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Weckten mehr Emotionen als die Männer: Die deutschen Spielerinnen nach dem verlorenen EM-Finale im Sommer.

© dpa/Sebastian Gollnow

Katar-Stimmung : Neue Emotionen braucht das Land

In Deutschland wird die WM nun zur Nebensache. Freuen wir uns auf die nächsten großen Fußballturniere, denn die sollten wieder mitreißen.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Es ist Halbzeit beim Turnier von Katar. Gut, bei manchen Teilnehmern war das Finale schon, da ist jetzt eher Endzeit-Stimmung. Das deutsche Team ist wie vier Jahre zuvor in Russland in der Vorrunde rausgesegelt und muss nun den Spott derer ertragen, die diese unsägliche Veranstaltung beherbergen. Es lässt sich ganz salopp formulieren: Die, die Lust auf eine WM in Katar haben, spielen noch. Die, die keine Lust darauf hatten, spielen nicht mehr. Und das sind eben vor allem die Deutschen.

Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusagen, dass die WM in den kommenden zwei Wochen hierzulande zu einer großen Randveranstaltung mutieren wird. Da werden auch viele wegschalten, die bislang noch zugeschaut haben, weil das deutsche Team ja noch für ein wenig Drama gut war.

Auch wenn es emotional von vielen in der Heimat so weit entfernt war wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Spieler haben nicht mitgerissen mit ihren Auftritten. Mit ihrem Auftreten, der Hand vor dem Mund vor dem ersten Spiel, haben sie illustriert, dass sie mit dem Turnier – völlig zurecht – nicht glücklich sind.

Die Einschaltquote war mit 17,43 Millionen Zuschauenden beim letzten Auftritt der Deutschen gegen Costa Rica zwar WM-Quotenrekord, aber sie war mitnichten die Rekordmarke für ein Fußballspiel in diesem Jahr und Land. 17,897 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer schalteten ein, als Deutschlands Kickerinnen im EM-Finale von Wembley im Juli 1:2 gegen England verlor.

Dass die Frauen also in der Endrechnung erstmals vor den Männern liegen – eigentlich noch vor einigen Monaten undenkbar – zeigt auch, dass da im Sommer ein deutsches Team am Start war, dass die Menschen in der Heimat mitgenommen hat.

Freuen wir uns also auf den nächsten Höhepunkt im internationalen Fußballkalender, nämlich die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (Frauen) 2023. Und hoffen wir darauf, dass bei der Heim-EM im darauffolgenden Jahr die Männermannschaft uns emotional wieder mehr mitreißen kann.  

Vielleicht war es sogar ganz gut, dass die deutsche Mannschaft diesmal so ausgeschieden ist, denn was wäre geworden, wenn sie etwa Weltmeister geworden wäre? Es wäre ein Titel mit Sternchen geworden, sollen ihn nun eben andere haben.

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