und harmoniere gut, lautet die einhellige Meinung aus dem deutschen Lager.

Im Halbfinale treffen die Deutschen an diesem Donnerstag auf England, den aktuellen Europameister, der mit einem Sieg gegen den großen Favoriten Australien in das Turnier gestartet ist. Auch sonst haben sich die Olympiasieger von 1988 durch den Gewinn der EM 2009 (gegen Deutschland im Finale) eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Olympischen Spiele 2012 in London machen es möglich: Die Engländer verfügen über erhebliche finanzielle Mittel, auch deshalb ist die Hockey-Mannschaft wieder an die Weltspitze herangekommen.

„Wenn man so ein Turnier gewinnen will, muss man jeden schlagen“, sagt Markus Weise. Und das wollen die Deutschen nun, auch wenn sie ihr Ziel eigentlich schon erreicht haben.

Claudia Klatt[Neu-Delhi]

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